Billy Graham und die Politik
ZDF-Dokumentation über das «Maschinengewehr Gottes»
Billy Graham gehörte zu den Gründern der evangelikalen Bewegung, doch seine Predigten waren nie konfessionell gebunden. Der wohl bekannteste christliche Prediger des 20. Jahrhunderts wurde auch in Europa gefeiert wie ein Superstar. Die Dokumentation «Star-Prediger und Präsidentenflüsterer – Billy Graham und die amerikanische Politik» berichtet am Mittwoch, 11. August 2021 auf ZDFinfo vom Leben und Werdegang Grahams.
«Er gehörte zu den Gründern der evangelikalen
Bewegung, seine Predigten waren polarisierend: Graham war gegen
Abtreibung und Homosexualität, lehnte die Rassentrennung ab und
kooperierte mit seinem Freund Martin Luther King», heisst es in der
Sendungsankündigung. Er beriet zwölf amerikanische Präsidenten, von
Truman bis Obama.
An diesem bekanntesten Pastor der Welt wurden
alle anderen Prediger gemessen, sagen die Experten im Film. «Die Türen
zum Weissen Haus standen ihm offen.» Die Dokumentation zeichnet den
Werdegang Grahams nach, und wie er zum christlichen Vorbild mit einer
glücklichen Familie mit fünf Kindern wurde.
«Kluger Umgang mit den Medien»
Der Evangelist wuchs im Süden der USA auf dem Land auf, im sogenannten «Bible Belt», in dem ein konservatives, weisses Christentum vorherrscht. Graham selbst bekehrte sich zu Jesus im Alter von 15 Jahren durch einen Prediger, der in die Stadt gekommen war. 1944 gründete der die Jugendorganisation «Youth for Christ» («Jugend für Christus»), vier Jahre später das Missionswerk, das nach ihm benannt ist. Der Historiker Grant Wacker sagt: «Seinen Erfolg hat Graham auch seinem klugen Umgang mit den Medien zu verdanken.»
Der Pastor mit dem Spitznamen «Das Maschinengewehr Gottes» verkündete die Botschaft von einem einfach zu verstehenden Evangelium. Mit 30 ebnete ihm der Ruhm den Weg in die Politik. Auch in Europa war Graham sehr erfolgreich. Die Historikerin Uta Balbier sagt dazu: «Europa erlebte nach dem Krieg eine religiöse Neubelebung. Die Deutschen suchten Antworten auf das, was geschehen war.»
USA durch das Phänomen Billy Graham besser verstehen
Die Dokumentation vertritt die These, man verstehe die USA besser, wenn man das Phänomen Billy Graham verstehe. Denn in diesem Land sei der Glaube eng mit der Politik verknüpft. Der Historiker Stephen Whitfield: «Jeder US-Präsident wollte eine Beziehung zu ihm unterhalten, weil er einen so grossen Einfluss auf die protestantischen Massen hatte.» Auch Kennedy, der Katholik, zeigte sich im Wahlkampf 1961 an der Seite des bekannten Evangelikalen. Von der christlichen Botschaft, der Graham sein Leben widmete, hört man in dieser ZDF-Dokumentation vielleicht weniger, dafür eine interessante historische Einordnung dieses evangelikalen Predigers und wie gross sein Einfluss auf der ganzen Welt war.
«Star-Prediger und Präsidentenflüsterer – Billy Graham und die amerikanische Politik», 44 Minuten, ZDFinfo, Mittwoch, 11. August 2021, 20.15 Uhr, ZDFmeditahek, ab Mittwoch, 11. August 2021
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Quelle: PRO Medienmagazin
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