Kolumne von Sam Urech
Warum fürchten wir uns vor der Endzeit?
Die Zeichen der letzten Tage. Lesen wir sie gerade täglich in der Zeitung? Oder dauert es noch Jahrhunderte? Die Endzeit ist nichts, was uns in Panik versetzen sollte, findet unser Kolumnist Sam Urech.
Die Fussball-EM steht vor der Türe! Möge uns der Allmächtige helfen, Wales, Italien und die Türkei zu zerpflücken... Auffallend bei solchen Grossanlässen ist, dass plötzlich viele Menschen zu Fussballkennern werden. Eigentlich haben sie keine Ahnung; weil aber alle davon reden, spielen sie sich als Kenner auf.
Das nervt mich! So sehr, dass ich froh bin, wenn die grosse Sause vorbei ist und ich wieder alleine Highlights von Shrewsbury Town gegen Lincoln City geniessen darf.
Kenner der Endzeit
Unglücklicherweise beobachte ich in der derzeitigen Grosswetterlage rund um die Pandemie ein ähnliches Phänomen. Weil uns beängstigende Entwicklungen um die Ohren fliegen, über die jeder philosophiert, schiessen Endzeitexperten wie Pilze aus dem Boden.
Wahrscheinlich müssen sich wahre Endzeitforscher etwa so fühlen, wie ich während der EM empfinde. Plötzlich hat jeder eine Interpretation oder einen tollen Link zu einer Predigt eines Amerikaners, der in der Impfung den weissen Reiter sieht.
Nun, ich könnte dem Prediger schlecht widersprechen, mir würden schlicht die Argumente fehlen, denn ich habe leider zu wenig Ahnung vom Buch der Offenbarung.
Die Endzeit bekämpfen?
Von zwei Dingen bin ich jedoch fest überzeugt: Wir können die Endzeit nicht aufhalten und wir müssen uns nicht davor fürchten.
Letzthin sagte mir ein Christ, ich solle in Kolumnen die Impfung bekämpfen, weil sie die Endzeit einläute. Ich staunte: Die Endzeit steht vor der Türe und wir bemühen uns, sie hinauszuzögern? Wieso?
Meines Erachtens ist es menschlich erklärbar, dass uns die «drohende» Endzeit in Panik versetzen kann. Vielleicht sollten wir uns aber hinterfragen, warum das so ist. Und inwiefern wir uns von dieser Angst leiten lassen. Angst ist immer der schlechtestmögliche Ratgeber.
Ein Fan von «Bucket Lists»?
Ich finde, wir sollten uns bewusst sein, dass wir hier nicht zuhause sind. Alles Schöne und Sichere, was wir auf dieser Welt geniessen, ist ohnehin ein Abklatsch dessen, was uns danach erwartet.
Vielleicht führen Sie eine «Bucket List» mit Dingen, die Sie noch gerne hier erleben möchten. Ich sage nichts dagegen! Aber in meinen Augen ist es damit zu vergleichen, als würden Sie unterwegs zum sardinischen Traumstrand «Cala Luna» noch eifrig Strassenpfützen suchen, in denen Sie unbedingt Ihre Füsse baden möchten.
Natürlich wäre es schön, unsere Söhne würden Profifussballer werden. Oder sie könnten in Harvard studieren. Aber das ist so unglaublich irdisch gedacht. Sollte mein Fokus als Vater nicht auf einer anderen Ebene liegen?
Bis ans Ende aller Tage!
Vielleicht löst die «drohende Endzeit» darum Angst aus, weil wir uns so sehr an unsere Komfortzone klammern und diese bequeme Freiheit nicht aufgeben wollen.
Dabei wäre das Ende dieser Erde der Anfang dessen, was danach kommt. Und das will ich keinesfalls krampfhaft hinauszögern.
Gott ist bei uns bis ans Ende der Tage und hat grossartige Pläne, die ihm niemals entgleiten.
Zum Autor:
Sam Urech ist 37-jährig, verheiratet und Vater von zwei
Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele
Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der
Marketing Agentur «ratsam». Er schreibt jeden Freitag auf Nau.ch seine Halleluja-Kolumne. Sollten Sie mit ihm Kontakt aufnehmen wollen, machen Sie das am besten via Facebook.
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Autor: Sam Urech
Quelle: Livenet
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