Evangelist Bastian Decker
Strassenmission: «Es ist ein echtes Abenteuer»
Seit 2006 arbeitet Bastian Decker mit Werner und Birgitta Nachtigal zusammen beim Verein «no limit e.V.», der Christen für die Evangelisation praktisch zurüstet, zeitgemässes evangelistisches Material anbietet und verteilt sowie evangelistische Einsätze und Events durchführt. Die bekanntesten sind der jährliche «Global Outreach Day» und die «2go-Aktionen». Im Interview teilt er sein Herz über Evangelisation, den eigenen Frust und persönliche Erlebnisse.
Bastian Decker, Sie haben schon viele Menschen auf der Strasse eingeladen, Christ zu werden. Wie haben Sie das selber erlebt?Bastian Decker: Während des Beginns meiner Ausbildung kam ich durch eine sichtbare Heilung des Armes meiner Mutter 2002 bei dem Heilungsevangelisten Billy Smith zum Glauben. Auch wenn es keine Nacharbeit gab, kam der Hinweis meiner Mutter – sie ging zu dem Zeitpunkt schon ohne mein Wissen in die «Kirche am Südstern» –, dass ihre Gemeinde einen Jugendgottesdienst hat. Den besuchte ich dann eineinhalb Jahre später.
Wie sind Sie in Ihren evangelistischen Dienst gekommen?
In der «Kirche am Südstern» lernte ich Werner und Birgitta Nachtigal kennen, die damals u. a. die Jugend der Gemeinde leiteten. Sie begleiteten mich in meiner Jüngerschaft. Nach dem Gemeindecrash baute ich mit ihnen zusammen das Büro von «no limit e.V.» auf und wurde im Januar 2011 in den Vollzeitdienst berufen.
Aufgrund Ihrer Berufung als Evangelist sind Sie viel unterwegs und schulen in ganz Deutschland Menschen darin, das Evangelium auf kurze und verständliche Weise auf der Strasse weiterzugeben. Wie geschieht das?
Wir nutzen die vier Punkte von «The Four» zu den Kernaussagen der Bibel: 1. Gott liebt dich. 2. Ich habe gesündigt – wobei wir das Wort «Sünde» umgehen. «Sünde» ist schwierig, da denken viele gleich an «Fundamentalisten» oder «Sekten.» Wir umschreiben das Wort mit «Schuld» oder mit «Dingen, die Gott nicht gefallen». Die Grundschuld liegt darin, dass der Mensch ohne Gott lebt und nicht nur durch gute Taten zu ihm kommen kann. 3. Jesus starb für mich. Und 4. die Entscheidungsfrage: Will ich mit Jesus leben?
Im Gespräch erklären wir das natürlich ausführlicher. Ausserdem sind uns persönliche Erlebnisse ganz wichtig. Damit öffnest du eher die Herzen der Menschen, als wenn du mit einer biblischen Erzählung anfängst. Bei deiner eigenen Geschichte kann niemand sagen: «Das stimmt doch nicht, das war vor 2000 Jahren.» Und ein dritter und sehr wichtiger Schwerpunkt ist das Thema Kommunikation. Jeder sollte lernen, ein Gespräch «vernünftig» zu führen, ohne dabei komisch zu wirken. Das kann jeder lernen.
Was mache ich, wenn ich bei euren Einsätzen mitmachen möchte, aber persönlich eher schüchtern bin?
Dann sind Sie bei uns genau richtig! Wir haben eine Lösung: unsere grosse Gruppe. Wir bilden kleine Teams, die miteinander die ganze Woche verbringen. Sie treffen sich nach dem Einsatz und tauschen sich aus, wie die Dinge gelaufen sind. Innerhalb dieser Kleingruppe werden Zweierteams gebildet. Und in jedem Team ist eine Person, die das schon häufiger gemacht hat und jemand, der vielleicht zum ersten Mal dabei ist. So kann man voneinander lernen und sich gegenseitig ermutigen.
Ein Mädchen hat mir mal gesagt: «Nee, auf der Strasse, das traue ich mich nicht, das kann ich nicht». Am Ende der zehn Tage hat sie mit vielen Leuten gebetet, dass Jesus ihre Schuld vergibt und sie ihm jetzt nachfolgen wollen. Das ist natürlich nicht bei jedem Teilnehmer so, aber es ist schon häufiger vorgekommen. Versprechen können wir das nicht! Aber was wir versprechen können ist, dass es ein echtes Abenteuer ist und viele Menschen zum Glauben kommen. Und dass durch die Gruppendynamik viele Ängste weichen.
Was sind Ihre emotionalen Momente bei einer Strassenmission?
Wenn ich meine eigene Geschichte erzähle, die viel mit Vergebung und Vaterliebe zu tun hat, sehe ich oft junge Leute mit Tränen in den Augen. Das ist sehr ergreifend. Und wenn ich dann frage: «Gibt es jemanden hier, der auch Versöhnung braucht und Jesus annehmen möchte?», dann melden sich oft tatsächlich einige. Manchmal Typen, die auf den ersten Blick taff und cool wirken. Dann bete ich mit ihnen: «Jesus, komm in mein Leben». Das bewegt mich sehr.
Sind Sie selbst manchmal frustriert?
Als «summer2go» so richtig «in Fahrt war», gab es negative Stimmen: «In welchen Gemeinden sind denn die vielen Menschen, die sich bei euch bekehrt haben?» Frustriert fragte ich Gott, was wir machen sollten. Meist ist es so, dass wir zwar von Gemeindem vor Ort verpflegt werden, die Gemeindeleute jedoch selten mit auf die Strasse kommen. Aber nur durch das Weitergeben von Visitenkarten kommt keiner in die Gemeinde, es braucht direkten Kontakt. Den können wir nicht leisten, weil unsere Teilnehmer aus ganz Deutschland kommen. Aber wir erleben immer wieder, dass Gott sich selbst kümmert. In meiner Zeit des Zweifelns waren wir in einer Stadt, in der wir das Jahr zuvor auch waren. Da kam eine türkischstämmige Frau auf uns zu: «Ach, ihr seid ja wieder da!» Letztes Jahr sei sie mit Krücken auf den Platz gekommen. Zwei junge Leute hätten für sie gebetet, worauf sie geheilt wurde und seitdem keine Krücken mehr braucht. Nachdem ihr das Evangelium erklärt wurde, entschied sie sich für ein Leben mit Jesus und hat sich dann selbst eine Gemeinde gesucht, die in der Nähe war.
Zum Thema:
Evangelistische Zeitung: Ganz Deutschland mit dem Evangelium erreichen
Global Outreach Day Deutschland: Jeder kann jemanden erreichen
«My Friends»-Mitinitiant: Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in der Evangelisation
Quelle: geistbewegt.de