Livenet-Talk zum SEA-Jubiläum
175 Jahre «gemeinsam besser»
Anlässlich 175 Jahren Schweizerisch Evangelischer Allianz empfängt Chefredaktor Florian Wüthrich zwei Gäste. Hansjörg Leutwyler und Jaël Binggeli blicken auf die Geschichte der Allianz und wagen einen Blick nach vorne.Hansjörg Leutwyler war dreizehn Jahre lang Generalsekretär der SEA (Schweizerisch Evangelischen Allianz). Im Livenet-Talk wirft er einen Blick in die Vergangenheit. Er erinnert sich auch an die Anfänge von Livenet, die in Zusammenhang mit der SEA standen. «Es ist es schön zu sehen, wie Livenet heute unterwegs ist.»
Ein Blick zurück
Vor seiner Zeit bei der SEA arbeitete Hansjörg Leutwyler als Regionalleiter einer international tätigen Firma. So kam er in Kontakt mit der Allianz in Albanien, welche versuchte, verschiedene Werke zusammenzubringen. «Einige davon betrieben Gemeindebau, andere hatten ein Waisenhaus übernommen oder Strassen geflickt.» Damals schärfte sich in ihm ein Allianzdenken und als er die internationale Arbeit aufgab und zur SEA kam, zeigten sich diese Erfahrungen als Bereicherung. «Miteinander unterwegs zu sein, kann grossen Einfluss haben», fasst er seine Begeisterung zusammen.
«In dem, was wir tun, wollen wir den Menschen einen Anstoss geben, über den Glauben nachzudenken», sagt er zum Thema, dass auch Christen ihre Stimmen erheben sollen. «Da sah ich ein grosses Potential im Miteinander der Kirchen, im gemeinsamen Auftreten.»
Hansjörg Leutwyler blickt auf frühere Zeiten der SEA zurück, auf Visionen und grosse Schuldenberge. Die erwachte Sicht des Miteinanders habe aber einen Beitrag geleistet, die Schulden gemeinsam abzutragen.
Es geht ums Miteinander
Jaël Biggeli ist seit August 2020 Jugendbeauftragte der SEA. «Ich kam sehr unspektakulär zur SEA», sagt sie. «Wenn ich zurückblicke, stelle ich aber fest, dass Gott mich schon lange dafür vorbereitet hat.» Brücken zwischen verschiedenen Parteien und Meinungen zu bauen, war schon lange ihr grosses Anliegen. «Bei der SEA kann ich das jetzt beruflich ausleben.»
«Wir sind alle geprägt von unserer Zeit», sagt Jaël Binggeli. «Meine Generation wurde vom Gedanken geprägt, dass Wahrheit nur ein Stückwerk ist.» Jeder kenne ein Stück der Wahrheit und brauche den anderen, um einen weiteren Teil der Wahrheit zu erkennen. «Deshalb betonen wir das Miteinander und unsere Glaubensbasis ist das Fundament, damit dieses entstehen kann.» In der SEA erlebe sie stark, wie man zusammenkommt, um für das Miteinander zu ringen. «Und mir scheint, dass wir auch so wahrgenommen werden.»
Worte finden, um über die Wahrheit zu reden
Jede Zeit hat ihre eigenen Diskussionspunkte. In der Zeit von Hansjörg Leutwyler wurden beispielsweise die grossen Stop Aids-Kampagnen lanciert, welchen die SEA mit dem Slogan «Treue ist der beste Gummi» begegnete. Letztlich geht es immer darum, Themen so anzugehen, dass sie von den Leuten verstanden werden.
Hansjörg Leutwyler erzählt Episoden, wie Menschen auf Kampagnen reagiert haben und wie sie auf diese Reaktionen eingegangen sind. Bei der SEA-Kampagne zur Minarett-Initiative glaubt er, von der Bevölkerung nicht richtig verstanden worden zu sein.
Christustage und der Blick aufs Wesentliche
Als das Gespräch auf die Christustage geleitet wird, meint Jaël Binggeli: «Solche Anlässe braucht es immer wieder. Es ist aber eine Sache, bei welcher der Geist uns sagen muss, dass es wieder dran ist.» Sie würde sich jedoch freuen, falls es dazu kommt. Und auch Hansjörg Leutwyler schliesst sich an: «Aus meiner Sicht wäre das gut. Grosse Events sind nicht gestorben. Wir sehen, wie auch Musikfestivals Menschen anziehen.»
Jaël Binggeli ist überzeugt, dass der Fokus auf jeden Fall stets auf das Wesentliche gerichtet sein sollte: «Ich habe die Sehnsucht, dass wir Christen wieder mehr für unser Hauptanliegen, die gute Botschaft in die Welt zu tragen, wahrgenommen werden.» Die SEA versucht, entsprechend zu prägen.
Interessantes aus der SEA-Geschichte
Henry Dunant, der später das Rote Kreuz gegründet hat, war der erste Generalsekretär der SEA. Zuvor war er als Geschäftsmann gescheitert, hatte grosse Schulden und erhoffte sich sogar Hilfe von Napoleon. Hansjörg Leutwyler ist von Dunants Geschichte beeindruckt: «Ohne persönlichen Zerbruch wäre er nie zu seiner späteren Lebensaufgabe gekommen: die Gründung des Roten Kreuzes.»
Für die SEA war 1931 die Fasnacht ein grosses Thema und 1939 wurde die erste Frau in den Vorstand der SEA gewählt. 1980 wurde der erste Christustag mit 16'000 Teilnehmenden durchgeführt und 2003 erschien die erste Ausgabe der Verteilzeitung «Viertelstunde für den Glauben». Die Liste von Ereignissen könnte beliebig verlängert werden. «Die Christian Public Affairs ist ein Bereich, der oft etwas vergessen geht», ist Jaël Binggeli wichtig zu erwähnen. «Wir haben uns aber entschieden, Akzente zu setzen und auch in den Bereich der Politik zu investieren.» Im Talk erinnert sich die Gruppe auch daran, wie Fördergelder für die christliche Jugendarbeit gestrichen wurden und die SEA nach Lösungen suchen musste.
Sehen Sie sich hier den Talk an:
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet