Christen sind Schaufenster

Den Dunst des Himmels versprühen

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Vorfreude auf den Himmel ist ein Kennzeichen von Christen. In täglichen Herausforderungen gerät das irdische Leben aber manchmal in den Vordergrund und der Dunst des Himmels wird schwächer.

Im Grossen und Ganzen werden Menschen stark von Selbstsucht und Egoismus angetrieben. Dies kann zu einem isolierten Leben ohne zwischenmenschliche Liebe führen, aber auch zu Streit, Trennung oder sogar Krieg. Zuweilen findet unsere Selbstsucht beim Streben nach einem glücklichen und leidfreien Leben ihren stärksten Ausdruck. Oder anders ausgedrückt: Beim Streben nach leidfreiem Leben werden Konflikte und Leid erzeugt.

Himmel auf Erden?

Es ist eine Eigenschaft westlicher Christen, den Himmel auf Erden erlangen zu wollen. In früheren Jahrhunderten war dies genauso wenig der Fall wie bei heutigen Christen. Dies mag einerseits an einer allgemeinen Bemühung unserer Gesellschaft liegen, Leiden jeder Art zu überwinden, andererseits an der weitverbreiteten humanistischen Weltanschauung, welcher jedes Jenseitsdenken fremd ist.

Jesus sagte einmal, Gottes Reich sei mitten unter uns (Lukas-Evangelium Kapitel 17, Vers 21) und bezeugte an anderer Stelle, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist (Johannes-Evangelium Kapitel 18, Vers 36). In diesem Spannungsfeld leben wir. Gottes Reich ist in unserer Mitte angebrochen, wird in unserer Welt aber nie ganz zur Vollendung kommen. Sollen wir uns jetzt darum bemühen, dass der Himmel auf Erden hereinbricht? Oder besser: Wie soll dies konkret geschehen?

Den Fokus auf eine andere Welt legen

Es gibt viele Eigenschaften, die Christen ausmachen und von anderen Menschen unterscheiden. Eine davon ist zweifellos, dass sie einen Schatten der zukünftigen Welt erhascht haben. Durch ihre lebendige Verbindung mit Gott haben sie sich sozusagen im Himmel angedockt und je tiefer sie in ihre Gottesbeziehung eintauchen, desto mehr erahnen sie, was in der Ewigkeit auf sie wartet. Gottes Reich beginnt schon hier und heute ihr Denken und Sein zu durchdringen. Dies hat Auswirkung auf ihr Umfeld und steigert ihre Vorfreude auf das, was noch kommen wird.

Hundertausende von leidenden Christen haben die Kraft erfahren, inmitten von Schwierigkeiten und Verfolgung aus der Kraft Gottes und der Vorfreude auf den Himmel heraus zu leben. Unabhängig davon, ob ihr Leid ein Ende nimmt oder nicht, versprühen sie den Duft des Himmels in unserer Welt. Ihr Leben ist sozusagen die Botschaft, dass es einen Himmel gibt.

Wir brauchen eine himmlische Gesinnung

Auch in den unterschiedlichen Herausforderungen der Corona-Krise zeigt sich, welche Welt Christen als ihr Zuhause betrachten. Im Hebräerbrief Kapitel 13, Vers 14 lesen wir: «Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige.» Bei vielen Christen ist diese Haltung spürbar. Egal, was kommen mag, es ändert nichts an der tiefsten Vision ihres Lebens – nämlich von Gottes Geist geleitet, auf das ewige Himmelreich zuzugehen.

Bei manchen Christen ist jedoch kaum ein Unterschied zu anderen Menschen feststellbar. Sie leben fürs Hier und Heute und es ist ihr höchstes Ziel, dabei jegliches Leid von sich fernzuhalten. Sie wollen keine Wirtschaftskrise, keine Einbusse an individueller Freiheit, keine Angehörigen verlieren und nicht krank werden. Wenn sich Christen für Gesundheit oder Wohlstand starkmachen, geraten Meinungen miteinander in Konflikt. Letztlich liegt dahinter aber stets die gleiche Vision: Ein minimales Leid in unserem irdischen Leben.

Schaufenster des Himmels

Christen haben einen realen Vorgeschmack auf den Himmel erhalten. Wenn sie in festem Blick auf Jesus und dessen Reich leben, werden sie unweigerlich den Dunst des Himmels versprühen, den diese Welt so dringend braucht. Das Leben solcher Christen gleicht einem Schaufenster, durch welches Mitmenschen etwas von Gottes Reich, welches weit über unser irdisches Leben hinausreicht, erkennen können. Es sind Christen, die selbst auf Kosten der eigenen Bequemlichkeit die Not dieser Welt lindern und dabei aus einer Kraftquelle schöpfen, die wortwörtlich von einer anderen Welt ist.

Leider gleichen aber viele Christen einem trüben Schaufenster, in welchem weniger die Ewigkeit, als vielmehr eine Angst vor Verlust und Leid steht. In den Herausforderungen des Lebens (von welchen es aktuell eine Menge gibt) ist es nur allzu menschlich, zwischendurch den Blick auf das Wesentliche zu verlieren. Da gilt es, den Blick aufs Ewige zu justieren und die Vorfreude aufkeimen zu lassen – eine Vorfreude, die tatsächlich den Himmel in dieser Welt aufflackern lassen kann.

Zum Thema:
Zwischen jetzt und Ewigkeit: Das Leben leben mit Blick auf den Tod
Sommer-Serie: Perspektive der Ewigkeit
Über Schmerz und Herrlichkeit: Die Ewigkeit – weit mehr als ein tröstender Gedanke

Datum: 06.01.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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