Wie ein Weizenkorn

«Glänzende Aussichten» für die Kirche

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Die Volkskirche ist in einer Übergangssituation. Die Zukunft gehört der missionarischen Kirche, so ein deutscher Bischof.

In der evangelischen Kirche wird viel über ihre «trüben Perspektiven» gejammert. Doch trotz ihres Mitgliederrückgangs, schwindender Finanzkraft und gesellschaftlichen Bedeutungsverlustes hat sie – geistlich gesehen – «glänzende Aussichten».

Das sagte der Regionalbischof des Sprengels Osnabrück in der hannoverschen Landeskirche, Landessuperintendent Burghard Krause, am 5. März beim Forum Missionarische Kirche in Hannover. Nach seiner Einschätzung befindet sich die Volkskirche in einer Übergangssituation. Ihre alte Gestalt schwinde, und die neue sei noch nicht da. Die Kirche sollte sich nicht rückwärtsgewandt in erster Linie mit dem Erhalt überkommener Strukturen beschäftigen, sondern sich mit einer neuen Sichtweise an Gottes Verheissungen orientieren. Ihre Zukunft sei vor allem eine geistliche Herausforderung. Man müsse wieder den Glauben einüben, dass Gott die Kirche leite und erhalte.

Missionarische Kirche wartet nicht auf Zulauf

Krause verglich die Situation mit der eines Weizenkorns, das in die Erde gesät wird. Die bisherige Form vergehe, aber daraus wachse eine neue Pflanze. Zwar schmerze der Verlust hergebrachter Kirchenverhältnisse, aber aus diesen «Geburtswehen» könne Gott etwas Neues entstehen lassen. Christen sollten sich dabei als «Geburtshelfer» betätigen. Dazu gehöre auch das «Abnabeln» von alten Gewohnheiten. Krause plädierte für eine neue missionarische Kirche, die nicht auf Zulauf warte, sondern zu den Menschen in ihrer Umgebung gehe. Dann könnten neue Formen kirchlichen Lebens entstehen, etwa in Cafés, Schulen, Betrieben oder an anderen Orten.

Freilich seien nicht Programme und Konzepte entscheidend, sondern die Leidenschaft von Christen, die sich von Gott zu den Menschen senden liessen. Das sei dann eine «Kirche für das Volk». Eine bunte Vielfalt missionarischer Formen entspreche auch der zunehmend pluralen und mobilen Gesellschaft. Trotzdem dürfe man die Tradition nicht geringschätzen oder gegen die Erneuerungen ausspielen.

Kirche beschäftigt sich zu viel mit sich selbst

Doch gelte es, von einer Betreuungs- zu einer Beteiligungskirche zu kommen. Zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen dürfe kein Konkurrenzdenken entstehen, und Pastoren müssten sich von einem «Unentbehrlichkeitsanspruch» verabschieden. Man müsse vielmehr mit dem reformatorischen Prinzip des «Priestertums aller Glaubenden» ernst machen. Pastoren hätten die vorrangige Aufgabe, die unterschiedlichen Gaben und Talente der Gemeindemitglieder zur Entfaltung zu bringen. Generell beschäftige sich die Kirche zu sehr mit sich selbst und zu wenig «mit dem, wozu sie da ist», nämlich Menschen für das Evangelium zu gewinnen, sagte Krause vor den 60 Teilnehmern der Tagung.

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Datum: 11.03.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / idea

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