Afghane ermordet Kind
Haben es konvertierte Flüchtlinge jetzt noch schwerer?
In der bayerischen Oberpfalz hat ein afghanischer Flüchtling ein fünfjähriges Kind erstochen. Brisant: Der 41-Jährige hatte sich ein Bleiberecht verschafft, nachdem er als konvertierter katholischer Christ getauft worden war.
Der Afghane sass wegen schwerer Brandstiftung im Gefängnis und wurde dort katholischer Christ. Deshalb wurde er nicht abgeschoben. Das entfachte jetzt erneut die Debatte, ob sich Flüchtlinge durch eine Scheinbekehrung zum christlichen Glauben einen Vorteil verschaffen wollten. Die «Alternative für Deutschland» hat den Fall bereits politisch bewirtschaftet. Sie verlangt ein härteres Vorgehen der Behörden.In der katholischen Kirche in Deutschland wird jetzt die Frage gestellt: Prüfen Priester und Gemeinden die Ernsthaftigkeit der Konvertiten ausreichend? Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erklärte, er erwarte, dass sich die Kirchen «sehr genau anschauen, ob einer wirklich zum Christentum übertritt». Ein führender Kriminalbeamter erklärte unumwunden: «Dass muslimische Flüchtlinge zum Christentum konvertieren, halte ich für einen Trick, um im Land bleiben zu können». Ralf Meister, Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, mahnte daher: «Missbräuchliche, erschlichene Taufen können nicht geduldet werden».
Die Taufe garantiert keinen gesicherten Aufenthaltsstatus
Dabei taufen schon bisher die Priester ehemalige Muslime sehr zurückhaltend. Das Bistum Aachen verfügte sogar, dass «Menschen in Abhängigkeitsverhältnissen – und das kann auch auf Geflüchtete zutreffen – nicht zur Taufe geführt werden dürfen». Flüchtlingen müsse deutlich gemacht werden, dass mit der Konversion nur in wenigen Fällen ein gesicherter Aufenthaltsstatus verbunden sei.
Die katholische Kirche löst das Problem so, wie es der Hamburger Erzbischof Stefan Hesse kürzlich erklärte: «Jeder, der sich Christus anschliessen will, ist uns willkommen.» Zugleich setze die Taufe in der katholischen Kirche jedoch einen längeren Prozess voraus, in dem ein Mensch mit der Lehre und dem Leben der Kirche vertraut gemacht werde. «Angesichts dieses Vorbereitungsweges, der in der Regel ein Jahr dauert, ist ein Missbrauch des Taufbegehrens so gut wie ausgeschlossen.»
Heimliche Christen bekennen sich im Westen zum Glauben
Kirchenvertreter befürchten, dass sich die Praxis von Behörden und Gerichten zu Ungunsten von Flüchtlingen, die im Asylland Christen geworden sind, verschäften wird. Sie betonen jetzt, dass zumindest ein Teil der hauptsächlich afghanischen Konvertiten schon dort Christ geworden sei, aber wegen drohender Verfolgung noch keine Taufe erhalten habe. Vor diesem Hintergrund warfen kürzlich Vertreter der evangelischen Landeskirchen und der Freikirchen den Asylentscheidern vor, Anträge von christlichen Iranern fälschlicherweise abgelehnt zu haben.
Die Organisation «Open Doors» fordert deshalb eine Neuüberprüfung. Die Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge besässen nicht die notwendige Qualifikation, um die Aufrichtigkeit der Konversion zu prüfen.
Sind Christen sündlos?
Hinter der aktuellen Diskussion steht die stillschweigende Annahme, dass ein Christ nicht mehr in der Lage sei, ein Verbrechen zu begehen. Zumindest, wenn es ein aus dem Islam konvertierter Mensch ist. Dass auch Christen in aussergewöhnlichen Lebenssituationen nicht vor schweren Fehlern und Fehltritten gefeit sind, spielte in der aufgeheizten Debatte nach dem Kindesmord bislang keine Rolle.
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / kna