Tendenz steigend

Mindestens 1800 christliche TikToker

TikTok ist eine Social-Media-Plattform, die vor allem für Tanzvideos bekannt ist und in China gegründet wurde. Ein Land, das eigentlich restriktiv gegen Christen vorgeht. Doch ausgerechnet auf diesem Kurzvideo-Dienst spricht eine wachsende Zahl von Christen über den Glauben.

TikTok ist – wie so vieles in den sozialen Medien – weit über das hinausgewachsen, was seine Schöpfer beabsichtigten oder für möglich hielten.Zum Beispiel ist TikTok zu einem Zuhause für christliche Evangelisation und Jüngerschaft geworden.

Das ist etwas ironisch, wenn man Chinas zunehmenden Kampf gegen das Christentum bedenkt, und zudem unerwartet, da nicht klar ist, wie viel Kontrolle Peking über die Plattform ausübt.

Dennoch, laut der Influencer-Marketing-Firma Traackr, «erreichte christliches TikTok mehr als 169 Millionen Engagements im Jahr 2020» (Anm.d.Red.: Engagement bedeutet eine Interaktion mit einem Video). Etwa 1800 christliche «Influencer» sind auf der Plattform aktiv, schätzt Traackr, und diese Zahl wächst, aber wie Facebook haben einige christliche Content-Produzenten ihre Videos zensiert gefunden, wenn sie in kontroverse religiöse Inhalte eintauchen, nicht nur in politische Themen.

Besonders gross in Lateinamerika

Laut Online-Magazin «Vice» ist christliches TikTok besonders gross in Mexiko und ganz Lateinamerika, wo Millionen von Zuschauern die Plattform «zum Anlaufpunkt für eine religiöse Dosis gemacht haben».

«Dosis» ist übrigens kein schlechtes Wort für das, was TikTok bietet. Bis auf wenige Ausnahmen dürfen die Videos auf der Plattform nicht länger als 60 Sekunden sein. Im Durchschnitt bedeutet das, dass christliche Influencer nur etwa 150 Wörter haben, um den Zuschauern «Inhalte, persönliche Gebete und einfühlsame Seelsorge zu bieten».

Einmal mehr nutzen Christen so auch neue Technologien, um das Evangelium unter die Menschen zu bringen. Das offensichtlichste Beispiel ist die Druckerpresse. Das erste Buch, das mit beweglichen Lettern veröffentlicht wurde, war die Bibel im Jahr 1455. Bis 1500 wurden in Europa schätzungsweise acht Millionen Bücher gedruckt, die meisten davon waren religiöse Texte.

Weit in Kirchengeschichte verankert

Oder die Reformatoren umgingen einst die kirchlichen Autoritäten, indem sie sich direkt mit Schriften an die wachsende und zunehmend gebildete Mittelschicht wendeten.

Später richteten sich Pastoren von Charles Fuller über Billy Graham bis zu Jerry Falwell via Radio, Fernsehen, Satellitentechnologie und dem Internet ebenfalls direkt an die Massen.

Die Nutzung einer neuen Plattform wie TikTok steht also im Einklang mit einer Geschichte, die weit in die Kirchengeschichte zurückreicht.

Doch dieselbe Geschichte offenbart die Grenzen bestimmter Technologien, besonders in den Bereichen Jüngerschaft. Impulse können gesetzt werden, das gesamte «Leben in Fülle in Christus» lässt sich aber nicht wirklich in einem Tweet unterbringen.

Leben teilen

Jesus lehrte seine Jünger nicht nur, er teilte das Leben mit ihnen: Mahlzeiten, Nöte, Freuden, Konflikte, Sorgen, Eifersucht, und so weiter. Sein Gebot an sie «liebt einander, wie ich euch geliebt habe» ist der ultimative Aufruf zur Gegenseitigkeit. Gegenseitigkeit erfordert körperliche Anwesenheit, etwas, das via Social Media unmöglich ist.

Die Menschen können via TikTok abgeholt werden. Der Jüngerschaftsprozess aber muss, wie man online sagt, «IRL» («In Real Life» oder wie es bei uns heisst: «Im richtigen Leben»), also im wirklichen Leben geschehen.

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Datum: 10.06.2021
Autor: John Stonestreet / Breakpoint.Org / Daniel Gerber
Quelle: ProphecyNewsWatch / ergänzte Übersetzung: Livenet

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