25. Todestag von Mutter Teresa
Für ein freundliches Gesicht der Welt
Prinzessin Diana, Michail Gorbatschow und Mutter Teresa. Diese Namen waren durch ihre Todestage omnipräsent in den Medien. Unser Fokus liegt auf der Nonne, die im christlichen Geist unter den Ärmsten wirkte, was weiterhin weltweite Kreise zieht.
Alle drei hatten einen enormen Einfluss auf die nachkommenden Generationen. Gorbatschow in mehrere Nationen, Mutter Teresa in der globalen Diakonie und Prinzessin Diana am ehesten mit Volksnähe und Gesicht diverser Projekte und Anliegen.
Am 5. September war nun der 25. Todestag von Mutter Teresa von Kolkata. Sogar eine 2-Euro-Münze wurde dafür gestanzt.
Soeben erschien ein weiterer Pressebericht über Prinzessin Diana und die Lepramission England, dabei gerät schnell in Vergessenheit, unter welch enormem Lebenseinsatz Mutter Teresa in diesem Dienste stand und sie selber auch die Prinzessin inspirierte.
Prinzessin der Herzen und Mutter der Armen
Schon zu Lebzeiten erlangte Diana den Status einer Medienikone und wurde weltweit so populär, dass sie zeitweise als die berühmteste und am häufigsten fotografierte Frau der Welt galt. Prinzessin Diana konnte einiges bewirken, weil sie die Problematik rund um Landminen ins internationale Rampenlicht schob und zu deren Verbannung aufrufen konnte. Auch weitere karitative Dienste unterstützte sie, was eher im repräsentativen Sinne, weniger als aktiv Tätige geschah.
Auch sie prägte Mutter Teresa. Bei einem Besuch des Hospizes in Kalkutta wurde die Prinzessin erst richtig fürs Karitative entflammt, was sie ebenso als «eine tiefe spirituelle Erfahrung» beschrieb. Besonders ihre Ansprachen zum Thema Essstörungen und postpartale Depression waren gefragt. Ihre Beliebtheit und Medienpräsenz wuchs dadurch noch stärker.
Mutter, Schwestern und Brüder im Dienst
«Mutter Teresa war immer ganz ungekünstelt und sehr nett. Ich habe sie im Jahre 1929 kennengelernt. Damals hatte sie nichts Besonderes an sich. Sie war einfach ein schlichtes, normales Mädchen. Sehr sanftmütig, voller Frohsinn. Hatte an allem, was passierte, ihren Spass. Zu dieser Zeit gab es nichts, was darauf hindeutete, dass sie Loreto jemals verlassen würde, absolut gar nichts. Wir hätten niemals gedacht, dass sie einmal so viel erreichen würde», beschreibt sie Schwester Marie-Thérèse Breen.
Ihre radikale Art rief zwangsläufig auch Kritiker hervor. Ihre Persönlichkeit war vielschichtig mit Humor, Freundlichkeit und Radikalität.
Aktuell arbeiten mehr als 5'000 Schwestern und rund 500 Ordensbrüder in circa 135 Ländern, wobei die Kongregation 710 Häuser unterhält. Darunter sind Dienste für Sterbende, Lepra- oder Aidskranke, Obdachlose und Kinder.
Meilenstein für Leprakranke und andere
Die Not Indiens ist gross, so verschwinden zum Beispiel täglich rund 175 Kinder. «Am meisten leiden die Leprakranken darunter, dass sie von allen gefürchtet werden und dass man sie nirgendwo haben will», wird Mutter Teresa in der Biographie von Navin Chawla zitiert. «Meine Schwestern und ich versuchen, ihnen ein anderes Leben zu ermöglichen, ein zweites Leben sozusagen. Wir haben schon viele Behandlungs- und Rehabilitationszentren in Indien aufgebaut. Dort können sie in Würde arbeiten. Sie müssen nicht betteln. Wir stehen in sehr enger Verbindung mit ihnen und geben ihnen liebevolle Fürsorge. Wir möchten, dass auch diese Menschen sich geliebt fühlen.»
Sie war auch eine entschiedene Gegnerin von Abtreibungen und setzte 1979 in ihrer Rede an der Friedensnobelpreis-Verleihung ein klares Statement; oder sie holte kurzerhand 110 Frauen aus dem Gefängnis, 75 geistig Behinderte und andere aus ungewollter Prostitution. Dann gründeten sie das «Haus der entlaufenen Huren».
Nächstenliebe bringt einem Gott näher
Mutter Teresa selbst formulierte: «Taten der Nächstenliebe sind immer ein Mittel, um Gott näher zu kommen.» So war eines ihrer Hauptanliegen, Gott zu dienen, indem man sich um Bedürftige kümmert. Ihre Lebensart war äusserst bescheiden und beinhaltete gelebte Askese.
Die kleine Anjezë Gonxhe Bojaxhiu (so der bürgerliche Name von Mutter Teresa) wuchs in einem wohlhabenden Elternhaus auf und verschrieb sich später der Armut. Geboren wurde sie am 26. August 1910 im heutigen Skopje, Nordmazedonien. Der Name Gonxhe steht liebevoll für Knospe.
Gorbatschow blieb Atheist
Michail, der Sohn einer ukrainischen Mutter und des russischen Vaters, setzte unter anderem die grösste Anti-Alkoholkampagne im Land durch und verbannte damit viel Elend aus der russischen Bevölkerung.
Er führte die Konzepte Glasnost («Offenheit») und Perestroika («Umstrukturierung») in die politische Landschaft ein. Gorbatschow erhielt 1990 den Friedensnobelpreis. Er verstand sich als sozial-demokratisch und setzte sich vehement für die Menschenrechte ein und gründete beispielsweise das «Green Cross international» für Nachhaltigkeit.
Sein immenses Erbe daraus sind die Bestrebungen zur Demokratisierung der Sowjetunion und das Wegbereiten der Wiedervereinigung Deutschlands, beziehungsweise für den Berliner Mauerfall. Er sah sich selber als Atheist mit kommunistischem Hintergrund. Am 30. August 2022 verstarb er im Alter von 91 Jahren.
Erbe und Ehrungen
Mutter Teresa liess es nicht an Humor mangeln und erzählte einmal, in ihrer unverkennbaren Art: «Ich habe einen Vertrag mit dem lieben Gott. Für jedes Foto, das sie (die Öffentlichkeit) von mir machen, wird eine Seele gerettet. Heute ist das Fegefeuer leer!»
Schlussendlich wurde ihr Lebenswerk mit der Selig- und Heiligsprechung und dem Friedensnobelpreis geehrt und geschmückt.
Es scheint der menschlichen Art zu entsprechen, Bescheidenheit und Zurückhaltung weniger zu honorieren und der Hochglanz-Präsenz einer Persönlichkeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Umso mehr schauen alle verbündeten Helfenden von Mutter Teresa weltweit darauf, dass ihr Erbe im Dienst an den Ärmsten weiterlebt.
Und auch der Erzbischof von Kolkata, Thomas D'Souza, hob vor zwei Jahren das Vermächtnis von Mutter Teresa hervor: Während der Corona-Pandemie habe sie Menschen allen Glaubens inspiriert, sich weiter um Kranke, Arme und Hungrige zu kümmern.
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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet