Christoph und Ulrike Seher

«Psalmen spiegeln das Leben wieder»

Christoph und Ulrike Seher sind das Herz der Musik-Gruppe «SeherPsalms». Diese Formation vertont die Vielfalt der biblischen Psalmen – die Bandbreite erstreckt sich von Chorliedern bis Rock.

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Christoph und Ulrike Seher
Livenet: Was möchtet Ihr dem Hörer vermitteln?
Ulrike Seher: Unser wichtigstes Anliegen ist es, Gott anzubeten. Einfach weil er unbeschreiblich ist, weil er Gott ist. Herrlich, unfassbar, überwältigend. In der ganzen Bibel findet sich zweimal die Aussage, dass Gott konkret etwas sucht. Das muss man sich einmal vorstellen: Der Gott, der Himmel und Erde durch sein Wort geschaffen hat – der allmächtig ist und allwissend – der sucht etwas! Nämlich Anbeter, die ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Nun, wenn Gott solche Menschen sucht, dann wollen wir unser Herz darauf ausrichten, dass Gott dies bei uns finden kann.

Ein weiteres unserer Anliegen ist es, «Wort Gottes» zu vertonen, weil sich Gott in seinem Wort offenbart und wir sein Wort als die einzig reale Kraftquelle für unser Leben erfahren haben.

Was fasziniert Euch an den Psalmen?
Christoph Seher: Vor allem die Aufrichtigkeit, mit der die Beter der biblischen Psalmen zu Gott gerufen haben. In unserer Kultur genieren wir uns oft vor Anderen. Ich selbst bin in einer Familie aufgewachsen, in der es immer nur darum ging: «Was sollen bloss die Leute denken!» Die Eltern haben immer nach aussen «heile Familie» gespielt. Innerlich war die Familie aber geprägt von Ablehnung, Ignoranz, Brüllen, Neid und Missbrauch.

Deshalb faszinieren uns die Psalmen, weil man hier wirklich echtes Beten lernen kann, aus der Tiefe des Herzens. Bei Gott können wir so sein, wie wir sind und brauchen uns nicht zu verstellen.

Stellt doch einen Eurer Songs etwas näher vor...
Ulrike Seher: «The New Lord's Prayer Hymn» ist eine zeitlose Vertonung des «Vater Unser», ein Highlight für alle Chöre. Das «Vater Unser» besteht aus drei Teilen: Der erste Teil wendet sich an Gott und beschäftigt sich mit dessen Eigenschaften: Er verherrlicht den Namen Gottes, wünscht sich das Reich Gottes herbei und sehnt sich danach, dass sein Wille geschehe. Im zweiten Teil geht es um unsere menschlichen Bedürfnisse: das tägliche Brot, die Vergebung unserer Schuld, die Versuchung und das Böse das uns bedrängt. Im dritten Teil wird der Blick wieder auf Gott gerichtet: sein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit. In Ewigkeit. Amen.

Den ersten und dritten Teil haben wir deshalb mit gleichen Melodie- und Chorstrukturen aufgebaut, da sie beide von Gott sprechen. «Aufsteigende Führungen», wie es musikalisch heisst, führen zur Ehre Gottes hinauf und steigern die Spannung des Liedes, bis es am Schluss vom glorreichen «Amen» gekrönt und die Spannung aufgelöst wird. Der zweite Teil, in der Mitte, ist anders konzipiert. Er spricht von uns Menschen. Hier haben wir eine Solostimme, die von einer sanften Pop-Band begleitet wird.

Man kann auf unserer Homepage auch das deutsche Notenblatt downloaden.

Lesen Sie auf Seite 2, wie die Psalmen selbst im Burnout halfen.

