Christen in Indonesien

Gottesdienst als Mutprobe

Unbekannte auf der indonesischen Insel Sulawesi haben letzte Woche Brandanschläge auf fünf Kirchen verübt. Auf der Hauptinsel Java widerstehen Christen den Drohungen von Islamisten und besuchen den Gottesdienst.

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Können sie weiter feiern? Jugendliche Mitglieder einer der Kirchen in Makassar, auf die letzten Donnerstag ein Brandanschlag verübt wurde.
Anschläge mit Molotov-Cocktails erschüttern die christliche Gemeinschaft in Makassar, einer Stadt im Südwesten der indonesischen Insel Sulawesi. Am Sonntag, 10. Februar, waren Brandsätze gegen zwei Kirchen geworfen worden. In der Nacht auf den 14. Februar wurden drei weitere Anschläge verübt. Unbekannte schleuderten einen Molotov-Cocktail auf ein Fenster der Panakkukang Toraja Klasis Kirche in Makassar. Es ging in Brüche, der Sprit brannte im Inneren und schwärzte die Bodenplatten. Überwachungskameras nahmen vier Männer auf zwei Motorrädern auf.

Konflikt vermeiden

Der Polizeichef der Provinz sagte, seit September 2012 habe es Brandanschläge in Makassar gegeben, doch die Polizei habe sich auf die Gouverneurswahl vom 22. Januar 2013 konzentrieren müssen. Der frühere indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla, der am 14. Februar in Makassar weilte, besichtigte die beschädigte Kirche und rief Verantwortliche zusammen. Er rief die Bevölkerung auf, einen weiteren blutigen Konflikt zu vermeiden.

6'000 Katholiken ohne Kirche?

Eine christliche Organisation in der Hauptstadt Jakarta hat 2012 75 Fälle von Drohungen und Gewalt gegen Kirchen im Land registriert, elf mehr als im Vorjahr. Mehr als ein Drittel erfolgte im Grossraum Jakarta. An mehreren Orten versuchen gewaltbereite Muslime Christen mit Drohungen vom Kirchenbesuch abzuhalten. In Tambora am Westrand der Hauptstadt Jakarta widerstanden die Katholiken der Damai Kristus Kirche am 17. Februar mit dem Messebesuch der Einschüchterungskampagne der radikalen «Front der Verteidiger des Islams» (FPI). Die vier Messen konnten ohne Störung durchgeführt werden.

Am 15. Februar hatten FPI-Aktivisten den Priester gewarnt, man werde eine Umwandlung von Schulräumlichkeiten in eine Kirche nicht zulassen. Die Pfarrei hat laut Medienberichten auf dem Grundstück seit ihrer Gründung 1963 eine Schule betrieben. Der Organisator des Protests sagte, die Christen provozierten die Einheimischen, wenn sie Lebensmittel gratis abgäben, um eine Baubewilligung zu erlangen.

Ein Sekretär der indonesischen Bischofskonferenz stellte klar, dass die Kirche auf dem Grundstück bereits 1968 gebaut wurde. Nach einem Regierungserlass von 2006 müsse dieser Bau von den lokalen Behörden nachträglich als Kirche anerkannt werden. Doch diese sind unter dem Druck von Islamisten eingeknickt. Der Sekretär wies darauf hin, dass es für die 6'000 Katholiken der Damai-Pfarrei in der Nähe keine andere Kirche gebe. Mit den Anwohnern bestünden gute Beziehungen; die FPI-Leute kämen von ausserhalb Tamboras.

Pfingstpastor in Haft

In Sumedang im Westen der Hauptinsel Java verbüsst der Pfingstpastor Bernhard Maukar eine dreimonatige Haftstrafe. Die Verurteilung erfolgte, weil Maukar in einem Dorf am Sonntag, 27. Januar, Gottesdienst hielt. Da überstiegen etwa 50 FPI-Militante den Zaun, verwüsteten die Kirche und drohten Maukar mit seiner Krawatte zu strangulieren. Zwei Tage später wurde er verhaftet und wegen unbewilligten Gottesdienstes angeklagt. Maukars Frau Corry sagte der Zeitung Jakarta Globe, die Islamisten hätten die 400-köpfige Gemeinde traumatisiert. Nach dem dritten Überfall in zwei Jahren wagten viele Mitglieder nicht mehr zum Gottesdienst zu kommen.

Seit Jahren versucht die Pfingstgemeinde, eine Gottesdienst-Bewilligung zu erlangen und hat viel für die Gesuche aufgewendet. Der zuständige Dorfchef sagte der Zeitung nun, das Gebäude könne nicht als Kirche gewertet werden. Die Antragsdokumente der Gemeinde behauptet er laut Corry Maukar verloren zu haben. Weil sie die Arbeit ihres Mannes fortführt, droht nun auch ihr die Verhaftung.

Machtlos gegen Moschee-Lautsprecher

In der Hauptstadt der am stärksten islamisierten Provinz Indonesiens, Aceh, hat ein Muslim Todesdrohungen erhalten, nachdem er die Betreiber naheliegender Moscheen gebeten hatte, ihre Lautsprecher leiser zu stellen. Die Intoleranz der FPI bekommen auch Anhänger der Islam-Sekte Ahmadiya zu spüren. Die FPI eröffnete am 15. Februar in der Nähe einer kleinen Ahmadi-Moschee in Bekasi östlich von Jakarta einen Ableger; auf dieses Datum ordnete die Stadtverwaltung das Verbot von Ahmadiya-Gebetszeiten in der Moschee an – damit Zusammenstösse vermieden würden. Die Moschee bleibe geöffnet, hiess es, aber die Gläubigen müssten ihre Sonderlehren aufgeben und «gemäss der Scharia» beten.

Datum: 19.02.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Jakarta Post

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