«In einer hoffnungsarmen Zeit»
Ein Anlass von Migranten für Migranten und Schweizer
Am 27. und 28. November
laden mehrere Netzwerke und Organisationen zu den beiden Konferenzen «together20»
und «Nights of Hope20». Diese bieten Hoffnung für Migranten und ermutigen dazu,
dass Schweizer und Einwanderer gemeinsam Gemeinde bauen. Was die
Online-Besucher erwartet, erklärt Hans Ueli Beereuter, Mitglied
des Vorbereitungsteams und Sprecher der Konferenz, im Interview mit Livenet.Hans Ueli Beereuter, ein Anlass und doch zwei … was
steckt dahinter?
Hans Ueli Beereuter: Ein Fokus: Migranten; ein
Hauptredner: Yassir Eric, aber zwei
unterschiedliche Anliegen und ein unterschiedliches Zielpublikum. Die Idee zu «zwei
in Einem» entstand vor einem Jahr, als in Winterthur die Konferenz «Kirche fit
für die Zukunft – Migranten wirken mit» vorbereitet wurde. Die Verantwortlichen
erkannten: Yassir Eric kommt in die Schweiz, um die Christen zu schulen, wie
man Kirche zusammen mit den Migranten bauen kann. Und er hat ein starkes
Zeugnis von seiner Hoffnung in Jesus zu erzählen. Dies ergibt eine geniale
Chance für einen zusätzlichen Abend, zu dem die Schweizer Christen ihre
Migrantenfreunde einladen können. Der grosse Saal von Gate21 war voll. Gut 20 Prozent
waren Menschen aus verschiedensten Nationen, die sich einladen liessen, darunter
viele Muslime. Für 2020 haben wir dann sogar zwei Abende zum Einladen von
Migranten geplant und «Night of Hope» getauft. Nun ist daraus ein Onlineabend
geworden, der an keinen Ort gebunden ist. Dadurch sind neue lokale Chancen
entstanden. Weil die gedruckten Flyer für Bern keinen Sinn mehr machen, haben
wir kurzfristig eine eigenen Webpage und einen eigenen YouTube-Kanal
aufgeschaltet: «nightofhope20.ch» – dort gibt es Online-Flyer.
Wofür steht «together20»?
Für praktische Schulung im interkulturellen Gemeindebau!
Wir wollten noch einen Schritt weitergehen als 2019 in Winterthur: Ja,
Migranten sollen mitwirken. Aber es soll daraus immer mehr ein echtes
Miteinander auf gleicher Augenhöhe entstehen. Deshalb auch der
neue Name «togehter20». Wir sind überzeugt, dass die Kirche der Schweiz von
diesem interkulturellen «Together» profitieren wird. Gemeinsam sind wir
stärker! Deshalb haben wir einen Traum, eine Vision formuliert: Schweizer und Migranten bauen die Kirche der Zukunft gemeinsam! Sie
entwickeln integrierende Modelle und stärken einander. Sie bauen Barrieren und
Ängste ab und überwinden Hindernisse. Sie machen sich gemeinsam auf den Weg,
damit die Kirche der Schweiz fit ist für die Zukunft und relevant wird für die
Gesellschaft!
Dieses Miteinander wird auch in der Online-Schulung sichtbar. Es sind vorwiegend Migranten, die von ihren Erlebnissen im Interkulturellen Gemeidebau erzählen. Und Yassir Eric lässt uns an seinen weltweiten Erfahrungen teilhaben. Es wird auch online ehrlich, spannend und sehr praktisch! Übersetzt wird aus dem Deutschen simultan ins Französische und Englische.
Was erwartet die virtuellen Besucher von «Night of
Hope20»?
