Blick nach Übersee
Wie feiern Missionare eigentlich Weihnachten?
Hierzulande stehen die Traditionen zu Weihnachten fest, doch was ist, wenn man Weihnachten im Ausland unter Hindus und Muslimen feiert? Was ändert sich? Was ist besonders daran?
Normalerweise ist Weihnachten die Zeit im Jahr, wo Familie und Freunde eine besondere Rolle spielen und man viele liebe Menschen trifft, die man nur selten sieht. Gleichzeitig ist das Jahresende geprägt von der Menschwerdung Gottes, einer tiefen Freude daran und nicht zuletzt von Festtagen und Geschenken.
Der Missionar Clyde Davidson berichtet von seiner Erfahrung der letzten acht Jahre, die er im Ausland in Asien verbrachte, weit entfernt von allen vertrauten Traditionen. Weihnachten in solch einer Umgebung, in der Christen die Minderheit sind, birgt tatsächlich besondere Freuden und Herausforderungen.
Wenn die Hauptsache die Hauptsache bleibt
Weihnachtsdekoration gibt es inzwischen beinahe weltweit, aber wenn das Fest selbst eigentlich keine Rolle spielt, fällt es tatsächlich leichter, sich auf den eigentlichen Inhalt zu konzentrieren. Typische westliche Traditionen vom Weihnachtsmarkt bis hin zur Kaufhausmusik lenken auch Christen leicht vom «Kind in der Krippe» ab. Wo sie kaum eine Rolle spielen, ist mehr Zeit und Raum für Stille, Besinnung und Anbetung. So kann es fürs eigene Weihnachtserlebnis sogar einfacher sein, wenn man sich in einer Umgebung befindet, die Weihnachten nicht feiert.
Gemeinde – die grosse Familie
Wer Weihnachten in einem hinduistischen, muslimischen oder buddhistischen Umfeld feiert, kann in seiner Gemeinde ein neues Familiengefühl erleben. Tatsächlich sind in diesen Gegenden manche Menschen von ihren Familien quasi abgeschnitten oder ausgegrenzt, weil sie inzwischen an Jesus glauben. Dies ist eine traurige Wahrheit, die viel Not mit sich bringt.
An Weihnachten bedeutet es aber, dass nicht die familiäre Feier rund um den Tannenbaum im Mittelpunkt steht, sondern der freudige Lobpreis im Gottesdienst. Weihnachten wird da gefeiert, wo Gottes Kinder sich versammeln – also die «neue» Familie der Gläubigen.
Falsche Erwartungen
Davidson erzählt, dass in seiner Umgebung Weihnachten nach einer langen Reihe von grossen religiösen Festen kommt. In einer gemeinschaftsorientierten Kultur wie in Asien fällt es jungen Gläubigen oft schwer, hierzu die passende Haltung zu entwickeln. Sollen sie mitmachen? Sich den Festen verweigern? Viele grenzen sich von den religiösen Feierlichkeiten ihrer Heimat ab, betonen dabei aber besonders die Wichtigkeit der christlichen Feste – so wird die Weihnachtsfeier schnell zum Gesetz. Für manche wird sie auch zum Ersatz der alten religiösen Feste, sodass sie ein Stück ihrer eigentlichen Bedeutung verliert.
Wenn die Familie fehlt
Während einheimische Christen oft Schwierigkeiten mit ihrer alten Kultur haben, erleben Missionare oft den Vergleich mit ihrem zu Hause als Problem. Natürlich nutzen sie die Gelegenheit, den menschgewordenen Gott zu verkünden – das Evangelium. Gleichzeitig wird ihnen bewusst, was sie verlassen haben, um an diesem Ort zu leben. Davidson unterstreicht: «Christus ist unendlich viel mehr wert, als wir jemals geben können, aber das Opfer ist real, und wir spüren es in dieser Zeit des Jahres besonders.»
Allerdings erleben viele Missionare einen besonderen Trost, weil auch Christus damals seine himmlische Heimat verlassen hatte und mehr noch: weil er jetzt gerade ein Zuhause für sein Volk vorbereitet. Vor allem in der Weihnachtszeit haben viele Heimweh, doch die Sehnsucht nach dem ewigen Zuhause überwiegt.
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Autor: Hauke Burgarth / Clyde Davidson
Quelle: Livenet / Radical.net