«Mini-Farmen»

Grosse Hoffnung für den Osten

Die Medien vermitteln uns täglich Bilder und Eindrücke des Leidens und Sterbens. Wer hilft jenen Menschen, die zwar ein Stück Land besitzen, aber weder Wissen noch Geld zum Aufbau einer eigenen Existenz haben? 

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Emsig werden wie die Bienen: Die Hilfe von Pro Adelphos verhilft vielen Familien zu einem bescheidenen Grundeinkommen, Hoffnung und Menschenwürde.
Das Rezept der Stiftung Pro Adelphos heisst: Starthilfe zu einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb. «Vielen Familien in Osteuropa wird vom Staat ein Stück Land zugewiesen», erklärt Franz Michel. «Trotzdem leiden diese Menschen bittere Not, weil ihnen die Mittel zum zweckmässigen Bearbeiten des Landes einfach fehlen.» Der 59-Jährige ist seit anderthalb Jahren Geschäftsleiter der Stiftung Pro Adelphos in Winterthur. Das christliche Hilfswerk für Osteuropa ist Teil des international tätigen Hilfswerks «Mission Without Borders» (Mission ohne Grenzen). Seit mehr als 50 Jahren ist «Mission Without Borders» unter den ärmsten Menschen der verarmten Länder Osteuropas tätig.

Grenzenlose Not - trotz Besitz

Die Praxis der staatlich organisierten Umsiedlungen von ganzen Bevölkerungsgruppen während des Kommunismus war häufig mit der Vergabe eines Stück Lands verbunden, das die neuen «Besitzer» nach ihrem Ermessen bewirtschaften konnten. Das jedoch stellte sich immer wieder als grosses Problem heraus. Noch schwerwiegender ist ein Phänomen der Neuzeit: Infolge Arbeitslosigkeit und fehlender staatlicher Unterstützung wandern zahlreiche Erwachsene aus Osteuropa aus. «Allein in Moldawien vegetieren heute Zehntausende von ihren Eltern im Stich gelassene Kinder dahin, ihrem Schicksal überlassen», weiss Franz Michel.

Kuh ist unerschwinglich

Peter Schöni, Verantwortlicher bei Pro Adelphos für Materialspenden, sagt: «Zahlreiche Familien haben zwar ein Stück Land, aber kein Geld, um eine kleine Scheune zu bauen oder ein paar Hühner oder Kaninchen zu kaufen. Ein eigenes Schwein oder eine Kuh sind meist unerschwinglich. Die meisten können sich auch keine Samen leisten und auch nicht einfache Werkzeuge, um den Boden zu bebauen.» Der 33-Jährige kennt die Situation aus zahlreichen Berichten vor Ort. Immer wieder durften diese erleben, wie eine bescheidene Anstossfinanzierung Früchte trug - in Garten und Feld, aber auch in den Herzen der Empfängerfamilien.

Damit der Start gelingen kann

Wie geht «Mission Without Borders» vor? «In einer ersten Phase werden die Grundbedürfnisse abgedeckt», erklärt Peter Schöni. «Wir versorgen die Menschen mit Grundnahrungsmitteln, Hygieneartikeln und Kleidern. Wo nötig, leisten wir medizinische Versorgung, besorgen Sehhilfen oder finanzieren Augenoperationen.» In dieser Phase werden auch Unterhaltsarbeiten an Wohnungen erledigt, beispielsweise das Auswechseln kaputter Fensterscheiben oder das Reparieren defekter Wasserleitungen.

Mitarbeiter vor Ort entwickeln mit jeder Familie einen Plan, wie ihre Ziele erreicht werden können. Dabei steht nicht die Abdeckung der dringendsten Nöte im Vordergrund, sondern der längerfristige Anstoss zu Hoffnung und Menschenwürde.

«Mit einem Startkapital von rund 4000 Franken für den Aufbau einer 'Mini-Farm' können wir für eine Familie das Notwendigste anschaffen. Dazu gehören Baumaterial, Werkzeuge, einige Hühner und Bienen, ein Schwein oder eine Kuh. Wir leiten die Familien an und begleiten sie mit unserem Rat auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit.» Bei den periodischen Besprechungen werden offene Fragen beantwortet, Erfahrungen und Anregungen vermittelt. Auch moralische Unterstützung und seelischer Beistand gehören zum Angebot.

Das Hilfswerk Pro Adelphos ist in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden mit ausgewählten Kirchgemeinden aktiv. Freiwillige Mitarbeitende werden für die verschiedensten Aufgaben ausgebildet und in ihrer Arbeit begleitet.

Eine gute Saat geht auf

«Die Resultate sind ermutigend. Die von uns unterstützten Notleidenden lernen ihr Überleben als Selbstversorger sicherzustellen. Wir verhelfen diesen Menschen nicht nur zu einer sinnvollen Arbeit, sondern auch zur Selbstannahme und zu neuem Lebensmut. Sie werden ermutigt, Verantwortung für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft zu übernehmen», sagt Franz Michel. «Jeder einzelne Einsatz ist ein Säen auf Hoffnung», ergänzt Peter Schöni. Die Mitarbeitenden bei Pro Adelphos bleiben ihrer Aufgabe, ihrer Mission, treu. Unspektakulär und nachhaltig.

Diesen Artikel hat uns «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.

Webseite:
Pro Adelphos

Datum: 29.05.2012
Autor: Thomas Feuz
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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