Sehnsucht nach Beachtung

Aufregung um grösste Christus-Statuen

Die bekannteste Christus-Statue der Welt steht im brasilianischen Rio de Janeiro. Im Zuge der Berichterstattung zur Fussball-WM erscheint sie zurzeit regelmässig auf unseren Bildschirmen. Die grösste Christus-Statue befindet sich dagegen im polnischen Świebodzin. Beide haben gemeinsam, dass sie gerade im Mittelpunkt juristischer Auseinandersetzungen stehen.

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Grund für Aufregung?: Die Jesus-Statue in Rio mit dem Italien-Trikot aus dem Werbespot von RAI.
Weil sie aufgrund ihrer schieren Grösse zu spektakulären Aktionen einladen, wurden die Christus-Statuen schon mehrfach für solche missbraucht. Zum Beispiel als 1999 der österreichische Basejumper Felix Baumgartner die brasilianische Statue erkletterte und mit einem Fallschirm von deren rechten Arm sprang.

Eine Statue im Fussballtrikot

Im Vorfeld der Fussball-WM in Brasilien sendete das italienische Fernsehen einen Werbespot. Dieser beginnt mit Fussball spielenden Kindern in den Favelas mit italienischen Trikots. Am Schluss erweitert sich das Bild zu einer Gesamtaufnahme über die Stadt. Dabei sieht man, dass auch die «Cristo Redentor»-Statue ein (animiertes) Trikot der italienischen Nationalmannschaft trägt. «Brasilien erwartet uns» heisst es dazu. Die Erzdiözese in Rio de Janeiro beschwerte sich darüber und forderte Schadenersatz in Millionenhöhe – weniger wegen verletzter religiöser Gefühle, sondern wegen der unerlaubten kommerziellen Nutzung des Wahrzeichens der Stadt.

Eine Statue «mit Herz»

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Die Christus-König-Statue in Świebodzin, Polen
Knapp 100 Kilometer östlich von Frankfurt (Oder) befindet sich in der polnischen Kleinstadt Świebodzin die mit 36 Metern höchste Christus-Statue der Welt. Vor kurzem ist Sylwester Zawadzki, der Priester des Ortes, verstorben. Er hatte sich massgeblich für den Bau der «Christus-König»-Statue eingesetzt. Und er hatte verfügt, dass nach seinem Tod sein Herz zu Füssen des Denkmals beigesetzt werden sollte. Die katholische Gemeinde hielt sich daran – und hat jetzt eine Klage am Hals wegen Verstosses gegen den Friedhofszwang und wegen Leichenschändung. Egal, ob im Endeffekt der letzte Wille des Priesters oder die Gesetze schwerer wiegen werden, die Aufregung macht sich bereits bezahlt: Es kommen mehr Touristen, Pilger und Schaulustige in die westpolnische Stadt.

Und Jesus?

Was würde Jesus wohl zu seinen Riesenstandbildern sagen? Und zur Aufregung darum? Sicherlich hätte er mit beiden Denkmälern so seine Probleme. Schon seinen Jüngern sagte er als Antwort auf deren Sehnsucht nach Grösse: «Der Grösste unter euch soll euer Diener sein» (Matthäus, Kapitel 23, Vers 11). Und er lebte ihnen dies selber vor, indem er ihnen zum Beispiel die Füsse wusch. Jesus war eher mit Menschen beschäftigt und deren Gesundheit, Wohlergehen und Rettung, als mit frommer PR. Daran hat sich zum Glück bis heute nichts geändert.

Zum Thema:
Dossier «Fussball-WM 2014»
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Datum: 15.06.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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