Eine Frau zeigt Gnade

Die Liebe einer trauernden Witwe

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Eine südafrikanische Frau vergibt dem Mörder ihrer Familie. Und mehr noch: Sie wollte den Mörder mit ihrer Mutterliebe beschenken.

In seinem Buch «Sehnsucht nach der unsichtbaren Welt» schildert Philip Yancey eine Geschichte, die sich vor vielen Jahren in Südafrika zugetragen hat. Es ist die Geschichte einer Frau, die von Gottes Gnade durchdrungen war. Durch einen unvorstellbaren Akt der Liebe und Vergebung wurde sie zu einer lebendigen Botschaft.

Das schreckliche Verbrechen

Ein Polizist hatte gerade in einem Gerichtsverfahren seine Gräueltaten bekannt. Gemeinsam mit ein paar Kollegen hatte er einen 18-Jährigen erschossen und den Leichnam verbrannt. Acht Jahre später kehrte der Polizist an denselben Ort zurück und verhaftete den Vater des ermordeten Jungen. Dessen Frau musste zusehen, wie ihr Mann gefesselt, mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Eine schreckliche Tat – doch jetzt sollte der Polizist auf angemessene Weise bestraft werden.

Die Witwe lässt Gottes Liebe leuchten

Der Frau, welche zuerst ihren einzigen Sohn und jetzt auch ihren Ehemann verloren hatte, wurde das Wort übergeben. Im Gerichtssaal wurde sie aufgefordert, ihre Forderung über eine Bestrafung auszudrücken. Was daraufhin folgte, sollte keiner der Anwesenden jemals vergessen.

Als erstes wünschte die Frau, dass der Schuldige an den Tatort zurückkehren und die Asche ihres Mannes bringen würde. Auf diese Weise würde sie zumindest eine Beerdigung durchführen können. Doch dieser Wunsch war lediglich eine Vorbemerkung für ihr wirkliches Anliegen.

«Ich möchte ihm die Liebe einer Mutter schenken»

«Dieser Mann hat mir meine Familie genommen», begann sie ihre Rede. «Aber ich habe noch eine ganze Menge Liebe zu geben. Ich möchte, dass er mich zweimal im Monat besucht, damit ich ihm die Liebe einer Mutter schenken kann.» Es war absolut still im Gerichtssaal.

Dann fuhr die Frau fort: «Ich möchte, dass dieser Mann weiss, dass Gott ihm vergeben hat und dass auch ich ihm vergebe.» Während sie sprach, bewegte sich die Frau langsam auf den Mörder zu. «Damit der Mann erkennt, wie ernst es mir dabei ist, würde ich ihn gerne in die Arme schliessen. Gerade hier und jetzt.»

Ein heiliger Moment im Gerichtssaal

Der Angeklagte kam nicht dazu, die Umarmung anzunehmen. Dieser unerwartete Erweis von Liebe war zu viel für ihn. Vor Überwältigung war er ohnmächtig geworden. Einige lange Sekunden war im Saal kein einziges Geräusch zu hören. Jeder war sprachlos und hatte Angst, diesen ehrfürchtigen Moment kaputt zu machen. Schliesslich stimmte jemand das Lied «Amazing Grace» an und nach und nach stimmten andere ein.

An jenem Tag wurde in diesem Gericht nicht für Gerechtigkeit gesorgt. Auch in den darauffolgenden Tagen nicht. Stattdessen verbreitete sich diese Geschichte wie ein Lauffeuer. Für Nelson Mandela war die Begebenheit ein weiterer Beweis, dass es für die Heilung seines Volkes nur ein wirksames Mittel gab: die Gnade Gottes!

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Datum: 15.01.2017
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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