Erfolge kommen und gehen
Was sagt die Bibel zum Erfolg?
Erfolgreich sein ist in unserer Gesellschaft ein erstrebenswertes Ziel. Die Frage ist nur, was ist Erfolg und wie äussert er sich? Genügt Sein und Haben, oder gehört nicht auch das innere Wohlbefinden eines Menschen dazu?
Die Messlatte, mit dem Erfolg oder Misserfolg bestimmt wird, hängt stark davon ab, was ich und andere von mir erwarten. Für den einen ist es bereits Erfolg, wenn er einen Satz fehlerfrei schreiben kann. Für den Anderen brächte erst das 300-seitige, selbstgeschriebene Buch das Gefühl von Erfolg.
Einige sagen: Für mich ist Erfolg nur das, was sich direkt auf mich bezieht, zum Beispiel ein Lob des Vorgesetzten. Wieder andere identifizieren sich so sehr mit Familie oder Firma, dass auch das Erreichen der Unternehmensziele oder die geglückte Arbeit des Ehepartners das Empfinden von Erfolg wecken.
In manchen Köpfen ist Erfolg negativ besetzt. Gleich wird abfällig bemerkt: Der Erfolgreiche versteht es nur besser, sich mit seinen Ellbogen durchzusetzen, oder gar skrupellos über «Leichen zu gehen». Die weniger erfolgreichen Menschen werden von den Erfolgreichen in die Ecke gestellt.
Darf der Christ erfolgreich sein?
Oder anders gefragt: Darf und kann ich als Christin, als Mensch, der sein Leben unter die Führung von Jesus Christus gestellt hat, überhaupt Erfolgsgedanken haben? Das Charakteristische eines Christen ist ja, dass er das Gebot von Jesus aus der Vergebung heraus befolgt: Gott an erster Stelle zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Damit ist jedes egoistische Machtstreben unter Einsatz der «Ellbogentechnik» undenkbar, es passt nicht zu den ethischen Wertvorstellungen Gottes. Und wie steht es mit der selbstlosen Aufopferung? Muss ein Christ sich nicht – wie Jesus Christus am Kreuz – als Opfer ganz hingeben, ohne dabei an sich selbst zu denken?
Wer das biblische Gebot der Liebe sorgsam liest, entdeckt, dass es auch eine gesunde Selbstliebe beinhaltet. Die Fähigkeit, unseren Nächsten lieben zu können, orientiert sich an dem Mass, wie wir uns selbst lieben! Wir werden aufgefordert, uns selbst anzunehmen, lieb zu haben – trotz allen unseren Schwächen und Unzulänglichkeiten, denn Gott liebt uns als seine Geschöpfe.
Bringt Christsein automatisch Erfolg?
Eine moderne Strömung christlichen Gedankenguts behauptet, dass Christen eher Erfolg haben als Nicht-Christen. Teilweise hört man Appelle wie: Ihr braucht euch nur zum christlichen Glauben zu bekehren, dann werden all eure Probleme von Gott gelöst werden. Ihr werdet problemlos die Erfolgsleiter emporklimmen. Beim Überdenken der Spannung zwischen den beiden Ansichten: «Der Christ muss unterwürfig sein und darf keinen Erfolg haben» und «Christsein ist eine Garantie für Erfolg», gibt es etliche Bibeltexte, die uns vor solch einseitigen Interpretationen bewahren wollen.
«Erfolg» in der Bibel
Das Wort «Erfolg» wird in den überlieferten Bibeltexten nicht verwendet. Wir finden jedoch Begriffe wie Wohlergehen, Gelingen von Vorhaben, Erreichen von Zielen, gute Ernte, Lohn der Arbeit, Ansehen, Glück, Freude und so weiter. Alle diese Ausdrücke könnten mit «Erfolg» ausgetauscht werden. Der biblische Hauptgedanke dazu ist: Der Mensch ist aufgefordert zu arbeiten. Dies ist Voraussetzung für Erfolg. Gott gibt uns die Kraft fürs Arbeiten. Er schenkt Gelingen, und wir sollen uns daran freuen und Gott dafür danken. Entscheidet sich der Mensch, Erfolg als wichtigstes Lebensziel anzustreben, dann ist er nicht mehr unter dem Willen und damit unter dem Segen Gottes. Bald wird solch ein Mensch zum «Workaholic». Er schuftet bis zum Umfallen. Er wird gar nicht mehr Zeit und Ruhe finden, den vermeintlichen Erfolg zu geniessen.
Perspektive beachten
Die Bibel sagt uns klar: Das Wichtigste im Leben ist, dass wir Frieden mit Gott haben. Erfolg bekommt erst den richtigen Stellenwert, wenn er von der Ewigkeit her betrachtet wird. Diese Perspektive sollten man beachten. Es gibt Übergeordnetes: Der Arbeits- und Erfolgssüchtige wird genauso zurechtgewiesen wie der Faule. Gott selbst hat uns das Mass der Arbeit vorgelebt. Die Bibel berichtet, dass Gott sechs Tage lang arbeitete und am siebten Tag ruhte. Nachdem Gott den Menschen geschaffen hatte, gab er ihm den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren und zu nutzen. Gott forderte den Menschen zur zielgerichteten Arbeit auf. Erfolgreiches Arbeiten muss demzufolge von Zielen und Visionen gesteuert werden.
Das Wichtigste
Um erfolgreich arbeiten zu können, brauche ich Ziele, Führung, Kraft und Durchhaltevermögen. All das kann ich in der Lebensgemeinschaft mit Gott bekommen. Er will mich mit Weisheit ausstatten, damit ich die richtigen Ziele sehe, er will mich Schritt für Schritt dahin leiten und mir die nötige Kraft, Geduld und Demut schenken. Ist der Erfolg eingetreten, dann sollen wir ihm für seine Hilfe danken und nicht hochmütig werden. Darum sagt Mose: «Werdet nicht übermütig, wenn es euch gutgeht, wenn ihr genug zu essen habt und in schönen Häusern wohnt ... Seid euch vielmehr bewusst, dass der Herr, euer Gott, euch die Kraft gab, mit der ihr dies alles erreicht habt»
Gott freut sich mit am Erfolg seiner Kinder, aber er möchte nicht, dass Erfolg zum wichtigsten Ziel im Leben wird. «Denn was hat der Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei sich selbst ins Verderben stürzt oder unheilbar Schaden nimmt.» Das Wichtigste im Leben ist, dass ich weiss, wohin ich gehe, wenn ich sterbe; dass ich Frieden mit Gott habe. Erfolge kommen und gehen – genauso Misserfolge. Wer die Lebensfragen: Wozu lebe ich und wohin gehe ich, beantwortet, weiss: Meine Lebensqualität hängt nicht von Erfolg oder Misserfolg ab, sondern von der Tatsache, dass Gott mich bedingungslos liebt in allen Lebenslagen, in Erfolg und Misserfolg.
Autor: Petra Pientka
Quelle: IVCG