Luzerner Gefängnisseelsorger

«Strafgefangene brauchen neue Chance»

Wer seine Strafe abgesessen hat, muss die Chance bekommen, ein neues Leben in Würde zu beginnen. Dies betonte der Gefangenenseelsorger Eugen Koller in einem Vortrag in Luzern.
Koller wandte sich gegen den Wunsch der Öffentlichkeit nach Verschärfung der Strafen und sprach sich für Vergebung und Resozialisierung aus. Eugen Koller, Seelsorger im Schwyzer Gefängnis Biberbrugg, distanzierte sich von der immer öfter gehörten Aussage: «Je härter die Strafe, umso besser für die Öffentlichkeit.» Nicht Rache, sondern Wiedereingliederung in die Gesellschaft, also die Resozialisierung, sind für ihn die Ziele der Strafmassnahmen.

Den Insassen zuhören

Jesus habe sich oft Menschen am Rande zugewandt. Denn gerade diese bräuchten Beistand, Unterstützung und Mitmenschlichkeit. Darin sieht Koller die Motivation seiner Arbeit als Gefangenenseelsorger. Im Gefängnis schenke er den Menschen Zeit, höre ihnen zu und nehme Anteil an ihrem Leben. Dies sei nicht immer einfach, da er auch Leuten begegne, die ihm unsympathisch seien.

«Niemand muss über seine Tat reden. Doch jeder darf es», ist für den Seelsorger eine Leitlinie. Er wolle die Delinquenten dazu bringen, ehrlich zu sein. Denn dann würden sie fairer behandelt, als wenn sie die Behörden anlügten.

Gefangen im Leben

Am Schluss seines Referates, das im Rahmen der Vierjahreszeiten-Matinée des Luzerner Pflegeheims Steinhof stattfand, meinte Eugen Koller, dass wohl jeder Mensch in seinem eigenen Leben gefangen sei. Viele spielten eine Rolle, weil «man» dies von ihnen erwarte. Sie machten Dinge, die nicht zu ihnen passten und liessen sich in ein Schema pressen, das sie beenge.

Diesen «Gefangenen – oder Befangenen» wünschte Koller: «Spüren Sie, was Ihnen gut tut. Entdecken Sie Ihre Wünsche, die zu einem erfüllteren, befreiteren Leben beitragen.»

Zum Thema:
Interview mit Eugen Koller über seine Arbeit mit Strafgefangenen

Datum: 22.03.2012
Quelle: Kipa

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