Innovative Gemeinden

Persönliche Begleitung ist lebenswichtig

Paul Bruderer leitet die Chrischonagemeinde Frauenfeld. Wir fragten ihn über das Geheimnis der Anziehungskraft seiner Gemeinde.

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Paul Bruderer
Livenet: Was macht Ihnen am meisten Freude an Ihrer Gemeinde?
Paul Bruderer: Ganz klar die LiFe-Seminare! Wir führen jährlich vier bis fünf davon durch. Hier erlebe ich, dass Menschen, die von Jesus oft nichts wissen – oder das, was sie wissen, ist ziemlich verschroben –, ihn kennenlernen, anfangen ihm zu vertrauen, und nicht selten ihr Leben ihm anvertrauen.

Wo sehen Sie die grössten Chancen für die Entwicklung Ihrer Gemeinde?
Diese sehe ich aktuell in der Kombination von drei Sachen: konkretes persönliches Begleiten einzelner Personen in Gemeinde-Gefässe, in denen sie Jesus erfahren; Förderung der bereits angefangenen Aufbrüche im sozialen Bereich und unter Fremdländern; vertieftes Studium der Schrift.

Gibt es in Ihrer Gemeinde Barrieren für neue Besucher, die abgebaut werden müssten?
Diese gibt es denke ich schon. Hier kommt es darauf an, wer die Besucher sind. Für eine bestimmte soziale Schicht arbeiten wir zurzeit nicht schlecht. Aber viele andere Menschen erreichen wir nur ungenügend. Dabei ist mir klar: Man kann mit einem einzigen Gottesdienst oder sogar mit einer einzigen Gemeinde nicht alle Gruppen unserer Gesellschaft erreichen. Aktuell empfinde ich die Hürden bei uns besonders hoch für Menschen aus der unteren sozialen Schicht sowie für Fremdländer. Hier besteht für uns die Frage, ob wir total neue Gefässe oder «Sub-Gemeinden» initiieren mit Formen, welche diesen Menschen bekömmlicher sind als unsere jetzigen Formen.

Wie kommen heute Ihrer Erfahrung nach Menschen am häufigsten zum Glauben?
Klarer Fall: Wenn sie persönlich von einem Christen begleitet werden. Solange sie dies erleben, ist nicht mehr so wichtig, welches evangelistische Tool benutzt wird. Natürlich gibt es da schon bessere und weniger geeignete Tools. Aber selbst wenn man die besten Tools hat: Wenn jemand nicht darin begleitet wird, sind dessen Chancen substantiell kleiner, ein Jünger von Jesus zu werden.

Welche Themen verdienen eine breitete Beachtung in Landes- und Freikirchen?
Auch hier klarer Fall: Gläubige müssen das persönliche Begleiten von Menschen zu Gott neu entdecken. Dies ist vom Wesen her eine evangelistische Ausrichtung. Ich sage das, weil ich der Überzeugung bin: Wo auch immer ein Christ oder eine Gemeinde dazu aufbricht, verlorene Menschen zu Jesus zu begleiten, hat das eine sehr förderliche Rückwirkung auf deren Glauben. Ich glaube, dass Gott die Dinge, die den Glauben der Christen entscheidend weiterentwickeln, wesensmässig mit einem evangelistischen Lebensstil verbunden hat. Darum kann einem Christen oder einer Gemeinde geistlich nichts Besseres passieren, als anzufangen, Nicht-Christen in die Gegenwart von Jesus zu begleiten. Dies zu entdecken scheint mir einer der Schlüssel zu sein für die Freikirchen in der Schweiz.

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Paul Bruderer mit seiner Familie
Wie halten Sie sich körperlich und geistlich fit für Ihre Aufgabe?
Körperlich halte ich mich aktuell kaum fit! Bis Ende des letzten Jahres spielte ich mit Leidenschaft wöchentlich Squash. Nun bleibt es bei der Leidenschaft, denn meine Knie machen da nicht mehr mit. Eine Alternative habe ich noch nicht entdeckt.

Geistlich fit halte ich mich durch den Besuch von Konferenzen und das Hören von Predigten von fitten Predigern aus dem Chrischona-Verband oder von ausserhalb des Verbandes.

Welches war für Sie das beste evangelistische Projekt im letzten Jahr?
Wie schon angesprochen, machen wir mit unseren LiFe-Seminaren gute Erfahrungen. Der Erfolg dieser Seminare bei uns gründet aber auf der (bemerkenswerten) Entschlossenheit meiner Gemeindeglieder, andere in das Seminar und überhaupt zum Glauben an Jesus zu begleiten.

Beschreiben Sie drei zentrale Werte Ihrer Gemeinde.
Unsere drei Schlüsselwerte sind Begleiten, Sehnsucht nach Erweckung und bewegende Gottesdienste.

Gibt es ein besonderes diakonisches Projekt in Ihrer Gemeinde?
Vor etwa zwei Jahren starteten wir den «Plan C», welcher jungen Menschen hilft, die Schwierigkeiten mit den Finanzen und der Berufswahl haben. Die Idee ist inspiriert von der Street-Church in Zürich und läuft sehr gut.

Ihr Lieblingsbibelvers – weshalb?
Mein Lieblings-Vers ist im Moment dieser: «Die Schafe folgen dem Hirten, weil sie seine Stimme kennen» (Johannes, Kapitel 10, Vers 4). Der Grund dafür ist, dass ich in meiner Aufgabe völlig darauf angewiesen bin, dass Jesus zu mir spricht und ich das höre, was er mir sagt. Wenn mir das abhandenkommt, kann ich einpacken.

Zur Person

Zivilstand, Familie: Verheiratet mit Heather, drei Kinder im Alter zwischen 0 und 4 Jahren
Name der Gemeinde: Chrischona Frauenfeld
Gründung: ca. 1890
Gehört zum Verband: Chrischona
Anzahl der Besucher, Mitglieder: Am Sonntag sind wir 250 Erwachsene, plus ca. 100 Kinder
Gemeindeslogan: Wir begleiten alle Menschen in die Gegenwart Gottes
Besondere Aktivitäten: Plan C (mehr Infos!)
Gemeindeadresse: Ringstrasse 2, 8500 Frauenfeld
Webseite: www.chrischona-frauenfeld.ch

Zum Thema:
Dossier «Innovative Gemeinden»

Datum: 07.10.2013
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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