Es gibt ja sehr unterschiedliche Psalmen, solche die Wut, Rache und Angst ausdrücken, aber auch solche der Hoffnung und Zuversicht. Welche verarbeitet Ihr in Euren Texten?
Christoph Seher: Psalmen sind die Gebete der Gläubigen und spiegeln deshalb oft auch das Leben des Beters wieder. Im Grunde genommen kann jedes aufrichtige Gebet zu einem Psalm werden, wenn man es vertont. Was konkrete Situationen betrifft, ist unser Lied «Homecoming» ein Gebet der Umkehr und Reue, geeignet zum Erreichen von verlorenen Töchtern und Söhnen unserer Zeit. Beim Schreiben des Liedes haben wir uns in die Lage des verlorenen Sohnes versetzt, wie er zu seinem Vater zurückkehrt, besudelt mit dem ganzen Schlamm und Dreck der Schweine, die er vorher gehütet hatte. «Vater ich habe gesündigt gegen den Himmel und dich...»

Wut und Rache kommen bisher noch nicht in unseren Songs vor, aber wir blenden es nicht aus. Vielleicht ergibt sich mal ein Song mit diesem Thema, dann stellen wir uns dem auch. Vorbilder in den biblischen Psalmen gibt es dafür ja ebenfalls.

Kommen auch andere Passagen aus der Bibel dazu?
Ulrike Seher: Ja, wir vertonen ganz verschiedene Bibelworte. Das Wort Gottes so genau wie möglich zu vertonen, empfinden wir als das Höchste für Anbeter oder Psalmisten. Denn es ist eine unerschöpfliche Kraftquelle. In «Come ye people» haben wir im Refrain und den zwei Strophen insgesamt zehn verschiedene Bibelworte verarbeitet, die thematisch zum Inhalt des fröhlichen Songs passen.

Habt ihr ein besonderes Erlebnis mit den Psalmen gemacht?
Christoph Seher: Ich glaube, meine ursprünglichsten Erfahrungen habe ich schon als kleiner Junge mit den Liedern des Gesangbuches gemacht, die im Gottesdienst gesungen wurden. Gerade die Lieder von Paul Gerhardt haben mich während der Zeit des Hasses, in der ich in meiner Familie angeschrien wurde, zuallererst geprägt. Dort habe ich unglaublichen Trost gefunden. Ich konnte die Texte noch gar nicht lesen – aber was die Erwachsenen sangen, das habe ich in meinen kleinen Alltag mitgenommen. Ich habe diese Lieder still für mich gesungen und sie gaben mir Trost.

An ein wirklich herausragendes Ereignis mit Psalm 103 werde ich mich mein Leben lang erinnern: Mit etwa 25 Jahren hatte ich einen Burnout. Arbeitsstress und psychische Belastungen hatten mich überfordert und ich hatte die Signale von Körper und Seele nicht verstanden, sondern versucht, mit noch mehr Anstrengung über sie hinweg zu gehen. So kam es zum totalen Zusammenbruch. Der Arzt schrieb mich krank und verschrieb mir Medizin zur Beruhigung. Es war Spätherbst. Ich konnte in einem «Haus der Stille» Zuflucht finden. Die Hausleitung entschuldigte sich mehrmals, dass ich so ganz und gar allein im Haus war – es war sonst keine andere Gruppe dort.

Aber genau das war es, was mein himmlischer Vater für mich vorbereitet hatte, um mir zu helfen. Absolute Stille, ein fast überirdisch warmer, sonniger Spätherbst und – sein Wort. Ich ging jeden Tag durch den angrenzenden Wald, der von Farbenpracht und Sanftheit geflutet war, las in der Bibel und schlief. Und hier, in dieser Woche, las und betete ich immer wieder Psalm 103. «Preise den Herrn, meine Seele, und all mein Inneres Seinen heiligen Namen!... Der da heilt alle deine Gebrechen, der dein Leben erlöst vom Verderben... Der dich krönt mir Gnade und Erbarmen... Der mit Gutem sättigt dein Leben und deine Jugend erneuert wie bei einem Adler...»

Diese eine gnadendurchflutete Woche in dem Herbstwald mit Psalm 103 in meiner Seele, die hat mich geistlich wieder zum Leben erweckt. Dieser Psalm hat mich dort geistig wieder «geerdet».

Webseite:
SeherPsalms

Datum: 30.11.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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