Angelo Nero über Fantasy

«Es ist ein Feld, das man nicht dem Feind überlassen sollte!»

Der Schweizer-Fantasy-Autor Angelo Nero kann auf erfolgreiche Auftritte bei der Fantasy-Messe in Basel und dem Gothic-Treffen in Leipzig zurückblicken. Der ehemalige Satanist erreicht mit seiner Literatur Fantasy-Freunde. «Es ist ein Feld, das man nicht einfach dem Feind überlassen sollte», betont Angelo Nero im Interview mit Livenet.

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Angelo Nero
Livenet: Angelo Nero, Sie waren kürzlich auf der Gothic-Messe in Leipzig, dem weltweit grössten Treffen dieser Art – was haben Sie da getan?
Angelo Nero:
Ich habe mir in der Messehalle einen Standplatz gemietet, an dem ich meinen Bücherstand aufstellen durfte. Es war schwierig abzuwägen, ob und wie die Leute auf mein Buch «Feuer und Finsternis – Der Sohn des Drachen» reagieren würden. Einerseits ist es keine Buchmesse, aber dennoch hatte ich den Eindruck, dass gerade unter den Goths schon Interesse da sein könnte. Zudem musste ich bedenken, dass es das einzige Buch war, das ich anbieten konnte. Der Grund, weshalb ich bloss meinen Fantasyroman anzubieten hatte, war eine Abmachung mit Milan Klein, dem Gründer von «Grace and Truth». Er stand mit seinem Stand direkt neben mir und verteilte gratis Gothic Bibeln, ähnlich wie die mittlerweile recht bekannte Metal Bibel. Dazu verteilte er aber noch gratis meine beiden autobiographischen Bücher «Der Teufel war mein Freund» und «Schein und heilig», welche er vorgängig für einen Sonderpreis von mir erworben hat. Gerade «Der Teufel war mein Freund» stiess auf grosses Interesse und war, so glaube ich, bereits am zweiten oder Anfangs des dritten Tages restlos vergriffen.

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Angelo Nero an der Fantasy-Messe in Basel
Wie reagierten die Gothic's auf Ihre christlichen Inhalte?
Dadurch, dass die christlichen Inhalte in meinen Fantasygeschichten eher subtil sind, werden diese auch von Nichtchristen als nicht störend wahrgenommen. Das war mir beim Schreiben auch sehr wichtig. Ich wollte nicht mit dem religiösen Vorschlaghammer auf den Leser einprügeln, ihm aber auch ein Teil meiner persönlichen Gesinnung offenbaren. So liest man dann in «Feuer und Finsternis – Der Sohn des Drachen» Szenen wie jene, in der der Vater seinem Sohn erklärt, wie man betet. Ein sehr offensichtliches Beispiel, aber weil die Szene in eine passende Situation eingebettet ist, wirkt sie nicht aufgesetzt oder störend. Dann gibt es wieder subtilere Inhalte, die nicht einmal unbedingt als «christlich» identifiziert werden können.

Welche Momente haben Sie besonders bewegt?

Besonders bewegend waren Momente, in denen mir Personen wieder begegneten, die ich vom letzten Jahr noch kannte. Damals war ich bei Milan Klein direkt am Stand und durfte bei ihm meine Bücher verkaufen. Viele haben mich gezielt gesucht, weil sie letztes Jahr den Fantasywestern gekauft und gelesen haben und begeistert waren. Sie wollten unbedingt eine neue Geschichte lesen. Und die kriegten sie dann auch. Gerade bei solchen Begegnungen fühle ich mich wieder bestätigt in dem Weg, den ich eingeschlagen habe. Gottes Reich auf eine fantasievolle und unkonventionelle Art zu verbreiten.

Bei einer Fantasy-Messe in Basel stiess Ihre Literatur auf besonderes Interesse, was war da geschehen?
Ja, eine Woche vor dem Gothic-Treffen in Leipzig war ich mit meinem Stand an der Fantasy Basel. Das war das erste Mal, dass ich an der «FaBa» war und auch das erste Mal, dass ich mit einem eigenen Stand an einer Messe stand. Das war sozusagen die Feuertaufe.

Zu meiner grossen Enttäuschung war der Start alles andere als glorreich. Am ersten Tag konnte ich kaum Bücher verkaufen und fragte mich schon, wie ich die Standkosten wieder reinbringen sollte. Der zweite Tag lief dann ein bisschen besser. In meiner Enttäuschung wendete ich mich am Abend an Gott und sagte zu ihm: «Gott, bitte gib mir ein Zeichen. Wenn dies mein Weg sein soll, wenn ich auf dem rechten Weg bin, dann lass mich das in den kommenden Tagen daran erkennen, dass ich die Leute erreiche. Wenn diese Tage aber ein Reinfall werden, dann weiss ich, dass ich mich auf dem falschen Weg befinde.»

Der nächste Tag kam, und somit auch der letzte. Am Morgen fing es so an wie an den Tagen zuvor. Gegen zwei Uhr, als ich gerade mit meiner Verlobten etwas essen gehen wollte, kam eine Frau an den Stand und sagte, sie hätte nach mir gesucht. Ich blieb natürlich noch kurz am Stand, um mit ihr zu reden und ihr ein Buch zu signieren. Dann stand schon wieder jemand da. Auch dieses Buch signierte ich. Und dann stand schon wieder jemand am Stand. Währenddem ich ein Buch nach dem anderen signierte und verkaufte, hörte ich auf, mitzuzählen. Als ich aufschaute, stellte ich fest, dass die Leute Schlange standen, um sich ein Buch zu holen! In knapp zwei Stunden haben wir so über 100 Bücher verkauft! Und um vier Uhr nachmittags musste ich den Leuten verkünden: «Es tut mir leid, aber ich habe nichts mehr. Die Bücher sind restlos ausverkauft!» Ich war also auf dem richtigen Weg!

Wann erscheint der zweite Band ihrer jüngsten Trilogie?
Der zweite Teil von «Feuer und Finsternis», es wird «Feuer und Finsternis – Der Nekromant» heissen, erscheint voraussichtlich an Halloween in diesem Jahr. Es wird die Geschichte von Sariel und Vlad fortsetzen.

Fehlt es derzeit an christlicher Fantasy-Literatur?
Ich würde nicht direkt sagen, dass es an christlicher Fantasy-Literatur fehlt. Aber es dürfte ruhig mehr abgehen in diesem Bereich. Es ist ein Feld, das man nicht dem Feind überlassen sollte.

Ich hebe mich wohl mit meinen Geschichten ein bisschen von den übrigen christlichen Fantasy-Romanen ab, weil meine Bücher eher düster daherkommen. Es sind keine schönen Gutenachtgeschichten. Sie sind schonungslos und explizit. Zudem greife ich Themen auf, die sich andere christliche Autoren kaum getrauen. Ich spiele mit den eingebrannten Wertvorstellungen, wenn zum Beispiel die Frau, welche als Hexe auf den Scheiterhaufen geführt wird, im Grunde die «Gute» ist und der Dorfpfarrer, der Vertreter der Kirche, der «Böse». Zudem spielen meine aktuellen Geschichten in der Schweiz. Eben eine neue Schweizer Legende. Das gibt es so in dieser Art noch nicht.

Hier der Lebensbericht von Angelo Nero:

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Datum: 01.06.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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