Paul Bruderers Glaubensweg
«Ich wollte glauben, aber konnte nicht mehr!»
Heute lebt Paul Bruderer als Pastor der Chrischona Frauenfeld leidenschaftlich mit Jesus. Dass der Missionars-Sohn seinen Glauben in seiner Jugendzeit komplett verloren hatte, ist schwer vorstellbar. «Die Gewissheiten meiner Kindheit hatten mich Stück um Stück verlassen», beschreibt er diese Zeit. Lesen Sie hier seine ganze Geschichte:
Ich bin als ältestes Kind eines Ehepaars aufgewachsen, das ihr Leben dafür hingab, um Menschen einer anderen Kultur und Religion den Glauben an Jesus Christus bekannt zu machen. Mein Vater war ein Top-Ingenieur, der sich in der Schweiz wohl eine goldige Nase verdient hätte, wenn nicht Jesus sein Leben angerührt und umgekrempelt hätte. Stattdessen wählte er ein Leben in einem der heissesten Länder der Welt: Dem kleinen Land Djibouti. Meine Mutter ist eine typische Engländerin. Nichts ausser einer leidenschaftlichen Liebe zu Jesus konnte sie von ihrem englischen 'Gärtli' in die Wüste am Horn von Afrika führen.
Zweifel schleichen sich ein
Die Zuversicht des Glaubens, die meine Kindheit prägte, sollte sich bald verabschieden. Ab meinem 13. Lebensjahr löste sich eine Glaubensgewissheit nach der anderen auf. Kann Gott meine Gebete wirklich hören? Ist er mächtig genug, um in meinem Leben einen Unterschied zu machen? Warum sind Christen tendenziell so heuchlerisch, intolerant und ehrlich gesagt … oft langweilig?
Mit der Zeit griffen die Zweifel immer mehr die Fundamente des Glaubens an. Diese Fragen trieben mich richtig umher: Ist die Bibel über die Jahrtausende zuverlässig genug überliefert, dass wir überhaupt noch wissen können, was die ursprünglichen Autoren geschrieben haben? Hat Jesus wirklich gelebt? Ist er von den Toten auferstanden und können wir das überhaupt herausfinden? Gibt es Gott eigentlich?
«Ich hätte gerne geglaubt»
Als ich an diesem Punkt angelangte, war ich inzwischen 16 Jahre alt. Eine Verzweiflung fing an, meine Seele zu ergreifen. Ich war nicht auf Rebellion aus. Ich hätte gerne geglaubt, aber konnte nicht, weil ich keine Gewissheit darüber fand, was wahr ist! Dies war es, was mir fehlte: Die Gewissheit, was wahr ist in Bezug auf Religion, Glaube und Gott. Das war in einer Zeit, in der die Postmoderne Menschen noch nicht brandmarkte, die sich für diese Fragen interessierten.
Nachts erwachte ich und dachte: «Falls Gott existiert, hat er mich verdammt, weil er meine Fragen nicht wegnimmt. Er könnte mir doch eine Erscheinung schicken, dann würde ich glauben können!» Er tat dies aber nicht, und heute weiss ich auch weshalb. Er wollte, dass ich tue, was jeder tun sollte: Ich sollte nicht darauf warten, bis sich die Fragen in Luft auflösen, sondern sollte mich auf eine ehrliche Suche nach Antworten begeben.
«Ich verliere meinen Glauben ganz»
Als ich 17-jährig wurde, tat ich etwas vom Schwersten, das ich jemals getan hatte. Ich bekannte meinen Eltern, die ihr Leben für Jesus hingegeben hatten, dass ich nicht mehr an diesen Jesus glaube. Es fühlte sich an wie ein «coming out». Dasselbe sagte ich meinem neuen Pastor Werner Buser, der damals die Chrischona-Gemeinde Felben leitete. Eltern und Pastor zeigten erstaunliches Verständnis und ermutigten mich, mich auf die Suche zu begeben. Sie hatten wohl genug Vertrauen in Jesus, der sagt: «Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet.» (Lukas-Evangelium, Kapitel 11, Vers 10) Die ersten Monate verliefen planlos, denn ich wusste nicht, wo ansetzen. Für mich war sonnenklar, dass die Wissenschaft bewiesen hatte, dass der Glaube an Gott widersinnig sei. Heute erstaunt mich das, denn ich hatte keine einzige Beweisführung gelesen. Ich muss diese Gewissheit aus der dünnen Luft unserer Kultur eingeatmet haben.
Entdeckung der Apologeten
Eines Tages, als ich bei meiner Schlummer-Mutter Rösli Mischler zum Mittagessen eingeladen war, sah ich in einem Heft die Werbung für ein Buch mit dem Titel Die Bibel im Test. Im einführenden Text stand, dass der Autor ein ehemaliger Atheist sei, der nun an Jesus glaube. Die Vorstellung, dass so etwas passieren konnte, faszinierte und überraschte mich. Ich bestellte das Buch sofort und verschlang, was Josh MacDowell schrieb. So öffnete sich eine neue Welt für mich: Die Welt der christlichen Apologeten. Das sind Philosophen und Wissenschaftler, die behaupten, Gründe für den Glauben an Jesus zu haben. Eines war mir von Anfang an klar: Ich lasse mich nicht überreden, sondern werde mich nur dem hingeben, was mich wirklich überzeugt.
Eindrückliche Beweislage
So verbrachte ich die nächsten vier Monate fast jede freie Minute mit Lesen und Notizen machen über das, was ich entdeckte. Besonders wichtig waren die Argumente der bekannten Philosophen C.S. Lewis, FF Bruce und dem besagten Josh MacDowell. Ich las auch atheistische Argumentationen. Aber mir wurde bald zutiefst klar, dass die Beweislage für den Glauben äusserst eindrücklich war. Ich empfand sie als eindeutig und überzeugend. So erfuhr ich, dass das Neue Testament im Vergleich zu allen anderen Büchern der Antike das meilenweit bestüberlieferte Buch ist. «Meilenweit» reicht nicht aus, man muss von Lichtjahren reden! Darauf aufbauend ist die historische Beweislage für die Existenz von Jesus Christus und für seine leibliche Auferstehung vom Tod ausgezeichnet. Dies wiederum überzeugte mich zutiefst, dass es Gott gibt.
«Es glaubte wieder in mir!»
Plötzlich merkte ich eine Veränderung: Es glaubte wieder in mir! Ich musste mich nicht mental überlisten, wieder zu glauben. Ich musste nicht lange beten und um Glauben bitten. Es glaubte wieder in mir, weil ich wusste: Ich habe die Wahrheit finden dürfen! Ich war so happy! Ich war überglücklich und bin es bis heute geblieben! Und diese Wahrheit lautet: Jesus Christus ist das, was das Neue Testament behauptet, nämlich der einzigartige Sohn Gottes, der mich liebt und für mich gestorben ist! Seine Auferstehung beweist dies alles mit Sicherheit.
Ich bin Gott so dankbar, dass mein Herz fest werden konnte und ich heute aus tiefstem Herzen diesem Jesus vertrauensvoll nachfolgen kann. Im Hebräer-Brief in der Bibel wird dieses Phänomen so wunderschön beschrieben: «Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.» (Hebräer Kapitel 13, Vers 9, Lutherbibel)
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Autor: Paul Bruderer / Florian Wüthrich
Quelle: Daniel Option / Livenet