Seelsorge im Linien-Bus
«Zuhören ist das Wichtigste»
Eigentlich ist Christa Klebba Gemeindereferentin im deutschen Kleinkahl. Doch nebenbei ist sie Seelsorgerin – im Bus. Seit 20 Jahren bietet sie ein offenes Ohr. Mittlerweile werden sogar schon Gesprächstermine für die Busfahrt abgemacht…
Alles begann, weil sie keinen Führerschein hatte: Vor 20 Jahren begann Christa Klebba regelmässig mit dem Bus von Schöllkrippen nach Aschaffenburg zu ihrer Arbeitsstelle zu fahren. Die 64-Jährige, die als Gemeindereferentin für die Katholische Kirche arbeitet, beschloss, die etwa 30 Kilometer lange Strecke im Bus zu nutzen. «Ich habe einfach die Situation wahrgenommen, mich nicht in den Bus zu setzen und vor mich hin zu lesen, sondern zu gucken: Wie kommt derjenige rein…», berichtet sie im Gespräch mit dem Medienhaus Main-Echo. Vor zwei Jahren wurde sie dann auf Stundenbasis für dieses besondere Seelsorgeamt offiziell angestellt.
Eine Kirche, die zu den Menschen geht
Für Christa Klebba ist so ein «Seelsorge to go»-Angebot ungeheuer wichtig, da sie nicht glaube, dass man heute eine Kirche haben könne, die einfach sagen könne: «Komm her!» Nein, die Kirche müsse auf die Menschen zugehen. «Ich bin da, wo die Menschen sind – und im Bus sind halt Menschen…»Sie gibt sich nicht als Seelsorgerin aus und manche Gespräche haben auch völlig belanglose Inhalte. Aber mit anderen – von Schülern bis hin zu Senioren – geht es in Tiefe, etwa über Schulstress, Beziehungsprobleme, Finanzsorgen bis hin zu Tod, Leid und Sterben. In ihrem Rucksack trägt sie eine grosse Bandbreite an Broschüren, Hilfsangeboten, kirchlichen Einladungen, aber auch kleine Mutmacher und sogar «Notsüssigkeiten» mit sich. Doch: «Zuhören ist das Wichtigste, das Zuhören und dann Hilfestellung zu geben.»
Wenn es nötig ist, steigt sie sogar mit dem Gesprächspartner aus und bringt ihn an sein Ziel. Dreimal pro Woche ist sie so im Schnitt in diversen Buslinien anzutreffen – manche Menschen machen sogar telefonisch vorher einen Gesprächstermin mit ihr aus.
Unkonventionelle Beratungsstellen nötig
Dass diese neuartige Form der Seelsorge völlig im Trend liegt, bestätigt auch die Vorsitzende des «Deutschen Dachverbandes Christlicher Beraterinnen und Berater» (ACC), Nicola Berstecher, gegenüber der Nachrichtenagentur idea. Die sozialen Strukturen in Deutschland hätten sich verändert und Menschen würde immer stärker vereinsamen. Deshalb seien unkonventionelle Beratungsstellen sehr wichtig, sei dies im Supermarkt, bei der Nagelpflege oder an der Raststätte – das könne ein Türöffner sein, um Menschen in ihrem Lebensumfeld abzuholen, erklärt Berstecher.
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / www.main-echo.de / idea Deutschland