Theater, Musical, Songs

Kunst: Berühren statt Überzeugen

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Livenet-Talk mit Jonathan Schmidt, Susanne Hagen und Nicolas Bachmann (Bild: zVg / tsc / Livenet)
Apologeten, die durch Argumente vom christlichen Glauben überzeugen, sind heute zwar wichtig, aber wenig gefragt. Wichtig sind aber auch Künstler, die mit ihren Ausdrucksformen Menschen berühren und somit am Puls der Zeit sind.

Stecken Christen in ihrer eigenen Kulturblase fest? Haben sie sich aus Lebensbereichen wie Kunst, Literatur, Sport, Film und vielen anderen zurückgezogen? Im Livenet-Talk sprechen Kunstschaffende darüber, dem Glauben auf kreative Weise Ausdruck zu verleihen.

Das Musical zieht Aufmerksamkeit auf sich

Als Mitarbeiter im ICF Zürich bringt Nicolas Bachmann den Menschen biblische Geschichten mit Theater und Tanz so nahe, dass sie verstanden und fürs Leben relevant werden. «Dafür schlägt mein Herz», sagt er. Dieses Jahr wurde erstmals ein Musical für ein Onlinepublikum durchgeführt, wozu ein Bühnenbild neu aufgebaut wurde. «Es war eine Herausforderung, wir haben aber etwas erreicht und wissen, wie wir uns verbessern können.»

«Das Leben ist gefüllt mit Songs aus dem Radio», sagt der musikbegeisterte Nicolas. Das Musical sei nicht für Kirchengänger und entsprechend seien Songs eingebaut worden, bei denen die Zuschauer einen Bezug zu ihrem Leben feststellen können.

Kunstformen auf St. Chrischona

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tsc-Chor
Seit 2016 leitet Susanne Hagen den Studiengang «Theologie und Musik» am Theologischen Seminar Chrischona (TSC). «Von meiner Ausbildung her bin ich Musikerin und mein Herz schlägt für Kunst», sagt sie und freut sich, in dieser Funktion ihre Leidenschaft für ihren Glauben und die Kunst gleichermassen mit jungen Menschen teilen zu können.

«Corona hat uns fast schon in die Karten gespielt», sagt Susanne. «Nachdem wir keine Leute mehr empfangen konnten, nutzten wir digitale Wege und das hat uns weiter gebracht.» Sowohl beim ICF Musical wie auch beim TSC Chor erstaunt es, wie schnell ein Onlinepublikum von mehreren Zehntausend Leuten gewonnen werden kann.

Wenn Glaube und Kunst miteinander verwoben sind

Jonathan Schmidt arbeitet bei Campus für Christus für «Central Arts». «Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass es eine Schnittstelle zwischen Glaube und Kunst braucht. Für mich sind diese Dinge eng miteinander verwoben.» Grundsätzlich generiert Kunst Aufmerksamkeit, womit auf das Schöne, auf Gott hingewiesen werden kann.

Begonnen hat das Projekt «Central Arts» vor vier Jahren als «Central Music». Damals ging es nur um Musicals. «Sehr schnell merkten wir dann, dass die Themen, die wir bewegen, jede Kunstrichtung betreffen.» Deshalb nennen sie sich heute Central Arts.

Kunst während dem Lockdown

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Projekt «Zusammenkunst» mit der Single «Mehr singen»
«Ein Leben ohne Musik wäre ein Fehler!», betont Nicolas mit Nachdruck. Seine Frau ist selbständig erwerbende Musikerin und wenn er sieht, wie wenig Beachtung die Existenz solcher Branchen während des Lockdowns hat, gibt ihm das zu denken. «Ich habe erlebt, wie Mauern fallen, wenn durch Kunst und Musik Menschen berührt werden.» Das Fehlen während der Coronakrise treffe die Gesellschaft empfindlich. «Zusammen zu singen ist sehr schwierig geworden, wir können Kunst kaum mehr gemeinsam erleben.»

Das Projekt «Zusammenkunst» von Campus will dieser Not begegnen. «Dahinter steckt der Schmerz von Kunstschaffenden während des Lockdowns.» Wenn Künstler sich fragen, wie sie ihre Miete bezahlen können, ist es gut, sich zusammenzutun. Genau in diese Zeit hinein wollten sie mit Kunst auf Gott hinweisen.

Kunst kann etwas ausdrücken

«Für Künstler ist es wichtig, den Hunger der Gesellschaft aufzuspüren und genau da Jesus reinzubringen», erklärt Nicolas. Und Jonathan ergänzt: «Kunst kann mit einer persönlichen Geschichte jemandem begegnen, der dasselbe erlebt hat.» Es sollte nicht versucht werden, Kunst in allen Details mit Theologie in Einklang zu bringen. Kunst drückt keine komplette Theologie aus, sondern einzelne Aspekte auf einzigartige Weise.

Die Diskussion führte dann auch zur Frage, ob man Kunst erklären darf bzw. soll. Jonathan plädiert, dass wir eine Weite zulassen. «Wenn das ICF Musical durch einen Input von Leo Bigger erklärt wird, ist das gut. Zu sagen, dass Kunst immer durch einen Pastor erklärt werden muss, wäre jedoch nicht zielführend. Kunst beinhaltet Einzigartigkeit und Kreativität, genau darin besteht ihre Chance, die Gesellschaft zu berühren.

Authentizität ist wichtiger als Professionalität

Susanne Hagen glaubt, dass Kunst nicht immer professionell sein muss. «Aber authentisch muss sie sein», ist sie überzeugt. «Künstler verleihen ihrem Glauben Ausdruck. Das ist persönlich und soll so rüberkommen. Ob ich eine biblische Geschichte oder meine eigene Erfahrung mit Jesus erzähle, berührt, wenn es echt ist, beides.»

Zum Schluss sprechen die Talk-Gäste darüber, woran Betrachter in christlicher Kunst etwas Besonderes erkennen können. Susanne Hagen erwähnt, dass der heutige Mensch weniger danach fragt, was Wahrheit ist, als vielmehr, was ihn anspricht. Künstler gehen auf diesen Sachverhalt ein und wollen mehr berühren als überzeugen.

Sehen Sie sich hier den ganzen Livenet-Talk an:

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Datum: 18.04.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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