Mahlzeiten und Wertschätzung
Als sie am Tiefpunkt war, sprach Gott
Vor mehr als 20 Jahren, als Regula Sulser wegen Depressionen krankgeschrieben war, sprach Gott ein einziges Wort zu ihr. Daraus entstand die Firma Gourmet Domizil, die selbst in Coronazeiten auf Hochtouren läuft.
«Durch meine ganze Jugendzeit hindurch war ich depressiv.» Nach wiederholten Zeiten der Arbeitsunfähigkeit befand sich Regula Sulser (54) aus Niederhasli (ZH) Ende der 90er Jahre an einem neuen Tiefpunkt. Dabei stand sie unmittelbar vor dem Wendepunkt und 20 Jahre später leitete sie eine Firma mit 45 Mitarbeitern.
Wo ist das Leben, das Gott verheisst?
Irgendwann sagte Regula zu Gott: «Wenn das die Fülle des Lebens ist, die du verheissen hast, dann kann es das nicht sein.» Ein paar Tage später sauste Regula das Wort «Mahlzeitendienst» durch den Kopf. «Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, dass Gott zu Menschen spricht, war ich überzeugt, dass dies Gottes Reden war.» Gerade war Regula wegen ihrer Depression krankgeschrieben. «Selbst kleine Dinge, wie einen Telefonanruf zu machen, waren für mich sehr anstrengend.» Entsprechen klein waren ihre ersten Schritte. «Meine Grossmutter war die erste Person, die ich mit Mahlzeiten belieferte.»
Auftrag ausgeführt?
Weitere Kunden kamen dazu. «Einmal war es eine Nachbarin, ein anderes Mal der Grossvater eines Kollegen – immer wieder konnte ich Leute mit Mahlzeiten beliefern.» Bald war Regula ihre Depressionen los. «Das hatte einerseits mit meiner neuen Aufgabe zu tun, andererseits aber auch, weil ich lernte, Menschen zu vergeben.»2000 gründete Regula ihr Unternehmen mit dem Namen Gourmet Domizil. «Ich begann, Mahlzeiten an Privatkunden auszuliefern. Das waren vor allem alte oder kranke Menschen.» Sie nahm Telefonbestellungen entgegen, kochte Mahlzeiten und lieferte diese zu Kunden nach Hause. «Nach meinem zwölften Kunden sagte ich zu Gott: Ich habe den Auftrag erfüllt.» Damals konnte sie sich nicht vorstellen, was noch kommen sollte. «Wenn Gott mir von Anfang an gesagt hätte, was er mit mir vorhat, wäre ich masslos überfordert gewesen.»
Wachstum, Mitarbeiter, Restaurant
Regula erhielt immer mehr Anfragen und irgendwann drängte es sich auf, einen Mitarbeiter anzustellen. Es sollte nicht der letzte bleiben. Die Belegschaft wurde immer grösser und irgendwann kam auch ein Restaurant mit 600 Plätzen dazu. Nie hätte sich Regula träumen lassen, einmal eine solche Firma zu leiten. «Ich bin mit meiner Firma mitgewachsen und heute liebe ich es, so viele Mitarbeiter zu führen und ein Stück weit zu betreuen.»
Gottes Ruf kam am Tiefpunkt
«Mich begeistert, dass Gott einen Auftrag gibt, wenn wir am Tiefpunkt sind.» Sie stellte fest, dass dies längst nicht nur bei ihr so war. «Wir müssen nicht zuerst irgendetwas erreicht haben, um von Gott berufen zu werden.» Das ermutigt, auf Gott zu vertrauen. «Er hat alle Möglichkeiten um etwas auf die Beine zu stellen. Wie gross unsere eigenen Möglichkeiten sind, ist dabei völlig egal.»
Gottvertrauen war für Regula wiederholt wichtig. Es gab harte Rückschläge, wie ihre Scheidung, Brustkrebs mit ungewissem Ausgang oder eine Zeit mit epileptische Anfälle. «Oft wusste ich nicht, wie mein Leben weitergehen soll und konnte nur noch Gott vertrauen.»
Seit elf Jahren werden in ihrem Restaurant Seniorenfeste durchgeführt. «Es gibt viele einsame Senioren, die niemanden haben, der ihnen zuhört.» Diese Menschen will Regula wertschätzen – sei es mit Musik zum Mitsingen, einem offenen Ohr oder dem Fahrdienst.
Gourmet Domizil: besonders in Coronazeiten
Während die Gastrobranche unter den Massnahmen gegen Corona leidet, sagt Regula: «Oft habe ich den Eindruck, als hätte Gott meine Firma genau für diese Zeit ins Leben gerufen.» Und damit spricht sie nicht auf die Tatsache an, dass ihre Firma im ersten Jahr der Pandemie deutlich zulegte, sondern vielmehr auf die unzähligen Möglichkeiten, um einsame und ängstliche Menschen zu ermutigen. «Als in Einkaufsläden gehamstert wurde, fragten Senioren, ob sie noch Essen kriegen. Da war ein zuversichtliches Wort viel wert.»
Beispielsweise lieferte ihnen zu Ostern 2020 ein Blumenladen 1000 Blumen kostenlos ins Haus. Damit konnte viel Freude gemacht werden. Und es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Menschen zu dienen. Als Unternehmerin will Regula kreativ sein und Chancen ergreifen, Menschen Freude machen und mit dem Evangelium Hoffnung schenken.
Ein Lebensstil der Wertschätzung
Auch ihren Mitarbeitern will Regula Wertschätzung entgegenbringen – unabhängig ihres Glaubens oder ihrer Leistungsfähigkeit. «Ich habe einen tollen Betriebsleiter und wir pflegen eine intensive Kommunikationskultur.» Schon immer sagte Regula, dass Krisen eine Chance sind, um daran zu wachsen. Und genau dies erlebten sie im vergangenen Jahr als ganzes Team. «Während der Coronazeit nahmen wir die Mitarbeiter noch mehr zusammen und sind als Team erstarkt.» In all diesen Monaten sah sie nie eine/n schlecht gelaunte/r MitarbeiterIn und einige haben konkret ausgesprochen: «Es ist ein grosses Vorrecht, unserer Gesellschaft in dieser Zeit etwas Gutes zu tun.»
Regula freut sich, wenn Kunden bei ihnen eine gute Atmosphäre wahrnehmen. «Das ermutigt und zeigt, dass es wirklich Gottes Werk ist, das wir tun.» Mit einzelnen Mitarbeitern hat Regula Gebetszeiten. «Mein Ziel ist, allen Mitarbeiten solche Zeiten anzubieten.» Vor den Coronabeschränkungen begann sie, öffentliche Anbetungsabende durchzuführen. «Ich möchte diese Abende wieder anbieten und auch meine Mitarbeiter einladen. Denn wir haben wirklich einen grossen Gott.»
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet