In 40 Ländern aktiv
«Bibel Liga» sorgt für Unterschied
In Ghana werden in der Corona-Krise Pastoren als «systemrelevante Personen» eingestuft. In diesem Land sorgt die Bibel-Liga ebenso für einen Unterschied, wie in Indien. Die «Bibel Liga» setzt sich in 40 Ländern ein, erklärt Reinhard Knödler, Leiter der Stiftung Bibel Liga, im Interview mit Livenet.Livenet: Reinhard Knödler, wo genau arbeitet die Bibel Liga und was sind die Haupttätigkeiten?
Reinhard Knödler: Die Bibel Liga arbeitet in 40 Ländern, die – ausser Albanien und Armenien – alle in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Nahen Osten liegen. Wir sind für christliche Gemeinden eine helfende Hand in der Schulung und Ausbildung von Kleingruppenleitern und Gemeindegründern. Unsere Schwerpunkte sind vor allem die «Philippus-Kurse», also Bibelstudiengruppen, zu denen Interessierte eingeladen werden und eine eigene Bibel geschenkt bekommen. Das heisst, wir verbinden die Weitergabe einer Bibel immer mit einem Bibelkurs. Im deutschsprachigen Raum bieten wir «Appetitanreger zum Bibellesen» an. Solche Appetitanreger sind zum Beispiel das Bibel-Tagebuch «365», Bibelkärtchen oder Hängeschilder zum Auswendiglernen von Bibelversen.
Welche Aufbrüche erleben Sie durch die Arbeit der Bibel Liga?
Im letzten Jahr konnten wir über 130'000 ehrenamtliche Kleingruppenleiter in unseren Einsatzländern ausbilden, die in sozialen Brennpunkten, Gefängnissen aber auch im Umfeld von Universitäten Bibelgruppen begonnen haben. Jede einzelne Bibelgruppe ist ein kleiner Aufbruch. Insgesamt haben etwa zwei Millionen Menschen diese Bibelgruppen besucht. Manches Mal haben sich daraus auch neue Gemeinden entwickelt. Durch die Covid-19-Pandemie wurden in vielen Gefängnissen unserer Einsatzländer die Besuchsregelungen erheblich eingeschränkt. In Kolumbien konnten unsere Partner mit Sondergenehmigungen Häftlinge besuchen und ihnen Gottes Wort schenken. Daraus entstand eine Reihe von kleinen «Haft-Bibelgruppen», in denen Insassen zum Glauben fanden. Wir freuen uns über jeden Menschen, der sich in die Nachfolge Jesu rufen lässt.Werden die Menschen in Ihren Projektländern durch Corona offener für das Evangelium?
In vielen Ländern spüren unsere Partnergemeinden eine grössere Offenheit für das Evangelium. Gerade durch die enormen Schwierigkeiten, in die Menschen geraten – sei es gesundheitlich oder wirtschaftlich – werden existenzielle Fragen gestellt: Warum lebe ich? Was trägt? Was passiert nach meinem Tod?
Aus Ghana berichtet unser Leiter von hunderten seelsorgerischen Gesprächen in den Strassen der Metropolen seines Landes. Pastoren und andere geistliche Leiter wurden dort offiziell als «systemrelevante Personen» eingestuft. Sie haben verzweifelten Menschen zugehört, mit ihnen Gottes Wort geteilt und für sie gebetet. In den Lockdown-Phasen haben weltweit viele ausgebildete Bibelgruppenleiter in ihren Familien und mit nahen Verwandten Gottes Wort studiert. Dabei haben Teenager und Jugendliche zum Glauben an Jesus Christus gefunden.
Wie hat Corona Ihre Arbeit vor Ort verändert?
Anfangs erheblich. Denn unsere Kurse sind ja auf das Miteinander angelegt, auf Gemeinschaft. Gemeinsam lesen die Teilnehmer in der Bibel, reden darüber und manche essen miteinander. Das war nach Ausbruch der Pandemie in den meisten Einsatzländern nur noch sehr beschränkt möglich. Viele Gemeinden haben nicht die Möglichkeit auf Onlineangebote auszuweichen. Sie machten aber im Freien mit kleineren Gruppen und Anstandsregeln weiter. In Simbabwe wurden unsere Partner vor Ort vom Gesundheitsministerium eingeladen, die Gesundheits-Beamten bei ihren Covid-19-Aufklärungsreisen in abgelegene Regionen zu begleiten. Auf diesen Reisen konnten unsere Mitarbeiter das Bibel-Liga-Schulungsmaterial in vielen Dörfern vorstellen. Einige Kirchenleiter haben uns bei einem nationalen Fasten- und Gebetstag im Juni gebeten, ihnen mit Schulung und Bibelstudienmaterial zu helfen. Die Anzahl der Partnergemeinden ist während der letzten Monate in Simbabwe stark gewachsen.
Können Sie eine Lebensgeschichte mit uns teilen, bei denen Menschen durch Ihre Arbeit verändert worden sind?
Da fällt mir Suryarao ein. Er kommt aus einem indischen Dorf und zieht zur Arbeitssuche in die Grossstadt Hyderabad. Dort wird er sehr krank. In seiner Not trifft er auf Christen, die für ihn und seine Situation beten. Und Gott schenkt ihm das ersehnte Heilungswunder. Suryarao lässt seinen Hinduglauben hinter sich und wird Christ. Heute ist er ein brennender Nachfolger Christi, hat sich als Bibel-Liga-Kleingruppenleiter ausbilden lassen und ist inzwischen als Botschafter des Friedens in sein Heimatdorf zurückgekehrt. Vorher kannte niemand das Evangelium und Fremde hatten einen schweren Stand. Aber weil Suryarao einer aus ihrer Volksgruppe ist und Gott erlebt hat, hören im heute viele zu. Suryarao war der erste Christ in Dabbagoda und jetzt gibt es eine kleine Gemeinde.
Unser neues Schwerpunktland 2020/21 ist Ghana. Die ghanaische Bibel Liga hilft Partnergemeinden mit Schulung für evangelistisches Bibellesen und vermittelt mit den Bibelkursen gesunde Lehre für Nachfolger Jesu. Gerade vor dem Hintergrund vieler christlicher Splittergruppen mit sehr einseitigen Botschaften, die häufig nur auf Wohlstand und Gesundheit abzielen, ist biblische Grundlagenvermittlung äusserst wichtig. Ausserdem bieten wir in unseren Einsatzländern verstärkt Englischkurse mit integrierter biblischer Botschaft an. So erreichen die Gemeinden vor allem junge Menschen mit Gottes Wort, die meistens noch gar keinen Bezug zum Glauben haben.
Zu Ihren neuen Projekten zählt Peru – was will die Bibel Liga vor Ort erreichen?
Gemessen an der Bevölkerungszahl hat kein Land so viele Corona-Tote zu beklagen wie Peru. Das Land steckt in einer tiefen Krise. Doch unsere Partnergemeinden lassen sich nicht abhalten, den leidenden und verzweifelten Menschen Mut und Hoffnung mit der Verkündigung des Evangeliums zu machen. Sie planen, trotz erschwerter Bedingungen in den nächsten acht Monaten mit 10'000 Teilnehmern Gottes Wort in kleinen Bibelstudiengruppen zu teilen.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet