Faktencheck Christentum
Bleibt Demokratie ohne christlichen Hintergrund Demokratie?
Was sind die Voraussetzungen für eine Demokratie? Wann und wie ist Demokratie entstanden? Wie sieht Demokratie heute aus? Und was hat Demokratie mit dem Christentum zu tun? Hier finden Sie Antworten auf diese hochaktuellen Fragen.
Gemäss dem Demokratieindex 2020 leben nur 8,5 Prozent der Menschen in einer wirklichen Demokratie.
Voraussetzungen für eine Demokratie
Die erste Voraussetzung, die es benötigt, ist die Überzeugung, dass alle Menschen gleichwertig seien. Diese Idee war im gesamten Altertum nicht vorhanden. Deshalb können auch die altgriechischen Stadträte in keiner Art und Weise als echte Demokratien bezeichnet werden. Sie verherrlichten die Philosophen und Erstgeborenen nobler Familien, während sie alle körperlich Arbeitenden, Zweitgeborenen, Frauen und Sklaven benachteiligten.
Die zweite Voraussetzung ist die Überzeugung, dass es allgemeine Menschenrechte gibt, die für ausnahmslos alle gelten. Diese zwei Bedingungen bauen aufeinander auf.
Zur Demokratie gehört weiter die Gewaltentrennung. Ein Alleinherrscher ist selber das Gesetz und zugleich dessen Ausführung. Er kann seine eigenen Gesetze auch übergehen, wenn er will und jederzeit jeden beliebigen Bürger vernichten. Das Gesetz ist nur ein Alibi, das die Bürger bloss scheinbar schützt. Niemand kann ihn zur Rechenschaft ziehen.
Die Demokratie dagegen schützt die Rechte jedes Bürgers, weil sie die Macht der einzelnen Politiker ausnahmslos begrenzt. Sogar sie selber können zur Rechenschaft gezogen werden. Da gibt es zum Einen Parlamentarier, welche Gesetze nur beschliessen, und zwar als Gruppe. Es sind andere Personen, welche sie ausführen. Dazu gibt es noch unabhängige Richter, welche alles überwachen. Das Alles geschieht idealerweise auf mehreren Ebenen. Zudem sind alle diese Politiker nur zeitlich begrenzt in der Regierung. Regelmässig werden sie durch andere ersetzt.
Warum so kompliziert, wenn es doch auch viel einfacher ginge? Die Motivation zu diesem komplexen System kommt daher, dass man niemandem über den Weg traut. Es wäre zu gefährlich, jemandem zu viel Macht zu geben, der dann plötzlich wieder alles an sich reisst. Die vierte absolut notwendige Voraussetzung für die Demokratie ist also die Überzeugung, dass jeder, auch der beste Mensch potenziell korrupierbar ist. Wer meint, dass es absolut gute Menschen gibt, wird nicht die Demokratie, sondern eine Alleinherrschaft wählen und einen vermeintlich guten Menschen auf den Thron setzen. Nur wenn ich überzeugt bin, dass absolut jeder Mensch – ich eingeschlossen – zum Egoismus neigt, und jedermanns Macht begrenzt werden muss, macht die Gewaltentrennung Sinn.
Demokratie oft fehlgeschlagen
In vielen Teilen der Welt sind alle Versuche, Demokratien zu errichten, fehlgeschlagen. Man stürzte zwar Diktatoren, doch die neuen Regierungen wurden gleich wieder korrupt. Warum? Weil die Voraussetzung zwei und drei fehlten. Es wurden Wahlen organisiert, Gewaltentrennung eingeführt, Parlamente und Minister eingesetzt, aber es war alles auf Sand gebaut. Wieso? Weil die Menschen nach wie vor ihre eigenen Verwandten, ihren eigenen Stamm und ihre eigene Religion über die anderen stellten. Die Bereitschaft, Andersartigen fair und ehrlich gleiche Rechte zu geben, war und ist ganz einfach nicht vorhanden. Als gleichwertig werden nur die eigenen Leute angesehen und nur sie erhalten garantiertes Anrecht auf Menschenrechte. So wird das scheinbar demokratische System nur zu einem Theater.
