Michael Diener
«Ich bitte um Entschuldigung»
Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener, hat sich für Irritationen in der evangelikalen Bewegung im Zusammenhang mit zwei Interviews entschuldigt. Er erkenne in der Kontroverse eine «schmerzhafte Infragestellung» seines Dienstes.
«Dieses Versäumnis tut mir aufrichtig leid»
Die Irritationen bedauere er zutiefst, teilte Diener mit. «Ich erkenne darin auch eine schmerzhafte Infragestellung meines Dienstes, den ich als einen verbindenden und die Einmütigkeit wahrenden Dienst ausüben will.» Ihm sei bewusst geworden, so Diener, dass er sich zurückhaltender und vermittelnder zu in pietistisch-evangelikalen Bewegungen strittigen Fragen äussern müsse, um Menschen nicht zu enttäuschen, zu verunsichern oder zu verärgern. «Dieses Versäumnis tut mir aufrichtig leid und fordert mich zu grosser Behutsamkeit und weitgehend abgestimmten Inhalten auf», teilte er mit.
Diener bat ausserdem darum, «die notwendigen inhaltlichen Diskussionen, gerade auch zu Hermeneutik und Sexualethik weniger personalisiert, sondern sachorientiert» zu führen.
Parzany respektierte laut der Evangelischen Nachrichtenagentur «idea» in einer Reaktion die Entschuldigung Dieners und das Vorhaben, «die notwendigen inhaltlichen Diskussionen, gerade auch zu Hermeneutik und Sexualethik», zu führen. Gleichzeitig zeigte er sich irritiert, dass der Allianzvorsitzende sich geäussert habe, obwohl der Geschäftsführende Vorstand nach eigenen Angaben bis zur Hauptvorstandsitzung im März keine öffentliche Erklärung abgeben wolle.
Nachfolgend die Erklärung Dieners im Wortlaut:
Persönliche Erklärung von Michael Diener
Durch meine beiden, am 14. Dezember 2015 veröffentlichten Interviews in der «Welt» und dem Magazin «pro» sind in der pietistisch-evangelikalen Welt tief gehende Verwerfungen und Irritationen entstanden. Das bedauere ich zutiefst. Ich erkenne darin auch eine schmerzhafte Infragestellung meines Dienstes, den ich als einen verbindenden und die Einmütigkeit wahrenden Dienst ausüben will.
Für alle Äusserungen im Rahmen des «Welt»-Interviews, die im pietistisch-evangelikalen Raum teils als unangemessene, öffentliche Kritik verstanden wurden, bitte ich die Menschen, die ich dadurch verletzt habe, ausdrücklich um Entschuldigung.
Weiter betone ich, dass ich zu keinem Zeitpunkt eine «subjektivistische oder die Wahrheit der Heiligen Schrift relativierende» Bibelauslegung vertreten habe. Die Bibel ist Gottes lebendiges Wort an uns. Als solches ist sie der Massstab und die Richtschnur für unser Leben und unsere Lehre. Unsere jeweils persönliche Erkenntnis findet dabei ihre Korrektur durch die Gemeinschaft der Glaubenden am Leib Christi, konkret in den Bekenntnissen der Kirchen oder Glaubensgemeinschaften.
Mir ist in den vergangenen Wochen sehr bewusst geworden, dass ich mich als Vorsitzender zurückhaltender und vermittelnder zu in pietistisch-evangelikalen Bewegungen strittigen Fragen äussern muss, um viele Menschen durch meine Stellungnahmen nicht zu enttäuschen, zu verunsichern oder zu verärgern. Dieses Versäumnis tut mir aufrichtig leid und fordert mich zu grosser Behutsamkeit und weitgehend abgestimmten Inhalten auf.
Zugleich bitte ich darum, dass wir die notwendigen inhaltlichen Diskussionen, gerade auch zu Hermeneutik und Sexualethik weniger personalisiert, sondern sachorientiert führen. Das wird in den kommenden Wochen auch in der Mitgliederversammlung des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz geschehen. Ich will gerne dazu beitragen, dass wir aufgrund weitestreichender Übereinstimmungen in Fundament und Praxis unseres christlichen Glaubens auch dann beieinanderbleiben, wenn wir in einzelnen Sachfragen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Bis dahin werde ich mich öffentlich nicht weiter äussern und ich bitte auch um Verständnis, dass ich die zahlreiche zustimmende wie auch kritische Korrespondenz nur zum Teil werde beantworten können.
Dr. Michael Diener, Präses Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband und Vorsitzender Deutsche Evangelischen Allianz, 28. Januar 2016
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Autor: Moritz Breckner
Quelle: PRO Medienmagazin