Pfarrer Sieber
«Arme machen die Gesellschaft erst komplett»
Gegen 700 Menschen nahmen an der Obdachlosen-Weihnacht im Fünfsterne-Hotel Marriott in Zürich teil. Dieser Anlass ist für Arme zu einem wichtigen Highlight in der Adventszeit geworden.
«Friedliche Menschen»
«Es ist eine wunderbare Atmosphäre hier, ich fühle mich pudelwohl», sagt etwa Helen*. René sitzt im Rollstuhl. Das Sprechen fällt ihm schwer. Aber wie es in ihm aussieht, zeigen seine Augen: Sie leuchten wie Kinderaugen. Aisha sitzt mit zwei Kindern am Rand des Saals und blickt zur Bühne, auf der Pfarrer Ernst Sieber gerade die Weihnachtsgeschichte erzählt hat und nun dazu auffordert, «Stille Nacht» zu singen. Aisha singt nicht mit. Sie ist Muslimin. Die Obdachlosenweihnacht findet sie aber «sehr schön, weil die Menschen hier so friedlich sind.»
Liebe teilen
Für Ernst Sieber ist die Obdachlosenweihnacht eine theologische Umsetzung der biblischen Geschichte des Gastmahls. «Alle sind eingeladen, daran teilzunehmen. Die sollen merken, dass auch sie zur Gesellschaft gehören.» Denn «Arme, Bedrücke und Obdachlose machen unsere Gesellschaft erst komplett und damit menschlich». Das Fest soll laut Pfarrer Sieber ein Gastmahl im Sinne Jesu sein: «Es geht darum, Raum zu schaffen, um die Liebe mit allen zu teilen», erklärt er.
Für die Verantwortlichen des Hotel Marriott ist es das siebte Mal, dass sie den Anlass organisieren und finanzieren. Anna Wiman, Marketing-Direktorin des Hauses sagt: «Wir führen die Aktion durch, weil wir uns sozial engagieren wollen.»
(*Namen geändert)
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Sozialwerke Pfarrer Sieber
Autor: Bruno Graber
Quelle: SWS Sozialwerke