Friede ist mehr als kein Krieg
Mehr Friedensförderung durch glaubensbasierte Organisationen
Die Sensibilität für das Friedenspotenzial von religiösen Hilfsorganisationen und Kirchen bei der UNO steigt. Dies bestätigt ein Symposium, das kürzlich bei der UNO in New York über die Bühne ging.
Frieden erfordere zwar das Fehlen von Gewalt, so Ganoune Diop, aber auch das Vorhandensein von allem, was zur Unterstützung der Menschenwürde notwendig sei. «Voraussetzungen für den Frieden schliessen Lebensnotwendigkeiten mit ein, wie Unterkunft, Essen, Arbeit und ebenso, dass man ohne Zwang oder Angst leben kann», sagte Diop.
Opfer von Konflikten – Zahl der Toten nimmt zu
Laut einem APD-Bericht hat Jeffrey Haynes, Direktor des Zentrums für das Studium von religiösen Konflikten und Zusammenarbeit an der London Metropolitan University, in seinem Referat festgehalten, dass Friedenstifter heute mehr gebraucht würden als früher. Statistiken zeigten, dass im Jahr 2008 weltweit rund 56'000 Menschen an Konflikten gestorben seien. Diese Zahl sei 2014 auf 125'000 Opfer gestiegen, 2015 seien schätzungsweise 180'000 Menschen als direkte Folge von Konflikten gestorben. Das sei die höchste Zahl seit dem Völkermord in Ruanda 1994, so Jeffrey Haynes.
Vor diesem Hintergrund hätten Referenten am Symposium den enormen Beitrag, den religiöse und glaubensbasierte Organisationen leisten können, betont. Dies betreffe sowohl die Vermittlung bei Konflikten als auch beim Aufbau starker und stabiler Gesellschaften, die den Frieden unterstützten.
FBOs sollten Führungsrolle übernehmen
Adama Dieng, Sonderberater des UN-Generalsekretärs für die Verhütung von Völkermord, forderte die Zivilorganisationen, einschliesslich die religiösen Organisationen dazu auf, die Regierungen bei der Information über die Menschenrechte zu unterstützen. Sie sollten auch den Schutz der Menschenrechte der Bürger einfordern und mithelfen, friedliche sowie integrative Gesellschaften aufzubauen.
Der UN-Sonderberater zur Verhütung von Völkermord betonte den breiten Einfluss religiöser Organisationen in der Gesellschaft und ermutigte glaubensbasierte Organisationen, eine Führungsrolle bei der Förderung des Friedens zu übernehmen. «Das Handeln eines Individuums mag zwar unbedeutend erscheinen», sagte der Senegalese Adama Dieng, «aber gemeinsam können wir bedeutende Schritte in Richtung Frieden vollbringen.»
Religionen sollen bei Friedensförderung zusammenspannen
Schon im Mai 2016 fand bei der UNO ein Symposium statt, das von Mogens Lykketoft, Präsident der UN-Generalversammlung, mit den Worten eröffnet wurde: «Gegenseitige Achtung für unterschiedliche Religionen und Kulturen ist das Fundament für eine friedliche Welt und die Voraussetzung für die Ziele, nach denen die Menschheit und die Vereinten Nationen streben.» Der Präsident erklärte, dass die Vereinten Nationen die Lebensgrundlage vieler Menschen bereits verbessert hätten, geleitet von der Suche nach Frieden und Sicherheit und der Förderung der Menschenrechte und Zielen für nachhaltige Entwicklung. «Der Kernpunkt aller Bemühungen ist und bleibt jedoch Verständnis, Toleranz, Respekt und Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen, Zivilisationen, Religionen und Völkern», betonte Lykketoft. Daher sei es notwendig, dass sich die internationale Gemeinschaft aller Religionen und aller Länder vereinigen.
2016 thematisierte auch das Netzwerk Interaction von Hilfsorganisationen im Raum der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) zusammen mit einem Vertreter der Deza die Rolle der FBOs bei der Entwicklungshilfe. (Livenet berichtete)
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / AR / APD