Chance für Innovation

USA: 20 Prozent der Gemeinden Corona-Opfer?

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20 Prozent der US-Kirchen könnten als Folge der coronabedingten Gottesdienstverbote endgültig schliessen. David Kinnaman, Präsident des renommierten Barna-Forschungsinstituts, sieht aber auch Chancen für Kirchen.  

Auf alle Fälle bedeute die Pandemie einen «fundamentalen Wandel in der Art und Weise, wie Amerikaner mit der Kirche umgehen», so Kinnaman. Jugendpastor Mark Matlock hielt in einem Gespräch mit Kinnaman fest, die momentane Krise sei wie ein «Garage sale» (dt. privater Flohmarkt) für die Kirche: «Wir halten die Bestandteile unserer Gemeinden in die Luft und fragen uns – vor allem auch die nächste Generation: 'Brauchen wir das noch? Bringt dieses Teil noch etwas?'»  

«Kirchen mit Vorerkrankungen»

Der US-Gemeindeforscher Warren Bird erklärte in einem Interview mit «Christian Post», dass Gemeinden, die ein gut funktionierendes Kleingruppensystem haben, besser durch die Covid-Krise kämen als solche, deren Hauptakzent auf dem Gottesdienst liege. «Wie in der Pandemie selbst, werden die Kirchen, die bereits unter Gesundheitsproblemen leiden, schlechter abschneiden. Die, die sich vor allem auf den Gottesdienst verlassen, werden es schwer haben, sich wieder zu sammeln, wieder Momentum aufzubauen und ihre Mission wieder einzurichten.»

Neben physischen Kleingruppen ist aber die Öffnung der Kirchen für den digitalen Raum eine Schicksalsfrage für die Zukunft, sind Forscher überzeugt.

Zentrale Frage: Was ist die Kirche physisch?

Der CEO von «Exponential», Todd Wilson, sagt voraus: «Die Frage 'Was ist Gemeinde' wird eine der Schlüsselfragen sein, die COVID-19 auslöst. Es wird eine Debatte geben, wenn wir an die Zukunft denken. Das neue 'Normal' für Gemeinde ist viel stärker digital als vor COVID. Kirchen werden darüber nachdenken: 'Warum haben wir überhaupt noch ein Gebäude? Wozu brauchen wir es? Warum nicht voll digital arbeiten?'» Im Moment verstehe man die digitalen Angebote noch «mehr als missionarisch-evangelistischen Impuls», aber: «Irgendwann müssen wir uns der Frage stellen 'Was macht Kirche physisch aus?'», so Wilson.

Chance für die neue Generation

Während vor der Pandemie viele Pastoren gezögert hätten, online zu gehen, habe COVID-19 praktisch alle Gemeinden in den Cyberspace gezwungen, wo die junge Generation sowieso einen grossen Teil ihrer Zeit verbringe. Der typische 15- bis 23-jährige US-Amerikaner verbringt jährlich 2'767 Stunden im digitalen Raum.   

Das betrachten Kinnaman und Matlock in ihrem Gespräch als positive Chance für die Zukunft: «Wir suchen die Millennials und Generation Z dort auf, wo sie sowieso schon sind», erklärt Matlock. «Bisher waren wir im Überlebensmodus, alle versuchen wir irgendwie, mit den Herausforderungen zurecht zu kommen. Aber wir haben erst an der Oberfläche gekratzt.» Diese «Störung des Normalen» sei in Wirklichkeit eine grosse Gelegenheit zu Innovation, nämlich «uns für eine neue Generation zu öffnen und sie, dort wo sie sind, einzuladen, mit uns zusammen ein Bild zu malen, was in dieser neuen Ära 'Kirche' bedeuten könnte».

Ein Beispiel ist die «Churchome»-Gemeinde in Los Angeles und Seattle mit Pastorenpaar Judah und Chelsea Smith, Heimatkirche von Promis wie Justin Bieber, Kourtney Kardashian oder Selena Gomez, die die Gottesdienste mit einer eigenen Gebets- und Jüngerschafts-App verbindet. Damit ist koordinierte Jüngerschaft zwischen physischer und digitaler Präsenz möglich, unabhängig davon, wo sich ein Christ gerade aufhält.  

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Datum: 08.01.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Post / Barna Research Group

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