Hoffnung. Erlebte Hoffnung! Ein kurzer Einstiegsfilm:
Flucht, Flüchtlinge, bis zu den Migranten, die hier leben, integriert sind, an
Jesus glauben und sich für Menschen aus ihren Kulturen engagieren. Es folgt ein
Studiogespräch mit dem Kosovaren Alban über seine Erwartungen an die Schweiz,
neue Enttäuschungen, Süchte, Sinnsuche und wie er dank engagierten Christen im
Glauben an Jesus echte Hoffnung und Lebenskraft gefunden hat. Nach einem Lied der Hoffnung wird Yassir Eric aus
Korntal zugeschaltet. Er hat eine starke sehr persönliche Botschaft der
Hoffnung für Migranten und Schweizer. Erzählend nimmt er uns mit in zwei
Begegnungsgeschichten aus der Bibel. Menschen ohne Hoffnung erleben die
bedingungslose Zuwendung. Jesus ist Hoffnung für alle, unabhängig von Kultur
und Religion! Dies wird in vier Sprachen übersetzt: Französisch, Englisch,
Farsi und Arabisch.
Sie ermutigen zum Einladen von Migranten – wie soll
man vorgehen?
Man kann unsere digitalen Einladungen und die Links
auf «Night of Hope20» herunterladen und per WhatsApp oder E-Mail versenden. DerCountdown auf dem YouTube-Kanal läuft bereits. Aber kulturell noch viel besser,
lädt man seine Migrantenfreunde für den Freitagabend ein und erlebt mit ihnen
zusammen die «Night of Hope20». Mit dem Handy kann jeder seinen Sprachkanal
wählen. Anschliessend kann man über Hoffnungslosigkeit und Hoffnung
austauschen. Eigene Erlebnisse verstärken die Botschaft von Yassir Eric.
Warum ist der Anlass für Migranten geeignet?
Er ist von Migranten für Migranten gemacht. Er gibt
Hoffnung in einer hoffnunsarmen Zeit. Ich sage bewusst nicht «hoffnungslosen
Zeit». Wir haben Hoffnung! Aber sie ist zurzeit eingenebelt durch Corona und
für die Migranten oft noch mehr durch ihre schwierige Geschichte und die neuen
Enttäuschungen, die sie hier in der Schweiz erleben. Sie brauchen Menschen, die
sie bedingungslos annehmen und lieben, wie Jesus uns liebt.
Wie wird das Angebot von den Gemeinden aufgenommen?
Das lässt sich leider nur schwer messen. Besonders
Christen, die bereits irgendwie mit Migranten unterwegs sind, interessieren
sich. Der Anlass hat sich nun von Bern ins Internet verlagert. Wir empfehlen
für beide online Angebote, kleine Anlässe lokal zu organisieren, privat, im
Umfeld von interkulturellen Initiativen oder in der Gemeinde.
Wenn «Night of Hope20» einschlägt – wird dieser Anlass
künftig zum Beispiel im Quartals-Rhythmus durchgeführt?
Wir sind nicht unvorbereitet. Wenn uns die Migranten
mit ihrem Interesse überraschen, können wir schnell handeln. Online kann auch
Yassir Eric mehr als einmal pro Jahr zu uns kommen. Hoffnung aus dem Homeoffice
– das tönt sehr hoffnungsvoll. Im YouTube-Kanal hat es noch Platz für weitere
Anlässe und Botschaften! Ich denke aber nicht, dass unsere Initiative gleich
flächendeckend wirkungsvoll genutzt wird. Wir sind uns bewusst, dass es sich um
einen Prozess handelt und das «Together» noch lange bewusst gefördert werden
muss. Aber wir sind bereit, «together», also zusammen, Hoffnung für Migranten
zu verbreiten.
Soll künftig jeweils ein solches Doppelpaket im
Jahres-Rhythmus angeboten werden?
Ja, für November 2021 ist bereits der Ort bekannt. Wir
werden mit «together21» und «Night of Hope21» in Biel sein. Hoffentlich live,
aber wir werden sicher auch über ein Onlineangebot nachdenken. Jetzt läuft aber
erst mal der Countdown 2020. Migranten kommen sehr oft aus Ereigniskulturen,
das heisst: Ein Ereignis kann den Plan spontan ändern. Man kann sie deshalb
auch noch sehr kurzfristig einladen. Wenn sie das Ereignis, beziehungsweise die
einladende Person als sehr wichtig einstufen, bekommt diese die erste Priorität
und alles andere verliert seine Wichtigkeit.
Zum Thema:
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet