Jung und engagiert
Studie belegt starkes Engagement von jungen Christen
Am 4. Juni gab die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das Ergebnis einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie bekannt. Danach engagieren sich deutlich über die Hälfte aller jungen Christen aktiv in Sozialarbeit und Gesellschaft – deutlich mehr als bei religionslosen Gleichaltrigen.
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (58), der Ratsvorsitzende der EKD, stellte in der Evangelischen Akademie in Berlin das Ergebnis der Studie «Jung – Evangelisch – Engagiert» vor. Die Befragung von 3'000 Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren zeigt, wie weit ehrenamtliches Engagement unter jungen Christen verbreitet ist.
Jugendliche gestalten Gesellschaft mit
«Jeder zweite junge Mensch mit christlicher Prägung ist heute aktiv in der Sozialarbeit engagiert», fasste Bedford-Strohm die Studie zusammen. Sie hatte ergeben, dass 56 Prozent der jungen Christen sich ehrenamtlich in der Sozialarbeit engagierten, gegenüber 38 Prozent bei Religionslosen. Der Landesbischof unterstrich, dass dies zum einen am Vorbild im Elternhaus liege, wo viele bereits gute Erfahrungen mit Ehrenamtlichkeit gemacht hätten.
Zum anderen belege die Studie, dass Schule sowie pädagogische Angebote der Kirche wie Jugend- und Konfirmandenarbeit stark zur Motivation für ehrenamtliches Engagement beitrügen. «Die Konfirmandenzeit und eine verstärkte Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen aus der Jugendarbeit bieten eine enorme Chance für die Förderung des Ehrenamts», zeigte sich Bedford-Strohm überzeugt. Er sehe die Studie als Ermutigung für das Bemühen, mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche in der Kirche zu schaffen. Die Kirche brauche junge Menschen, wenn sie ihrem durch Jesus gegebenen Auftrag gerecht werden wolle, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein.
Wertschätzung und Würdigung gefragt
Die Studie widerspricht mit ihrem Ergebnis dem weit verbreiteten Klischee des weltflüchtigen Frommen, der sich am liebsten um seine eigene Frömmigkeit dreht. So forderte denn auch Prof. Friedrich Schweitzer, der Tübinger Theologe und Religionspädagoge, der die Untersuchung leitete, im Blick auf deren Ergebnisse zu einer stärkeren Wertschätzung des Ehrenamtes junger Menschen auf: «Die Erfahrungen, die junge Menschen bei ihrem Engagement machen, sind für sie selbst, für die Kirche und für die Gesellschaft insgesamt von hoher Bedeutung. Sie tragen bei zur Persönlichkeitsentwicklung und stärken prosoziale Wertorientierungen. Ehrenamtliches Engagement ist Bildung für die Zivilgesellschaft.»
Er wünsche sich noch mehr Kirchen und Gemeinden, in denen zum Beispiel eine ehrenamtliche Mitarbeit bereits bei den Konfirmanden gepflegt werde. Der Theologe unterstrich, dass es an der Zeit sei, dass das Engagement junger Menschen gesellschaftlich, aber auch kirchlich eine deutlichere Förderung und Anerkennung finde. Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, stellte als Zugangsfaktoren zum Ehrenamt Jugendlicher Folgendes heraus: Man engagiere sich da, wo man sich wohlfühle. Auch «wo man viele Leute kennt, tut man sich einfacher», unterstrich er und wies gleichzeitig auf die «Wertgebundenheit» der Jugendlichen hin. Junge Menschen, «die für etwas sind», wollten sich auch engagieren.
Die Studie «Jung – Evangelisch – Engagiert» wurde von der Universität Tübingen im Auftrag der EKD und mit dem Comenius-Institut erstellt. Sie umfasst eine repräsentative Befragung 18- bis 26-Jähriger, qualitative Interviews sowie eine längsschnittliche Befragung Jugendlicher vier Jahre nach ihrer Konfirmation.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / EKD