Abt Martin Werlen zurück
«Ich musste oft weinen»
Lange hat die Öffentlichkeit nicht erfahren, welche Folgen der Badminton-Unfall des Einsiedler Abtes Martin Werlen am 13. Januar 2012 nach sich zog. An der heutigen Medienkonferenz informierte der Abt persönlich über die Folgen des Unfalls.
Der Sturz beim Badminton-Spiel, bei dem der Abt mit dem Kopf in eine Mauer prallte, hatte eine Hirnverletzung und eine Hirnblutung zur Folge. Hirnblutungen können zu Sprachstörungen führen, erläuterte Chefarzt Jürg Kesselring an der Medienkonferenz von heute Donnerstag (15. März 2012) in Einsiedeln.
Dies war beim Abt der Fall. Auf eindrückliche Weise erzählte Werlen, wie er anfangs nicht einmal verstehen konnte, was ihm etwa Urban Federer, Dekan des Klosters Einsiedeln, mitteilen wollte. Auch Zeitung lesen konnte er nicht mehr. Besonders litt Werlen auch darunter, dass er sich an kein einziges Gedicht mehr erinnern konnte. «Das machte mich sehr traurig und ich musste oft weinen.»
Zahlreiche Therapien
An der Pressekonferenz war von den Sprachstörungen jedoch nur mehr wenig zu spüren, beziehungsweise zu hören: Manchmal hatte der Abt etwas Mühe, ein kompliziertes Wort richtig auszusprechen, oder brauchte eine Sekunde länger als früher, um das treffende Wort zu finden.
Dass er wieder verstehen, sprechen und lesen kann, verdankt er über 100 Therapien verschiedener Art, die er während des mehrwöchigen Aufenthaltes in der Klinik Valens oberhalb von Bad Ragaz SG absolvierte. Kesselring sagte dazu, heute wisse man, dass Reparationsprozesse im Gehirn immer möglich sind, unabhängig vom Alter des Patienten. Diese Prozesse würden durch geeignete Therapien gefördert.
Grosse Dankbarkeit
An der Pressekonferenz gab Abt Werlen seiner grossen Dankbarkeit über die Fortschritte im Heilungsprozess Ausdruck. «Die vergangenen zwei Monate meines Lebens waren so nicht geplant. Es war eine schwierige Zeit, aber trotzdem eine sehr wertvolle.» Vieles sei ihm geschenkt worden. Dazu zählte Werlen etwa das Wohlwollen, das ihm unzählige Menschen entgegen gebracht haben, oder die Begegnung mit anderen kranken Menschen in der Klinik, die ihn «mit ihrem Lebensmut» angesteckt hätten.
Vorzeitiger Rücktritt kein Thema
Auf die Frage, ob er Abt bleiben wolle, antortete Werlen, er sei «sehr zuversichtlich», dass er diese Aufgabe wahrnehmen könne. Er könne dabei auf die Unterstützung vieler Leute zählen. Es handle sich nicht um einen «Ein-Mann-Betrieb». Werlen ist für eine Amtszeit von zwölf Jahren gewählt, die im Dezember 2013 zu Ende geht.
Webseite:
Benediktinerkloster Einsiedeln
Quelle: Livenet / Kipa