Begleiter in der Dunkelheit

Charles Spurgeon – der depressive König der Prediger

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Charles Spurgeon (Bild: spurgeongems.org)
Eine Depression ist das, was die anderen bekommen. Oder? Spätestens, wenn man selbst darunter leidet, merkt man, wie wohltuend es ist zu wissen: Ich bin nicht allein. Selbst ein Glaubensvorbild wie der «König der Prediger», Charles Spurgeon, litt unter Depressionen – und redete darüber.

Seine «Ratschläge für Prediger» werden heute noch genauso gelesen wie viele andere seiner Bücher. Der Ausnahmeprediger Charles Haddon Spurgeon (1834–92) füllte zu Lebzeiten nicht nur das extra für ihn gebaute «Metropolitan Tabernacle» in London – die erste Mega-Church –, seine Predigten wurden viele Jahre lang wie eine Zeitung gedruckt und wöchentlich in grosser Auflage verkauft. Viele prägnante Aussagen von ihm werden immer noch gern zitiert.

Doch in all diesem Glanz des Besonderen geht schnell unter, dass der Glaubensheld ausserdem an der Volkskrankheit Nummer eins litt: an Depressionen. Diana Gruver zeigt diese weniger bekannte Seite des berühmten Predigers (und einiger seiner Kollegen) in ihrem Buch «Companions in the Darkness» (Begleiter in der Dunkelheit).

Ein beispielhaftes Leben

Spurgeons Predigten waren berühmt für seine persönlichen Beispiele. Und dazu gehörte für ihn selbstverständlich die Erfahrung der eigenen Verzweiflung. Besonders oft sprach er dabei über Depression ohne erkennbare Ursachen: «Du kannst umgeben sein von allen Annehmlichkeiten des Lebens und dich doch hundeelend fühlen, weil es düsterer als der Tod ist, wenn du niedergeschlagen bist. Auch ohne äusserlichen Grund für deinen Kummer kann der hellste Sonnenschein deine Schwermut nicht lindern, wenn du mutlos bist. Manchmal sind alle Beweise egal und die Freude ist verschwunden. Auch wenn wir uns noch ans Kreuz klammern, geschieht dies nur mit einem verzweifelten Griff.»

Selbst nach heutigen Massstäben ist Spurgeons Offenheit und differenzierte Betrachtung von Depression besonders – damals war es eine Sensation. Als weltbekannter Prediger hielt er immer wieder fest, dass es nicht immer eine logische Ursache für Depressionen geben muss. Manchmal scheint uns unser Geist zu betrügen und wir versinken in der Finsternis. Wir rutschen in «bodenlosen Abgründe», in denen unsere Seelen «auf zehntausend Arten bluten und jede Stunde aufs Neue sterben».

Keine Patentrezepte

Wo es keine allgemeingültige Erklärung gibt, sind auch die beliebten Patentrezepte überflüssig. Mehr beten, mehr in der Bibel lesen, mehr glauben… ist alles nicht verkehrt, aber eben keine Lösung des Problems. Laut Gruver erklärte Spurgeon seinen Studenten im Bibelseminar: «Sie können ebenso gut gegen den Nebel ankämpfen wie gegen diese gestaltlose, undefinierbare und doch alles einhüllende Hoffnungslosigkeit… Es scheint unvernünftig oder sogar sündhaft, ohne klaren Grund betrübt zu sein; und doch ist der Mensch beunruhigt bis in die Tiefen seines Geistes hinein.»

Spurgeon wusste um die Hilfe, die Gott trotz allem geben kann, aber er reagierte allergisch auf platte Aussagen, nach denen echte Christen nicht depressiv sein könnten. «Gottes Volk», predigte er, «wandelt manchmal in der Finsternis und sieht kein Licht. Manchmal erleben die besten und strahlendsten Heiligen keine Freude.» Depression war für ihn auch kein Zeichen für fehlendes Wachstum im Glauben: «Depression des Geistes ist kein Indiz für abnehmende Gnade – gerade der Verlust von Freude und das Fehlen von Zuversicht kann von den grössten Fortschritten im geistlichen Leben begleitet werden.» Diana Gruver weiss aus eigener Erfahrung um diese Gedanken, sie kommentiert: «Wenn doch mehr Pastoren auf diese Weise predigen würden!»

Eine begründete Hoffnung

Es sind bohrende Fragen, die viele depressive Menschen beschäftigen: Was ist, wenn die Dunkelheit nicht aufhört? Auch Spurgeon musste sich diesem Gedanken stellen. Seinen Studenten erklärte er trotzdem: «Denken Sie nie, dass es nun vorbei ist mit Ihrer Nützlichkeit.» Wahrscheinlich haben seine Predigten damals – und heute! – so viel bewirkt, weil er seine Schwäche nicht überspielte, sondern seine Erfahrungen ihn zu einem tieferen Verständnis für andere brachten.

Offensichtlich lässt Gott Depressionen zu. Und genauso offensichtlich sind sie nicht das Ende eines fruchtbaren Lebens für ihn. Menschen aus der Bibel wollten wie Elia nur noch sterben, kämpften wie die Psalmisten mit Depressionen und Gefühlen des Verlassenseins von Gott. Und Spurgeon unterstrich, dass wir in ähnlichen Situationen «erleichtert sind, wenn wir entdecken, dass wir auf einem Weg gehen, den andere vor uns gegangen sind». Wir sehen diese Heiligen, die in die Finsternis geworfen wurden. Aber wir sehen auch die Treue Gottes und seine Versprechen, die stark genug sind, sie – und auch uns – zu halten.

Diana Gruver hält fest: «Der Christus, der Sie erkauft hat, wird Sie nicht in der Dunkelheit zurücklassen.» Und Charles Spurgeon ergänzt: «In der Nacht des Kummers … sind Gläubige wie Nachtigallen. Sie singen in der Dunkelheit.» Dieser Glaube, dass es hell werden wird, dass Gottes Verheissungen letztlich stärker sind als all unsere dunklen Wege, trug den «König der Prediger» zeitlebens durch.

Zum Thema:
Wir müssen darüber reden: Livenet-Talk: Depression und ihre Auswirkung
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Datum: 10.03.2021
Autor: Hauke Burgarth / Diana Gruver
Quelle: Livenet / Christian Today

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Alles hat seine Zeit Gott hat alles im Voraus bestimmt (Prediger 3,1-8) "1 Alles, was auf der Erde geschieht, hat seine von Gott bestimmte Zeit: 2 geboren werden und sterben, einpflanzen und ausreißen, 3 töten und Leben retten, niederreißen und aufbauen, 4 weinen und lachen, wehklagen und tanzen, 5 Steine werfen und Steine aufsammeln, sich umarmen und sich aus der Umarmung lösen, 6 finden und verlieren, aufbewahren und wegwerfen, 7 zerreißen und zusammennähen, schweigen und reden. 8 Das Lieben hat seine Zeit und auch das Hassen, der Krieg und der Frieden." Die gute Nachricht Claus F. Dieterle, Königs Wusterhausen

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