Arno & Andreas Reunited
Retro-Relevanz: «Wir bereuen keine Zeile»
Sie gaben über 1400 Konzerte und packten ihre Zuhörer von A bis Z. Jetzt, 30 Jahre nach ihrem Aufhören, kommen sie erstens in den Livenet-Talk und zweitens zu einem einmaligen Youtube-Konzert am 4. September: Arno und Andreas leben noch!
Sie fingen vor rund 50 Jahren an, zusammen zu spielen und waren dann 20 Jahre lang so etwas wie «Simon und Garfunkel» der christlichen Szene: Arno Backhaus und Andreas Malessa begeisterten Zehntausende, brachten zum Lachen, zum Nachdenken und zum Glauben und prägten 20 Jahre lang die christliche Musikszene der 70er und 80er Jahre. Ziemlich genau vor 30 Jahren hörten sie auf, zusammen zu spielen und trotzten seither allen Wiedervereinigungs-Rufen – bis zum 4. September 2021, wo sie gemeinsam ein Youtube-Konzert im Studio geben werden. Einmalig, wie sie betonen.
Kein bisschen harmlos
Heute sind A&A Väter und Grossväter – wie viele Rockstars dieser Ära –, aber sehr lebendig, aktiv und kreativ: Das zeigt der Livenet-Talk mit Jean-Daniel von Lerber (eine Veranstalter-Legende für sich) und Hanspeter Schmutz, der als Zeitzeuge durchs Gespräch führt.
Das Spannende an ihren gemeinsamen Auftritten war ihr Stil: Arno mit seinem sagenhaften Humor und Andreas mit seinen scharfsinnigen Analysen. «Unsere Lieder waren eine Kombination von Bibelarbeit, Zeitunglesen und persönlichem Erleben», erklärt Andreas Malessa, Theologe, Gemeindegründer, Journalist und Musicalschreiber.
Bevor einem der Kragen platzt
Arno Backhaus seinerseits wurde bekannt durch sein freimütiges Bekenntnis: «Ich habe ADS, und das ist eine tolle Gabe Gottes.» Seinen Humor bezeichnet er als eine Art, mit Schwierigem im Leben fertigzuwerden oder mit den Worten von Andreas: «Humor ist der Knopf, den man aufmachen kann, damit einem nicht der Kragen platzt.» Legendär sind seine Einsätze etwa in Einkaufszentren, wo er einen Teller mit Geld vor sich hinstellte mit der Aufschrift «Nehmen Sie sich was».
Die 70er: Das waren Zeiten!
Lohnend im Talk: der Rückblick auf die 1970er Jahre mit den Anfängen christlicher Rockmusik. «Der christliche Schallplatten-Tisch war damals noch halbleer», wie Hanspter Schmutz bemerkt. Dann kamen plötzlich Larry Norman und Barry McGuire (von Jean-Daniel von Lerber nach Europa geholt), Karen Lafferty und andere. Die «2nd Chapter of Acts» begannen Worship, ein ganz neuer Begriff damals. Andreas Malessa besuchte in seinem «Verlobungsurlaub» Kalifornien und lernte sowohl die säkulare Musikszene als auch die legendäre «Calvary Chapel» mit einem «gelockten Pianisten am Klavier namens Keith Green» kennen.
Auch Jean-Daniel von Lerber hat seine musikalischen Inspirationen aus den USA aufgesogen: «eine Sprache, die ich und meine Freunde endlich mal verstanden haben». 1980 lud er Arno und Andreas zum ersten Mal in die Schweiz – daraus wurden mehrere Tourneen. «Freundschaften mit ihnen und mit vielen anderen Künstlern entstanden, die uns heute noch verbinden», bekennt der profilierte Veranstalter.Die deutsche Szene entsteht
Die Inspiration aus den USA führte schliesslich auch in Deutschland zu einer modernen christlichen Musikszene: Siegfried Fietz wagte das Schlagzeug, Manfred Siebald fabrizierte meisterhafte Texte und Arno und Andreas füllten die Hallen. «Wir bereuen keine Zeile von damals, zu 90 Prozent entsprechen die Texte heute noch unseren Überzeugungen, auch wenn man heute natürlich andere Texte macht», erklärt Andreas Malessa.
Gehäuteter Glaube …
«Unser Glaube hat natürlich Entwicklungen und Häutungen durchgemacht», reflektiert Malessa: «Das fromme Versprechen, wenn du den Herrn Jesus liebhast und immer Stille Zeit machst, wird dein Leben gelingen – dieses Versprechen wurde nicht gehalten, schau nur um dich rum. Was von meinen kindlichen Glaubensinhalten hat den Test der Zeit überstanden? Was kann ich heute guten Gewissens meinen Enkeln weitergeben?»
… und tragisch aktuelle Lieder
Viele der Lieder, die Arno und Andreas in den 70ern sangen, erfüllten sich «prophetisch» viele Jahre später, etwa wenn es um Umweltverschmutzung oder Pandemie geht. Andere wie Lieder «von Mauern und Zäunen» sind heute noch «tragisch aktuell», auch wenn es nicht mehr um die DDR-Mauer, sondern um Flüchtlingsmauern und Stacheldrahtzäune geht: «Der ganze biblische Zirkus, über den wir gesungen haben, zieht sich immer noch durch unsere Zeit.»
Der Talk mit Arno und Andreas ist voll von weiteren Schätzen und Perlen – einschliesslich kritischer Seitenblicke auf die christliche Lobpreiskultur, die den Blick oft lieber nach oben als zu den Menschen um sie herum richtet.
Die beiden «Barden» treten mit einer «Vier-Generationen-Band» am Samstag, 4. September 2021, um 20 Uhr in YouTube auf. Ein freiwilliger «Eintritt» ist willkommen und sicher angemessen.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet