180 Fälle von Diskriminierung
Bericht offenbart Intoleranz gegen Christen in Europa
Schwere Zeiten für Christen: Eine österreichische Organisation dokumentiert detailliert über 180 Diskriminierungsfälle von Christen in Europa. Ein besonderes Augenmerk legt der Bericht auf die Situation christlicher Flüchtlinge.
Die Geschäftsführerin des Dokumentationsarchivs, Ellen Kryger Fantini, erklärt: «Das Jahr 2015 stellte für Europa durch die Flüchtlingsströme die grösste Krise in den vergangenen Jahren dar.» Eine Herausforderung sei es in dieser Zeit, den Schutz christlicher Flüchtlinge, die wegen Verfolgung oder Genozid ihr Land verlassen mussten, zu gewährleisten. «Nach teils lebensbedrohlichen Reisen werden Christen hier wegen ihres Glaubens mit Gewalt, Bedrohung und Diskriminierung empfangen», sagte Fantini. Gemeint seien die Drangsalierungen durch andere Migranten, in wenigen Fällen aber auch die Gewalt durch Mitarbeiter in Flüchtlingsunterkünften.
Mindestens ein Widerspruch im Bericht
Im ersten Teil des Berichts dokumentiert die österreichische Organisation die Probleme christlicher Flüchtlinge und die politischen Reaktionen, die darauf erfolgt sind. Der Bericht gibt Politikern und Hilfsorganisationen Orientierung, wie deren Reaktionen verbessert werden könnten. Im zweiten Teil werden die über 180 Fälle der Diskriminierung gegen Christen in Europa detailliert dargelegt und mit internationalem Quellenmaterial verlinkt.
Darunter befindet sich zum Beispiel der Fall des christlichen Politikers Mark Hollemann. Der musste seine Kandidatur als Gesundheitsreferent der Stadt München zurückziehen, weil er Mitglied im Verein «Aktion Lebensrecht für Alle» ist.
Die Dokumentation liefert zu den meisten Fällen mindestens einen Link zu einer Webseite oder einem Zeitungsartikel, der als Quelle diente. Zumindest in einem Fall springt eine Ungereimtheit ins Auge: Ein dokumentierter Fall betrifft eine Zugspitzen-Werbung, bei der aus Rücksicht auf arabische Touristen Fotos gewählt wurden, auf denen das Gipfelkreuz nicht zu sehen ist. Laut Dokumentationsarchiv stammt der Fall aus dem Januar 2015, als Quelle wird aber ein Welt-Artikel vom August 2012 angegeben. Bei anderen Stichproben aus dem deutschsprachigen Raum hat pro zunächst keine Widersprüche festgestellt.
Sozialarbeiter auf religiöse Konflikte vorbereiten
«Die politische Führung der europäischen Länder ist aufgefordert, sich mehr für den Schutz christlicher Flüchtlinge einzusetzen,» sagt Fantini. Für sie fängt der Schutz bereits in Ländern wie dem Irak und Syrien an, wo Christen und andere religiöse Minderheiten von einem Genozid bedroht seien. Als Lösungsansatz zählt der Bericht unterschiedliche Strategien auf: Die Religionszugehörigkeit der Flüchtlinge soll bereits in den Aufnahmestellen der jeweiligen Länder dokumentiert werden, die Polizei, Übersetzer und Sozialarbeiter müssen gezielt für den religiös motivierten Konflikt zwischen Muslimen und Christen vorbereitet werden. Auch separate Unterbringungen von Christen dürfen als mögliche Lösung des Problems demnach nicht ausgespart werden.
Beispielland Deutschland
Die Zahl von christlichen Flüchtlingen, die in Deutschland Asyl beantragt haben, ist laut des Berichts im Vergleich der Jahre 2014 und 2015 von 42'526 auf 69'591 angestiegen. Im vergangenen Jahr stellten 344'593 muslimische Flüchtlinge einen Asylantrag. Das sei wiederum eine Verdreifachung innerhalb eines Jahres. Der Bericht zitiert den Diözesanbeauftragten des Bistums Eichstätt für Migrantenseelensorge, Andreas Thiermeyer: «Schwierigkeiten entstehen vor allem, wenn die Flüchtlinge nicht dezentral, sondern in Flüchtlingsunterkünften einquartiert werden.» 95 bis 98 Prozent der Flüchtlinge seien Muslime, die den Ton bestimmen würden. Manche Christen trauten sich in dieser Umgebung nicht zuzugeben, welcher Religion sie angehörten.
Das Dokumentationsarchiv untersucht seit 2005 Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa. Laut den Verantwortlichen ist es der Studie kein Anliegen, Vorurteile und Angstmacherei gegenüber muslimischen Europäern zu verschärfen. Vielmehr wolle man das Augenmerk auf die Notlage der christlichen Flüchtlinge lenken.
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Autor: Michael Müller
Quelle: PRO Medienmagazin