Aktion time:out
«Einer verzichtete während sechs Wochen aufs Streiten»
Die Verzichtsarten bei der jährlichen «Aktion Time:out» des «Blauen Kreuz Schweiz» werden immer vielfältiger. Zuletzt schrieb zum Beispiel ein Bube, dass er während dieser Zeit nicht mit seinem Bruder streiten will. Oder jemand anderes wollte weniger lang duschen. Wer auf etwas verzichtet, erlangt dadurch etwas anderes. «Verzicht soll auch ein Gewinn sein», sagt Simon Weiss, der neue Leiter der Aktion.
«Die Aktion Time:out ist ein Teilfasten in den sechs Wochen vor Ostern», blickt Simon Weiss auf die am 5. März beginnende Aktion. «Man hat die Möglichkeit, bewusst auf etwas zu verzichten. Es geht darum, zu überlegen, was man für Gewohnheiten und 'Mödeli' [Schweizerdeutsch für eingefahrene Muster] hat.» Es gehe um Dinge, die man im Alltag gut und einfach mal weglassen möchte.«Man kann auf das verzichten, was einen stört, dabei sind einem keine Grenzen gesetzt.» Das können Süssigkeiten sein, Kaffee, Alkohol... Oft werde auch Fleisch notiert von jenen, die sich an der Aktion beteiligen.
Verzicht auf Games und Shopping
Besonders angesprochen hat Simon Weiss der Verzicht eines Buben bei der letztjährigen Aktion. «Er schrieb, dass er vor Ostern darauf verzichten wolle, mit seinem Bruder zu streiten – etwas Zwischenmenschliches statt der Verzicht auf Schokolade. Und jemand anderes schrieb, er wolle weniger lange duschen, was ökologisch ebenfalls lohnenswert ist.»
Der Verzichts-Klassiker sind Süssigkeiten, bilanziert Simon Weiss. «Das betrifft sowohl Esswaren wie Süssgetränke wie etwa Energy-Drinks. Schokolade ist ebenfalls hoch im Kurs.» Dieses Segment macht rund zwei Drittel der Aktion aus. «Ein weiterer grosser Punkt sind die Medien, also Internet, Handy und Gamen. Immer mehr junge Menschen wollen da auf etwas verzichten.»
Jüngere Teilnehmer
Die Aktion existiert seit mittlerweile 33 Jahren. «Der Grundgedanke ist gleich geblieben. Es geht darum, auf etwas zu verzichten, das man eigentlich nicht tun will oder das einen stört.» Verändert habe sich das Zielpublikum. «In den letzten Jahren ist das Zielpublikum eher jünger geworden. Früher war die Mehrheit der Teilnehmer über 30 Jahre alt, heute sind zwei Drittel jünger.»
Zudem werden mittlerweile mehr Gruppen und Schulen angesprochen. «Um eine Gruppendynamik anzusprechen und Miteinander auf etwas zu verzichten, was einem leichter fallen kann.»
«Verzicht soll gewinn sein»
Gleichzeitig geht es nicht einzig darum, auf etwas zu verzichten. «Es geht nicht nur darum, etwas weniger zu haben, sondern sich auch etwas zu gönnen. Die Zeit, die man zum Beispiel weniger vor dem Fernsehen sitzt, kann man mit Freunden verbringen oder in dieser Zeit Sport treiben.
Simon Weiss beteiligt sich selbst an der Aktion. «Ich suchte nach etwas, was für mich ein wenig schwierig ist. Ich werde meinen Kaffeekonsum einschränken, auf eines pro Tag, am Morgen zum Frühstück. Zudem will ich meine Online-Zeit reduzieren.»
Zur Webseite:
Time:out Schweiz
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet