Die andere Prävention
«Die Leute schätzen sich bei Alkohol massiv falsch ein»
Der Verein «Endless Life» setzt sich für Drogen- und Alkoholsüchtige ein. Mehr als die Hälfte des Teams blickt selbst auf eine Suchtvergangenheit. Dies schafft eine Nähe und einen anderen Zugang zu den Betroffenen sowie ein besseres Verständnis für ihre Lage. Vor kurzem war ein Team am Open Air St. Gallen im Einsatz und stellte einmal mehr fest: «Die Leute schätzen sich bei der Alkoholpromille massiv falsch ein.»
Die Mitarbeiter arbeiten nicht in diskreten, getäfelten Räumen mit schweren Teppichen. «Wir sind auf der Gasse im Einsatz – da, wo der Drogenkonsum stattfindet. Mitten in der Drogenszene möchten wir helfen und dienen. Und weil wir neben der Präventionsarbeit auch mitten im Geschehen tätig sind, sind wir bezüglich Veränderungen in der Drogenszene immer auf dem Laufenden.»
Livenet unterhielt sich mit Thomas Feurer, dem Leiter von «Endless Life».
Livenet: Thomas
Feurer, «Endless Life» war kürzlich am Open Air St. Gallen – wie sieht die
Bilanz aus?
Thomas
Feurer: Wir waren
mit sieben Leuten aus dem Team unterwegs. Die Reaktionen waren sensationell. So
viel Dank und Freude entstand allein durch unsere Präsenz und das Angebot, Tests
mit Alkoholmessgeräten durchführen zu können. Die Leute schätzten sich
bei der Alkoholpromille massiv falsch ein und waren um die «Ernüchterung»
froh. Gemessen wurden bis 3,9 Promille und auch der Notfallarzt ist zum Einsatz
gekommen.
Wie arbeitet
«Endless Life» generell?
Je nach Auftrag. Wir bieten viel Hilfe an und haben
ein sehr breites Angebot. Wichtig ist, dass wir nahe am Menschen dienen und den
Zugang zu unseren Angeboten sehr niederschwellig halten.
Ist die
Suchtproblematik grösser geworden in den letzten Jahren, auch wenn es scheint,
als wäre es in den Medien ruhiger geworden?
Ja, vor allen im Bereich der Benzodiazepine und der
Aufputschmittel.
Welche
Momente bewegen Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Wenn Menschen erfahren, wie Gott eingreift... und
wenn Menschen frei werden.
Was ist Ihr
Herzensanliegen?
Dass wir finanziell stärker werden, um effektiver
und noch besser Hilfe leisten können.
Gibt es
Geschichten, wo Sie jemandem geholfen haben, der dadurch anschliessend selbst
zum Mitarbeiter bei Ihnen wurde?
Ja, natürlich, das sind mehr als die Hälfte der
aktuell aktiven «EndlessLifer».
Planen Sie
weitere Zweige in anderen Kantonen?
Nur wenn wir mehr Finanzen erhalten und ich
mindestens 150 Stellenprozente vergeben könnte... sonst ist es nicht zu
stemmen.
Zur Webseite:
Endless Life
Zum Thema:
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet