Talk an der «Neuland» Thun
Mit Grenzerfahrungen umgehen
Wie reagieren wir, wenn das Leben hart mit uns umspringt? An der Neuland-Ausstellung in Thun interviewte Florian Wüthrich drei Prominente aus dem Berner Oberland in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der FEG Gwatt.
Die diesjährige Neuland-Ausstellung auf dem EXPO-Gelände in Thun vom 4. bis 7. November stand unter dem Thema «Grenzen erfahren». Die FEG Gwatt mit ihrem Pastor und Sandmaler Frank Bigler ist als Ausstellerin seit Jahren dabei – dieses Jahr ergab sich eine Partnerschaft mit Livenet.ch aus Anlass der HOPE-Zeitungen, die in fünf verschiedenen Regional-Ausgaben im Berner Oberland verteilt wurden.
Livenet-Redaktionsleiter Flo Wüthrich kam ins Gespräch mit Monika Haldimann, Job Coach aus Spiez und EGW-Präsidentin, Barbara Josi, Gemeinderatspräsidentin von Wimmis und Berner Grossrätin sowie Matthias Glarner, Schwingerkönig von 2016. Alle drei Interviewgäste sind in einer der HOPE-Zeitungen porträtiert.
Mit dem Tod konfrontiert
Monika Haldimann erlebte ihre persönliche absolute Grenzerfahrung, als ihr Mann an Krebs erkrankte und sie – nachdem sie bereits die Krebserkrankung ihres Vaters durchlitten hatte – mit dem Gefühl reagierte «Das schaffe ich nicht noch einmal». Ihr Mann verstarb nach zwei Jahren Krankheit. In eindrücklichen Worten beschrieb sie, wie sie durch Freunde und auch ihre christliche Gemeinde, vor allem aber aus ihrem Glauben die Kraft zog, diese Lebenskrise zu meistern. Ihr Anliegen: «Wir müssen auch darüber reden lernen, was nicht gut ist und wenn es uns nicht gut geht. Das Leben ist nicht nur rosa.»Grossrätin Barbara Josi bekannte zunächst, dass sie ein «gutes Leben» lebt. Aber auch sie musste mit dem plötzlichen Verlust eines Freundes zurechtkommen, der an einer Wanderung in den Bergen plötzlich an Herzversagen starb: «Die Hoffnung erfüllte sich nicht, dass er durch Reanimation wieder zum Leben kommt.» Aber auch weil sie sich in der Politik einsetzt und so zur «öffentlichen Person» und damit angreifbar wird, erlebt sie bis heute immer wieder Erfahrungen, die auch sie an ihre Grenzen bringt. «Ich bin ein emotionaler Mensch und habe beschlossen, auch Schwächen zu zeigen oder mal klar meine Meinung zu sagen. Das kommt nicht immer bei allen gut an, aber unter dem Strich hilft es.»
Hoch und Tief in kürzester Zeit
Matthias Glarner schliesslich erlebte die «seismographischen Extreme» seines Lebens – Hoch und Tief – innerhalb von einem Jahr: 2016 wurde er Schwingerkönig der Schweiz, war nach 14 Jahren auf dem Gipfel seiner Bekanntheit und sportlichen Karriere. Ein Jahr später stürzte er bei einem Foto-Shooting 12 Meter von einer Bergbahn in die Tiefe und erlitt verschiedene schwere Brüche. Die Tatsache, dass er einen muskulösen Körper hat, dass er statt auf Beton auf Gras stürzte, das vom Regen weich und erst noch abschüssig war: all das rettete ihm nach Aussage des Arztes das Leben. Er verarbeitete seine dramatischen Erfahrungen – auch seinen Versuch, nochmal an die Spitze zu gelangen sowie den Corona-Tod seines Vaters – in seinem Buch «Dream Big», mit dem er anschliessend am gemeinsamen Stand von «Hope» und der FEG Gwatt zum Gespräch und zum Signieren zur Verfügung stand.Dass – bewusst oder unbewusst – der Umgang mit Grenzerfahrungen auch eine Frage ist, wer mich hält und bei wem mein Leben aufgehoben ist, machte Mitveranstalter Frank Bigler zum Schluss in einer packenden Sandmal-Schau zum 23. Psalm deutlich.
Sehen Sie sich hier den ganzen Hope-Talk an:
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet