Moderner Menschenhandel

Die Sklaverei ist abgeschafft – oder?

1807 verbot Grossbritannien den Sklavenhandel, 1815 ächtete der Wiener Kongress die Sklaverei. 200 Jahre ist das her. Trotzdem blüht der Menschenhandel wie noch nie: Im Windschatten der Globalisierung werden jedes Jahr mehr als 2,4 Millionen Menschen wie Waren verkauft, ausgebeutet und misshandelt. Was können wir dagegeben tun?

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Nicht zum Verkauf.
Die Gewinne aus dem Menschenhandel schätzt man weltweit auf unglaubliche 32 Milliarden US-Dollar jährlich. Was fangen wir mit Fakten wie diesen an? Es sind erschreckende Zahlen, aber es sind Zahlen. Sie haben kein Gesicht. Kaum einer von uns kennt Zwangsprosituierte, Arbeitssklaven oder verschleppte Hausangestellte.

In den sozialen Netzwerken der USA macht trotzdem gerade eine Aktion die Runde: Menschen fotografieren ihren Handrücken, auf den sie ein rotes X gemalt haben, um zu unterstreichen, dass sie diese moderne Form der Sklaverei sehen und nicht dulden. Als Anfang ist das sicher in Ordnung, doch was können wir als Christen noch tun, um den Menschenhandel endlich zu beenden?

Informieren Sie sich

Beim Menschenhandel geht es um mehr als Zwangsprostitution. Betroffen sind längst nicht nur Frauen und Mädchen. Eine wichtige Rolle spielen auch Zwangsarbeit oder Schuldknechtschaft. Kinder werden in der Landwirtschaft oder auf dem Bau als billige Arbeitskräfte eingesetzt oder gar als Kindersoldaten missbraucht.

Setzen Sie sich einmal mit dem Thema Menschenhandel auseinander – ohne erst auf die nächsten Schlagzeilen zu warten. Erste Informationen und weitere Links und Dokumente erhalten Sie zum Beispiel bei Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V., einem offenen Bündnis vieler christlicher Organisationen und Initiativen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema sensibilisiert Sie dafür, in Ihrer Umgebung Zeichen für so etwas wie Menschenhandel wahrzunehmen, und darauf reagieren zu können. Ausserdem erfahren Sie vieles über weltweite Sklaverei.

Engagieren Sie sich

Unsere Politiker haben weitgehend dabei versagt, gegen Menschenhandel vorzugehen. In Deutschland wurde zum Beispiel 2002 die Stellung von Prostituierten gesetzlich neu geregelt. Das Ergebnis des liberalsten Prostitutionsgesetzes aller Zeiten waren allerdings keine besser abgesicherten und geschützten Frauen, sondern ein noch stärkeres Einschleppen von Zwangsprostituierten. Das vorher sexuell extrem liberale Schweden hatte kurz vorher den gegenteiligen Beschluss gefasst: ein Verbot jeglicher Prostitution bei gleichzeitiger Bestrafung der Freier. Auch dies führte zu einer starken Zunahme der Zwangsprostitution. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich auf, wenn man sieht, dass es in beiden Fällen nur um ideologisches Gerede ging – Politiker und Gerichte brauchen Rückendeckung dabei, beschlossene Gesetze auch tatsächlich umzusetzen und anzuwenden.

Greifbarer wird das Engagement, wenn Sie sich für Entwicklungshilfeprogramme weltweit einsetzen – egal, ob diese Bildung oder Brunnenbau als Ziel haben. All dies trägt dazu bei, Menschen aus den Fängen von Menschenhändlern zu befreien, oder zu verhindern, dass Schuldsklaverei überhaupt ein Thema wird. Eine von zahlreichen guten Adressen im Bereich Entwicklungszusammenarbeit ist die Micha-Initiative. Organisationen, die sich konkret für Opfer von Menschenhandel (besonders Frauen) einsetzen sind GlowbalAct und Mission Freedom.

Kaufen Sie bewusster

Die meisten Menschen machen sich kaum Gedanken darüber, welche Unternehmen sie beim Kauf von Waren mitfinanzieren. Woher stammt zum Beispiel das T-Shirt, das Sie gerade tragen? Aus China? Bangladesch? Erhalten die Arbeiter dort einen fairen Lohn? Oder sind es sogar Zwangsarbeiter?

Wenn Sie sicher gehen wollen, dann fragen Sie nach – in Geschäften, per E-Mail oder Telefon. Lassen Sie sich die Produktion der Firma erklären – und ihre Unternehmensphilosophie. Wenn die Antwort Sie nicht befriedigt, dann kaufen Sie eben bei der Konkurrenz. Gleichzeitig zeigen Sie mit Ihrem Nachfragen Händlern und Verkäufern, wo Ihre Werte liegen – und nehmen damit Einfluss: Sie sind ja der Kunde!

Achten Sie zudem auf Fairtrade-Labels, die gute Arbeitsbedingungen garantieren, wie Max Havelaar. Auch Helvetas bietet im FairShop fair gehandelte Produkte von Geschenkartikeln bis Bekleidung an.

Beten Sie

Manchmal gerät bei all dem, was man tun könnte und sollte, das Gebet in den Hintergrund. Dabei ist das Reden mit dem Gott, der buchstäblich Berge versetzen kann, die gewaltigste Kraft, über die wir verfügen. Nehmen Sie sich doch heute noch Zeit, für ein Ende des Menschenhandels zu beten. Beten Sie für die Opfer, die in Abhängigkeiten gefangen sind. Beten Sie für Befreite, die gerade Heilung erleben. Beten Sie für diejenigen, die vor Ort für ein Ende des Menschenhandels kämpfen. Beten Sie für eine Welt, in der ein Menschenleben mehr wert ist als Geld und Macht.

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Datum: 03.03.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Relevant Magazine

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