Hauptmotiv Autonomieverlust
Wenn Angst zum (Frei-)Tod führt
Menschen, die begleitete Sterbehilfe suchen, werden meistens angetrieben von der Angst, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren oder eine Last für andere zu werden, nicht etwa von unerträglichen Schmerzen. Das enthüllt eine neue Studie in Kanada.
Kanada legalisierte die Euthanasie im letzten Sommer. Seitdem haben sich Hunderte von Menschen für den medizinisch begleiteten Freitod (Medical Assistence in Dying, MAID) gemeldet. Die Studie befragte Patienten aus vier Spitälern in Toronto, die am MAID-Programm teilnahmen. Sie enthüllte, dass der Hauptgrund, warum Menschen den begleiteten Freitod suchen, nicht etwa Schmerzen sind, sondern die Angst, die Kontrolle zu verlieren.
Verlust der «Identität»
«Die Menschen, die medizinische Freitod-Hilfe erfuhren, waren in der Regel weiss und relativ wohlhabend. Sie erklärten, dass der Verlust ihrer Autonomie das Hauptmotiv für ihren Antrag auf begleiteten Freitod sei», hält der Report fest. «Andere häufige Gründe waren der Wunsch, niemandem zur Last zu fallen, die Würde zu verlieren und die Unfähigkeit, das Leben nicht mehr geniessen zu können. Nur wenige Patienten erwähnten Schmerzen oder andere Symptome.»Schockierende Ergebnisse
Die Forscherin Madeline Li erklärte gegenüber der «Washington Post», dass die Ergebnisse sie schockiert hätten. «Die Patienten sind meistens gebildet und wohlhabend – Leute, die es gewohnt sind, Erfolg und die Kontrolle über ihr Leben zu haben. So wollen sie auch ihren Tod gestalten», erklärte Li und brachte das Beispiel einer Patientin, die einst Marathonläuferin war und jetzt mit Krebs ans Bett gefesselt war. «So hat sie ihre Identität nicht verstanden», sagte Li.
Das Gesetz verlangt für die Qualifikation für Euthanasie eine «schmerzhafte und unheilbare medizinische Situation», in welcher der natürliche Tod «vernünftigerweise voraussehbar» ist.
«Zerstört Würde von Patienten - und Ärzten»
Christliche Leiter und Organisationen in Kanada bekämpfen das Euthanasie-Gesetz. Nach ihrer Überzeugung bewahrt es nicht die menschliche Würde, sondern zerstört sie. So erklärte Kardinal Thomas Collins (Toronto), dieses Gesetz drücke «einen Verlust der Achtung vor der Würde der menschlichen Person» aus und würde die Ärzte beeinflussen, die «heilen, nicht töten» wollten.
Verschiedene christliche Gesundheitsorganisationen sind besorgt, dass das Gesetz Ärzte zwingt, Menschen zum Suizid zu verhelfen, die es mit ihren eigenen religiösen oder moralischen Überzeugungen nicht vereinbaren können. Der Anwalt der Gruppen erklärte ihren Widerstand gegen das Gesetz: «Wir sind überzeugt, dass Ärzte, die gegen den medizinisch begleiteten Freitod sind, in eine Position kommen, wo sie entweder ihr Gewissen und ihre Überzeugungen verletzen oder für ihre Weigerung bestraft werden. Und das ist keine gute Position.»
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / CBN News