Wegen Glauben geflohen
«Mein Verbrechen war, dass ich ein paar Bibeln besass»
Yones nahm im Iran den christlichen Glauben an. Nachdem dies entdeckt wurde, blieb im einzig die Flucht. Vor ein paar Monaten ist er in der Schweiz gelandet. Im Rahmen der Kampagne «verfolgung.jetzt» traf ihn Livenet zum Gespräch.
Yones war ein entschiedener Muslim. Obschon er noch nicht so lange in der Schweiz ist, spricht er bereits gut Deutsch. «Ich war ein Schiit und betete dreimal am Tag. Meine Frau war auch eine sehr religiöse Muslimin.» Trotz der tiefen Religiosität lebten beide in einer stetigen Traurigkeit. «Nie empfand ich Frieden im Herzen. Immer war eine Anspannung da. Dabei hatte ich eine gute Familie, einen guten Job und gute Freunde. Ich spürte, dass Gott so weit von uns ist.» Seine Frau habe oft schlecht geschlafen.Einmal bot ihm ein Kollege eine Bibel an mit den Worten: «Dieses Buch kann dir helfen, aber du musst es richtig lesen, jeden Tag, bis jede Seite gelesen ist.» Yones fragte, was das für ein Buch ist. «Ich las bislang immer den Koran, aber nichts passierte dabei. Ich las ihn in arabischer Sprache mit einer Übersetzung daneben. Dreimal täglich betete ich auf Arabisch, ohne zu verstehen, was ich betete.»
Aufgeflogen
Und so begann er die Bibel zu lesen. «Zuerst habe ich sie nicht verstanden.» Doch irgendwie wollte er mehr wissen. Zwei Jahre später vermittelte sein Kollege einen iranischen Pastor aus den Niederlanden. Dieser half Yones weiter und vermittelte schliesslich einen Pastor, der geheime Bibelstunden in Teheran abhielt. «Dort lernte ich Jesus kennen.»
Dies war verbunden mit Angst. «Niemand wusste, dass ich dahin gehe; auch meine Frau nicht. Einmal sah sie die Bibel und fragte, was das ist. Ich sagte, dass sie für einen Kollegen ist.»
Viereinhalb Monate besuchte er zweimal pro Woche die Bibelstunde. «Da kam die Polizei. Unten im Haus war seine Familie, oben waren wir zu viert versammelt.» Die vier rannten. Yones sprang aus dem Fenster und brach sich dabei den Fuss. Dennoch konnte er entwischen.
Die Razzia
Yones ging davon aus, dass er nicht gefunden werden würde. «Doch am Morgen danach rief mich meine Frau an und sagte, dass drei Beamte der Religionspolizei im Haus waren, die alles durchsuchten.» Sie fanden Bibeln und ein paar Blatt Papier, die von der Geschichte von Jesus zeugten.
Yones fragte einen Bekannten, der bei den Behörden arbeitet, was das bedeutet. «Zwei Stunden später meldete er sich und sagte, dass es sicherer ist, wenn ich den Iran sofort verlasse. Wegen den Büchern und ein paar Blättern…»
Die Flucht
Sein Halbbruder organisierte umgehend die Flucht, es gelang ihm, sich zunächst in die Türkei abzusetzen und von dort mit 55 anderen in einem Boot nach Griechenland zu gelangen. Mit Bussen und Zügen landete er schliesslich drei Wochen später in der Schweiz. «Meine Frau zog zu ihrer Familie. Sie sagte, dass die Polizei noch zweimal gekommen ist.»
In der Schweiz suchte er nach einem Bibelkurs und einem Deutschkurs. Bald fand er Anschluss in einer christlichen Gemeinde. «In den Telefongesprächen mit meiner Frau spüre ich, dass sie wohl ebenfalls auf dem Weg ist, den Glauben anzunehmen. Denn früher waren wir innerlich unruhig und nun erkennt sie bei mir, dass ich trotz der schwierigen Lage Frieden habe.»
Er erreicht Mitmenschen
Manchmal frage er sich, warum er Jesus nicht früher kennenlernte. Warum nicht bereits vor zehn Jahren... Nun ist sein Ziel, möglichst viele Mitmenschen zu erreichen. Regelmässig bringt er neue Besucher in einen Schweizer Hauskreis für Personen mit muslimischem Hintergrund mit. Und auch mit Einheimischen spricht er über den christlichen Glauben. «Aber manche wollen nicht über Jesus reden. In Teheran wollen die Menschen ihn kennenlernen, haben aber auch Angst.»
«Ich will, dass andere durch mich Jesus kennenlernen. Es ist meine Aufgabe. Ich höre immer Gottes Wort und muss mit anderen über Jesus sprechen. Viele Leute kennen ihn nicht. Es gibt viele, die auf dem Papier Christen sind. Ich glaube, dass er Gott ist. Er ist die Wahrheit, sein Weg ist der beste Weg. Ich habe ein gutes Gefühl. Wenn ich sterbe, dann kann ich auferstehen und bin dann bei Christus. Für mich ist er ein Schatz. Ich habe viele Verwandte, die Jesus brauchen.»
Der innere Frieden
Im Moment ist Yones noch ohne Arbeit und seine Familie fehlt ihm. «Aber ich habe immer Frieden und ich bin glücklich, ihn kennengelernt zu haben.» Er habe in der Schweiz viele Wunder von Jesus gesehen. «Und er gibt mir jeden Tag neue Kraft. Das ist wichtig für meine Familie und mich.» Er wünscht sich, dass seine Familie eines Tages zu ihm ziehen kann.
Er kenne viele Menschen aus islamischen Ländern, die in die Schweiz gekommen sind. Sie hören seine Geschichte und sind interessiert, aber haben Angst vor den Mitmenschen. «Unsere Religion verschuldet viele Verbrechen, aber wir haben Angst. Doch in Christus ist Freiheit.»
Druck und Aufbruch
Yones erlebte die Gefahr, der insbesondere Konvertiten in seiner Heimat ausgesetzt sind, am eigenen Leib. «Im Iran darf jemand nicht einmal an Jesus denken.» Ebenfalls sind die Kleidervorschriften sehr streng. «Frauen dürfen ihr Haar nicht zeigen.»
«Unser Regime ist eine Diktatur. Viele Probleme sind vorhanden und sie fürchten sich vor der Christenheit. Viele Christen sind im Gefängnis.» Gleichzeitig ist ein Hunger nach dem christlichen Glauben da. Wie in keinem anderen islamischen Land finden derzeit Menschen zu Jesus Christus.
Solidaritätsaktion verfolgung.jetzt
Die verfolgten Christen sind auf die Solidarität ihrer Glaubensgeschwister in der freien Welt angewiesen. Deshalb gehen Menschen am 10. Dezember 2016 in Bern, Zürich und Genf auf die Strasse und stehen für die Betroffenen ein.
Zur Webseite:
verfolgung.jetzt
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet