Kirchliches Foodsave-Bankett

Gerettet und gegessen

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Foodsave-Bankett 2022 in Bern (Bild: zVg)
Zum siebten Mal wurde «Das andere Erntedankfest» gefeiert – gegen Foodwaste. Auch zunehmend engagierte Foodsave-Organisationen wie «Tischlein deck dich» oder die «Schweizer Tafel» bezeugen, wie aktuell der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist.

Beim Thema Stromsparen statt Energy-Waste, Energy-Save, könnte man nahtlos «Foodwaste» anfügen. Seit Jahren liegt die Menge der verschwendeten Lebensmittel in der Schweiz bei rund einem Drittel.

Die Kirchen in Bern wollten etwas dagegen tun und gaben dem Ganzen mit dem Bezug zum Erntedankfest einen positiven Touch. So entstand 2016 das erste genussvolle Bernerische Foodwaste-Bankett. Die offene Kirche «Heilig Geist» und die katholische Kinder- und Jugendfachstelle wollten dabei vor allem junge Leute ansprechen. So entstand die Reihe «spirituell, kulturell» mit vier Anlässen jährlich. Dabei realisierte man, dass heutzutage in der Schweiz nicht nur Dank angebracht ist und wir das Thema «Foodwaste» mit reinnehmen müssen.

In diesem Jahr fand das urbane Erntedankfest gleich in zwölf Ortschaften statt, nämlich in Basel, Bern, Church, Gland, Glarus, Ins, Luzern, Münsingen, Regensberg, Thun, Zuchwil und Zürich. In Bern fand es ganz zentral auf dem Bahnhofplatz statt. 40 Organisationen und mehr als 50 Freiwillige machten diesen Traditionsanlass möglich.

Mit-Organisator Andreas Nufer der Offenen Kirche Bern erzählte Livenet vom Foodsafe-Bankett, bei dem 2'200 Mahlzeiten ausgegeben und brutto 1'400kg Nahrungsmittel verwertet wurden. Auf dem dazugehörigen Markt wurde über 1'000kg Obst und Gemüse verkauft.

Gegen die Verschwendung

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Andreas Nufer (Bild: foodsave-bankette.ch)
Wie viele Menschen nahmen an den Events teil?
Andreas Nufer:
Das ist schwierig zu sagen. Etwa 2'200 Menschen am Bankett und 500 Personen am Markt, das heisst, eine Person kauft durchschnittlich 2kg.

Welche Fakten und Zahlen gab es zum diesjährigen Thema «Haltbarkeit»?
Wir haben 15 Kühlschränke auf den Bahnhofplatz Bern gestellt mit vielen Infos zum Thema Mindesthaltbarkeitsdatum. Auf den Kühlschränken waren übergrosse Zahlen aus Holz, +6, +14, +30, +120 und +360. In den Kühlschränken waren dann die Produkte zu sehen, die so viele Tage über das Mindesthaltbarkeitsdatum geniessbar sind. In den Kühlschränken mit +6 waren zum Beispiel Pastmilch und Kleingebäck, in jenen mit +14 Quark und vorgekochte Eier, in jenen mit +360 Salz oder Zucker. Auf allen Kühlschränken war ein Merkblatt.pdf aufgeklebt. Diese Installation hat in den 14 Tagen vor dem Bankett sehr viel Aufmerksamkeit erregt.

Wie sehen Sie Ihr kirchliches Puzzle-Teil in der gesamten Foodsave-Bewegung?
Wir nennen das Foodsave-Bankett im Untertitel «Erntedank auf dem Bahnhofplatz». Das Bankett ist für uns eine urbane Form, Erntedank zu feiern. Wir nehmen das Essen zum Anlass, um darüber nachzudenken, woher unsere Nahrungsmittel kommen, wer sie wie produziert und wie sie zu uns kommen. Generell ist das Erntedankfest eine Gelegenheit, sich bei Gott für all das zu bedanken, was gut geht und was Freude bereitet. «Danke» zu sagen, finde ich grundsätzlich wichtig.

Ihr Berner seid darin Pioniere – was war dieses Jahr speziell?
Es war sehr schön zu erleben, eines von zwölf Foodsave-Banketten in der ganzen Schweiz zu sein. Für uns war es bereits das siebte Bankett, für viele andere das erste. Es freut uns, dass wir langsam so etwas wie eine Bewegung sind. Was uns auch freut, sind die Gastrobetriebe, die sich im eigenen Betrieb beteiligen, indem sie während der Woche des Banketts mindestens ein Foodsave-Menü anbieten mit Zutaten, die wir am Morgen liefern. Auch der Foodsave-Märit war sehr schön und Anlass zu unzähligen Gesprächen. Wir verkauften über eine Tonne Gemüse und Früchte, die zu gross, zu klein oder zu krumm sind.

Welches sind Ihre bleibenden Eindrücke?
Während des Foodsave-Banketts wird der Bahnhofplatz zu Berns Stube. Alle nehmen Platz, Foodsave-Aktivisten und Familien, Senioren und Jugendliche, Professoren und Menschen von der Gasse, Migranten und Studierende. Alle helfen mit beim Aufbau, beim Dekorieren, bei der Essensausgabe, an der Bar, bei der Geschirrrücknahme, beim Aufräumen – vom Stadtpräsidenten bis zur Dreijährigen. Es ist eindrücklich, wie viele Menschen lange verbleiben und mit Menschen ins Gespräch kommen, die sie noch nie gesehen haben. Deshalb erinnert die lange Tafel christliche Menschen immer wieder an das Abendmahl: Am Tisch Gottes haben alle Platz.

Die Partner:
Die offene Kirche «Heilig Geist» als Durchführungsort, die Küche vom Schweizerhof, die OGG (ökonomische und gemeinnützige Gesellschaft), foodwaste.ch, Mirko Buri – Koch von «Mein Küchenchef», die Äss-Bar & gmüesgarteBern, Transition Bern, das «radiesli», die Studentenorganisation BENE, «Schweizer Tafel».

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Zur Website
foodsave-bankette.ch

Zum Thema:
«Massnahmen sind notwendig!»: Was tun gegen Foodwaste in der Schweiz?
«St.Gallen tischt auf»: Ein Festessen aus geretteten Lebensmitteln
«Cookies for Freedom»: Kampf für «Heartwings» und gegen Foodwaste

Datum: 29.09.2022
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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