Zum Tod von Ennio Morricone
Gott half dem Mann von «Spiel mir das Lied vom Tod»
Hört man den Filmtitel ist die Melodie umgehend im Kopf. Doch Ennio Morricone komponierte nicht einzig «Spiel mir das Lied vom Tod», «Für eine Handvoll Dollar», «Zwei glorreiche Halunken» und so weiter – er steht auch für die Melodie einer ganzen Bibelreihe. Gott helfe ihm beim Komponieren, sagte Morricone.Der nun im Alter von 91 Jahren verstorbene Italiener Ennio Morricone ist einer der wenigen Filmkomponisten, die Weltruhm erlangten. 500 Leinwand-Werke hat er akustisch untermalt, mehr als jeder andere. Der Soundtrack von «Spiel mir das Lied vom Tod» gehört zu den bekanntesten.
Gleichzeitig litt er längere Zeit darunter, das er auf das Genre Italo-Western reduziert wurde. Denn er schrieb «nur» rund 30 Musikstücke dafür – dennoch verbindet man seinen Namen nicht selten mit galoppierenden Pferden und rauchenden Colts.
Von Clint Eastwood übersetzt
Morricone erhielt 2007 den Oscar für sein Lebenswerk sowie 2016 einen weiteren für die Musik zum Film «The Hateful Eight». Bei der Verleihung 2007 übersetzte Clint Eastwood die in italienischer Sprache gehaltene Laudatio von Ennio Morricone, da er nicht fliessend Englisch sprach. Durch die langjährige Zusammenarbeit war eine tiefe Freundschaft entstanden.
Mit seiner Frau Maria Travia, die er 1950 kennen lernte, lebte Morricone in Italien, das Paar hat drei Söhne und eine Tochter. Einen weiteren Wohnsitz, wie etwa in der Nähe von Hollywood, wollte er nicht.
Werke mit christlichem Inhalt
Morricone komponierte immer wieder Werke mit christlichen Inhalten, da er sich diesen verbunden fühlte. Darunter die Bibelfilme «Abraham» (1993), «Genesis» (1994), «Jakob» (1994), «Josef» (1995), «Moses» (1996) und «Simson und Delila» (1996).
Auch unterlegte er das Drama «Mission» von Roland Joffé musikalisch, welches sich um den Konflikt zwischen jesuitischen Missionaren und der säkularen Kolonialmacht im 18. Jahrhundert beschäftig. In der Jesuitenkirche Il Gesù in Rom wurde Morricones «Missa Papae Francisci» 2015 uraufgeführt.
«Gott hilft mir»
«Ich bin katholisch, ich habe die Christdemokraten gewählt», sagte Ennio Morricone einst. Jesus habe er immer als den ersten Kommunisten angesehen. «Ich fühle mich den Armen verbunden, auch, wenn ich ein schönes Haus habe; aber Geld habe ich nie gestohlen.»
Weiter hält er fest: «Gott hilft mir immer, eine gute Komposition zu schreiben.» Auch verfasste er die Komposition «Jerusalem» um für den Frieden in Israel zu werben.
«Musik ist eine abstrakte Kunst», sagte er einst in einem Interview darüber, wie sein Glaube sein Werk beeinflusse: «Doch wenn ich an einem religiösen Stück arbeite, trägt mein Glaube viel dazu bei.» Auch scheine seine Spiritualität in allen seinen Kompositionen durch.
«Glaube ist immer bei mir»
«Weil ich ein gläubiger Mensch bin, ist dieser Glaube wohl immer bei mir», erklärte er weiter.
Der Römer sagte einst, dass er zweimal in seinem Leben habe weinen müssen: bei der Schlussszene seines Films «Mission» sowie bei einer Begegnung mit Papst Franziskus. Bei dem Treffen unterhielten sich die beiden über das Werk «Mission» sowie eine Messe, die er Papst Franziskus gewidmet hatte.
Mit über 70 Millionen verkauften Alben gehört Morricone zu den erfolgreichsten Komponisten weltweit.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Die Tagespost / KNA