Die MINT-Schwester

Ordensschwester als Naturwissenschaftlerin ausgezeichnet

Schwester Christamaria lebt als Ordensfrau in der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern. Gerade hat sie für ihren naturwissenschaftlichen Unterricht den renommierten Klaus-von-Klitzing-Preis erhalten. Sie ist damit die erste Geistliche, die diese Auszeichnung bekommt.

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Schwester Christamaria auf dem Schulhof (Bild: schoenstatt.de)
2014 fand in Italien die zweite Staffel der Castingshow «The Voice of Italy» statt. Erst als Teilnehmerin und dann als Siegerin überraschte Cristina Scuccia Publikum und Juroren. Die Erzieherin aus Sizilien trat im Habit der Ursulinen auf. Suor Cristina zeigte, dass eine Ordensschwester natürlich auch singen kann. Ihr erster Auftritt wurde bei YouTube inzwischen über 100 Millionen mal angesehen.

Höchstwahrscheinlich wird Schwester Christamaria aus Vallendar keine so grosse Medienöffentlichkeit erreichen, aber auch sie unterstreicht eindrucksvoll, dass Glaube durchaus kompatibel zu anderen Leistungen ist – auch zu wissenschaftlichen.

Robotik in der Realschule

Christine Brück, so heisst Schwester Christamaria mit zivilem Namen, ist Lehrerin an einer katholischen Mädchenschule in Vallendar bei Koblenz. Dort unterrichtet die 44-jährige Ordensschwester Mathematik, Informatik und Religion. Für ihr Engagement in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wurde sie am 10. November mit dem mit 15‘000 Euro dotierten Klaus-von-Klitzing-Preis als beste deutsche Lehrerin für Naturwissenschaften 2020 ausgezeichnet. In einer virtuellen Feierstunde würdigte der Namensgeber und Physiknobelpreisträger Klaus von Klitzing ihre herausragenden Leistungen: «Schwester Christamaria hat die Jury sowohl durch ihre Erfolge im Bereich der Informatik an einer reinen Mädchenschule mit Realschulzweig und Gymnasium, ihre Praxiskontakte in die Wirtschaft als auch durch ihre überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft ausserhalb des regulären Unterrichts überzeugt.» Zudem leiste sie einen grossen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit, indem sie Mädchen an Bereiche wie Informatik und Robotik heranführe.

Glaube, Wissenschaft und Leben

Die frisch ausgezeichnete Lehrerin ist ein gutes Beispiel dafür, dass Glauben und Denken keinen Widerspruch darstellen müssen. Der BILD-Zeitung erklärte Schwester Christamaria dann auch: «Ich habe mich bewusst für ein Leben mit Gott entschieden.» Und sie ergänzte: «Wissenschaft und Gott sind miteinander vereinbar. Auch den Urknall muss jemand ausgelöst haben. Warum sollte das nicht Gott gewesen sein?»

Ihre Schülerinnen freuen sich in erster Linie darüber, dass Zahlen durch die engagierte Lehrerin neues Leben bekommen. In einem Filmbeitrag der preisverleihenden EWE-Stiftung kommen auch Schülerinnen zu Wort. Julia aus der fünften Klasse meint: «Bei ihr macht der Unterricht Spass und sie ist lustig.» Marie aus der 13. Klasse ergänzt: «Viele Lehrer sind noch relativ auf altmodische Methoden eingestellt. Schwester Christamaria ist da definitiv fortschrittlicher.» Und Kim aus der sechsten Klasse fasst ihr ermutigendes Wesen so zusammen: «Andere Lehrer sagen vielleicht auch: Du musst mehr lernen, sonst wirst du das nie schaffen. Und Schwester Christamaria – wenn man der sagt, dass man es nicht geschafft hat –, dann erklärt sie das auch noch mal.»

Eine gute Naturwissenschaftlerin kann also durchaus Habit tragen. Und wenn sie in der Pause mit ihren Mädchen Fussball spielt und nach dem Unterricht noch ein offenes Ohr für sie hat, dann kann sie völlig zu Recht als «Lehrerin des Jahres» ausgezeichnet werden. Herzlichen Glückwunsch!

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Datum: 18.11.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / epd

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