Der Muslim glaubt, dass Mohammed in Alleinherrschaft ein absolut gerechtes Reich errichtet habe. Was soll er da mit dem ganzen Krimskrams der Demokratie anfangen, wenn es doch viel einfacher wäre, einen neuen Kalifen einzusetzen, der alles richtig macht?!
Ähnlich ging es in der kommunistischen Welt, wo man von der Überzeugung ausging, dass Kapitalisten das Problem seien. Proletariern dagegen könne man aber die Macht bedenkenlos in die Hand geben. Die würden automatisch Gutes tun. Das Resultat waren Millionen von Toten.
Entstehung und Geschichte der Voraussetzungen
Es war eben nicht ein Muslim und kein Kommunist, der die Demokratie erfand. Die erste Voraussetzung, nämlich die Überzeugung der Grundrechte aller Menschen, entstand erstmals in der Weltgeschichte in Europa, im vermeintlich «finsteren» Mittelalter, und zwar infolge der sogenannten gregorianischen Reform. Damals drängte die katholische Kirche die Fürsten, sogar ihren Sklaven diese Rechte zu geben und wehrte sich für die Benachteiligten.
Die zweite Voraussetzung, die Auffassung, dass jeder Mensch Anrecht auf gleiche Rechte habe, stammt aus dem England des 17 Jahrhunderts. Der Arzt John Locke war es, welcher propagierte, dass ausnahmslos jeder Mensch Recht auf Leben, auf Eigentum, und auf Meinungsfreiheit habe. Diese drei Grundrechte leitete er ausdrücklich aus der Bibel ab. Er war es auch, der als erster erkannte, dass man zum Schutz der Bürger gesetzgebende von regierenden Politikern trennen muss, und so die Gewaltentrennung erfand.
Der Nachteil einer Demokratie
Demokratien sind erfolgreich. Durch die Fairness, Freiheit und Stabilität, welche sie bieten, haben ihre Ökonomien wirtschaftliches und technisches Know-how entwickelt, welches die meisten anderen Staaten überflügelt. Aber sie haben einen Nachteil: Politisch bringen sie keine Supermänner hervor. Jeder ist in seinem Einflussbereich begrenzt und muss über kurz oder lang wieder abtreten. Das widerspricht dem, was der Mensch sich eigentlich zutiefst wünscht. Demokratien widersprechen also eigentlich der menschlichen Natur und deren Egoismus, und sind deshalb alles andere als selbstverständlich.
Die meisten Regierungen dieser Welt sind bis heute in Wirklichkeit nicht viel mehr als Räuber, die den grössten Teil des Volkes aussaugen. Wer nicht davon überzeugt ist, dass die Demokratie wertvoll ist, soll doch einmal hören, was Asylanten über die Menschenrechtssituation in ihren Ländern erzählen. In vielen Ländern kann man jederzeit von der eigenen Regierung entführt werden und für immer verschwinden, ohne dass sich jemand getrauen würde, nachzufragen.
Nicht die Aufklärer haben die Gleichwertigkeit des Menschen erfunden. Sie haben diese Idee von ihren christlichen Vorfahren übernommen und weiter entwickelt. Auch die Idee der allgemeinen Menschenrechte und die Gewaltentrennung wurde aus der Bibel abgeleitet, gründend auf der Lehre, dass Gottes Liebe jedem Einzelnen Wert gibt, obwohl wir alle zur Sünde neigen. Welche Garantie haben wir nun, dass die Demokratie überlebt? Sie macht nur für diejenigen Sinn, welche an die allgemeine Sündhaftigkeit und zugleich den unendlichen Wert jedes einzelnen Menschen glauben. Und das sind in erster Linie diejenigen, welche die Bibel lesen.
Zwar erleben wir gerade jetzt, dass die Demokratie auch im nachchristlichen Europa überlebt, weil der Wert des Einzelnen und seine Korrupierbarkeit immer noch als Allgemeingut geglaubt werden. Doch selbstverständlich ist das nicht so, und erste Zerfallserscheinungen werden immer deutlicher.
Für mehr Details sehen Sie sich das Interview im
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Autor: Kurt Beutler
Quelle: Livenet