Eine christliche Sichtweise
«Und wenn ich nicht mehr leben möchte?»
In Deutschland will die Frau eines ehemaligen Kirchenpräsidenten notfalls Suizidhilfe beanspruchen. Ihr Mann lehnt diese ab. Wie geht das?
Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, lehnt Suizidhilfe entschieden ab und plädiert für eine bessere palliative Versorgung von Schwerkranken in Deutschland. Seine Frau leidet unter Brustkrebs mit ungewissem Ausgang und möchte sich die Option offen halten, in die Schweiz zu reisen und dort «Sterbehilfe» zu beanspruchen. Das Paar hat nun sein Problem öffentlich gemacht. Nikolaus Schneider hatte 2014 seinen Rücktritt vom EKD-Ratsvorsitz damit begründet, dass er seiner Frau beistehen wolle.
Gegen organisierte Suizidhilfe
Evelyn Finger, Redaktorin und Ressorleiterin für «Glauben und Zweifeln» in «Die Zeit» hat mit beiden gesprochen und dazu ein Buch mit dem Titel «Und wenn ich nicht mehr leben möchte?» geschrieben. Das eine Interview führte sie mit Nikolaus Schneider und Hermann Gröhe, seit 2013 Bundesminister für Gesundheit und Generalsekretär der CSU sowie ehemaliges Ratsmitglied der EKD. Beide, insbesondere der Gesundheitsminister, setzen sich für eine bessere palliative Versorgung von Schwerstkranken in Deutschland ein und lehnen die organisierte Suizidhilfe ab. Beide akzeptieren aber auch, dass ein Arzt oder ein Angehöriger einem Sterbewilligen starke Schmerzmittel oder einen Wirkstoff geben darf, der das Sterben beschleunigt. Allerdings dürfe das niemals zur Behandlungsvariante werden, bekräftigt der Gesundheitsminister. Und für Schneider muss Gott in der Frage des Lebens und Sterbens das letzte Wort behalten.Tiefgläubig und dennoch...
In einem weiteren Gespräch erklärt Anne Schneider, weshalb sie an der Suizidhilfe als Möglichkeit festhalten will und wie sie den Krebstod der eigenen Tochter erlebt und verarbeitet hat. Sie bekennt sich dabei als tiefgläubige Frau: «Gottvertrauen heisst für mich: Ich weiss mich bei allem, was in der Welt geschieht und was mir persönlich widerfährt, von Gott begleitet.» Und zum Thema «Sterbehilfe» sagt sie: «Ich denke, das ist die beste Sterbehilfe, die Menschen einander geben können, dass sie einander die Gewissheit vermitteln: Unser Zusammensein schenkt uns erfüllte Lebenszeit gerade auch angesichts des Todes.» Sie ist dennoch überzeugt, dass sie selbst über das Ende ihres Lebens entscheiden darf.
Menschliche Hilfe statt schnelles Ende
In einem weiteren Gespräch kommt der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery, zur Sprache. Er lehnt jede organisierte Sterbehilfe entschieden ab und weiss sich dabei auch von den deutschen Ärzten unterstützt. Den «geschäftsmässig organisierten Sterbehelfern» wirft er vor, ein schnelles Ende anzubieten statt echte menschliche Hilfe.Auch das Chrischona Panorama 4/15 hat das Thema aufgenommen: «Sterbehilfe – Warum sie immer beliebter wird – und wie wir damit umgehen können». Es bringt Interviews mit Fachleuten und einen vertiefenden Artikel von Markus Müller, ehem. Direktor von Chrischona und aktueller Heimpfarrer des Alterszentrums Rämismühle.
Zum Buch:
«...und wenn ich nicht mehr leben möchte?» (Schweiz / Deutschland)
Zum Thema:
Dossier Sterbehilfe
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet