«Missional» leben
Eine kleine Walliser Gemeinde macht es vor
Christliche Gemeinden versuchen heute, neue Wege zu gehen, um das Evangelium von Jesus Christus weiterzusagen. Wie die kleine, aber mutige Chrischona-Gemeinde in Sierre im Kanton Wallis. Sie hat sich auf den Weg gemacht, eine «missionale» Gemeinde zu sein. Michael Gross, Redaktor des «Chrischona Panorama», hat das Referat von Stefan Fuchser an der Strategie- und Schulungskonferenz des Werkes im November zusammengefasst.
Pastor Kenny Chengalaran und seine Gemeindemitglieder wurden durch den StopArmut-Kurs «Just People» herausgefordert, über ihren Auftrag als Christen in der Stadt nachzudenken. Der Kurs führte zu einer Neuorientierung: Gemeinde soll nicht nur Ort der Veranstaltungen und der geistlichen Programme sein. Gemeinde soll die Barmherzigkeit Gottes in der Stadt widerspiegeln. Jeder Christ hat sich die Frage zu stellen, wie und wo er in seiner Stadt ein relevantes Zeugnis von Gottes Liebe sein kann. Diese Erkenntnis basiert auf einer zutiefst geistlichen Entdeckung: Gott will in diese Welt hineinkommen, sie durchdringen, im Leiden mitleiden, mit seinem Licht leuchten, Hoffnung säen.Die Gemeindeglieder in Sierre haben diese Mission Gottes begriffen. So sind einige von ihnen in Kontakt mit Migranten. Sie organisieren in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz Nachhilfestunden für Kinder. Andere besuchen kranke Menschen im Spital. Das ist Missionsarbeit nach Jesu Vorbild: sich dem Leiden dieser Welt aussetzen, um Hoffnung zu pflanzen.
Schönheit einer Gemeinde mit einer Mission
Wie können Gemeinden in den Dörfern und Quartieren zu Orten der Hoffnung werden? Zum Beispiel durch Kleingruppen, die versuchen, einen Ort der Heimat und der Begegnung mit Nichtchristen zu bilden. Ich habe von Leuten gehört, die gelegentlich ihre Kleingruppen-Treffen an den Stammtisch einer Bar im Dorf verlegen. Ein anderes Beispiel hörte ich von einer Familie, die ihre Nachbarn und Freunde aus der Kleingruppe regelmässig zum Brunch am Samstagmorgen einlädt. Während des Essens liest der Gastgeber ein Wort aus der Bibel vor und spricht ein Gebet. Die Nachbarn sind keine Christen, lieben aber die herzliche Atmosphäre. In der englischen Gemeindebaubewegung nennt man solche Gruppen «Cluster». Sie haben zwei Ziele: die Begegnung mit Menschen, die keine Christen sind, und der feste Wille, die Dinge gemeinsam zu tun.
Wie sprechen wir heute über unseren Glauben?
Menschen in unseren Quartieren und Dörfern wollen Christen kennenlernen, die interessant sind, authentisch leben und einen einfachen Lebensstil pflegen. Die Frage ist: Wie sprechen wir über unseren Glauben, wenn man uns fragt? Menschen mögen es nicht, wenn wir ihnen biblische Wahrheiten an den Kopf werfen. Sie möchten an unserem Leben sehen und spüren, ob das, was wir erzählen, echt ist. Kommen dann die wirklichen Fragen, ist es entscheidend, dass wir auf Augenhöhe bleiben und nicht überheblich werden.
Erzähl das, was Gott in deinem Leben tut!
Die meisten Menschen sind an meinem Glauben interessiert. Aber sie wollen keine Theorien hören, sondern spüren, ob mir der Glaube etwas bringt, mir Energie für mein Leben gibt. Ich habe gelernt, zu erzählen, wie und wo ich Gott in meinem leidvollen Leben erfahre. Es sind nicht nackte Bibelverse, sondern erlebte Bibelworte, die meinem Glauben Autorität verleihen. Menschen wollen hören, was wir mit Gott erleben, bevor sie sich für Gott öffnen können.
Schaffe einen Raum der (Glaubens-)Freiheit
Wir leben in einer Welt unendlicher Möglichkeiten. Es ist für unsere Freunde schwer zu glauben, dass es nur einen einzigen Weg zu Gott gibt, den es zu glauben gilt. Zwar wollen wir alle Menschen ermutigen, mit Gott eine Beziehung anzufangen, aber gelegentlich dürfen wir auch darauf hinweisen, dass man Jesus auch ablehnen kann. Die Liebe Gottes gilt es freiwillig zu entdecken. Manchmal hilft es, Menschen zu ermutigen, den Glauben auszuprobieren.
Rede vom Wichtigsten: dem auferstandenen Jesus!
Bei Diskussionen über den Glauben gibt es tausende Fragen und zehntausende Antworten. Da sieht man manchmal vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Was unsere Freunde aber ganz bestimmt wissen müssen ist, dass die Auferstehung von Jesus Christus der Urgrund unserer Glaubenskraft ist. Unser Gott hat das Leiden durchlitten, den Tod erlebt und überwunden. Das gibt unserem Leben Hoffnung. Davon dürfen wir ruhig schwärmen. Von der echten Kraft, die nicht aus uns kommt, sondern aus Gott. Wir wollen leben, wie er: Manchmal schwach, aber von geistlicher Kraft durchdrungen, manchmal leidend, aber mit einer grossen Hoffnung durch den Auferstandenen.
Stefan Fuchser ist Regionalleiter West bei Chrischona Schweiz. Dieser Beitrag ist eine Kurzfassung seines Referats an der Strategie- und Schulungskonferenz 2013 (SSK).
Webseite:
Chrischona.org
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Autor: Michael Gross
Quelle: Livenet / Chrischona Panorama