Osternest als Kunstwerk
Die Eierkrone
Dieses Nest lag an Ostern 2022 direkt vor dem Gemeindehaus Steffisburg. Dornenkrone? Osternest? Hier hat sich jemand Gedanken gemacht…
Wenn man auf dem Boden am Steffisburger Gemeindehaus vorbeikriechen würde, sähe man nur ein Astgewirr, an eine Dornenkrone erinnernd (immerhin war gerade Karfreitag). So etwas Ähnliches hatte bekanntlich vor 2'000 Jahren dieser Aufwiegler aus Nazareth auf dem Kopf, nur aus Dornen geflochten. Von rohen Fäusten auf den Kopf gedrückt; Blut floss. Ein Sinnbild für die Verwirrung und den Schmerz gerade auch in der Passionszeit 2022.
Hebt man den Kopf, wird das Astgewirr zum Nest. Bunte Holzeier erscheinen – roh, mit Fantasie bemalt und in Grün gebettet. Nach Karfreitag kommt Ostern, das Leben und die Hoffnung brechen durch. So weit die einfachste, populäre Story, mit der viele Westeuropäer die Passionsgeschichte deuten würden.
Aber das kleine Kunstwerk in Steffisburg regt zu mehr Gedanken an…
Direkt vor dem Gemeindehaus
Nehmen wir das schöne Dorf Steffisburg als Beispiel für irgendeine politische Gemeinde in der Schweiz oder in Europa. Wenn man das Bild in grösserem Kontext aufnimmt, erscheinen gemauerte Säulen hinter dieser Eierkrone. Auf welcher Basis, auf welchen Säulen stehen unsere Kommunen? Die jüdisch-christliche Geschichte, die unsere Gesellschaft geformt hat, ist schon länger nicht mehr europäische Leitkultur. Neue Stories versprechen mehr «Toleranz» und Frieden – mit zweifelhafter Bilanz. Halten die Säulen? Wagen es Politiker, auf tragendem Fundament zu bauen oder entscheiden sie sich für neuheidnische Experimente?
Es kommt auf die Perspektive an
Aus der Froschperspektive sieht man nur ein rätselhaftes Gewirr (ein christlicher Frosch würde an die Dornenkrone erinnert…). Erst wer sich erhebt und von oben herab auf das Kunstwerk schaut, erkennt, dass das scheinbare Durcheinander der Äste und Zweige das Nest ist, in dem Hoffnung entsteht – Ostereier waren wohl nicht zuletzt als Hinweise auf neues Leben gedacht.
Vieles in unserem Leben – und unserer momentanen Geschichte – sieht wie Karfreitag aus: Tod der Hoffnungen, Schmerz und Blut. Aber eine Perspektive «von oben herab» zeigt in vielen Fällen etwas anderes, Neues.
Nicht ohne die Hauptperson
So weit so gut? Kommt nach dunkler Nacht immer von irgendwo ein Lichtlein her? Es wäre fatal, die christliche Botschaft auf diesen Allgemeinplatz einzudampfen. Die Mitte unserer Geschichte ist nicht irgendein Mythos vom Bösen und vom Sieg des Guten, sondern das in Raum und Zeit verwurzelte Geschehen vom Sterben und der Auferstehung von Jesus Christus. Weil dieser Mann in den freiwilligen Tod ging, wurde er auferweckt und lebt. Tod und Brutalität haben nicht das letzte Wort – aber diese Hoffnung ist nur an Christus festgemacht. Seine Auferstehung ist die Zeitenwende. Wer auf diesen Gestorbenen und Wiederlebendiggewordenen baut, bekommt seinen Anteil an diesem Leben. Und bei allen Schmerzen, die auch noch da sind: Dieses Leben ist noch besser als viele bunte Eier. Er verspricht nicht weniger als: «Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.»
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch