In einer Zeit der «Mehrfachkrisen»
Wie vertrauen und hoffen?
Krisen sind da, um bewältigt zu werden. Doch wie damit umgehen, wenn die Krisen kein Ende nehmen? Sei es politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich...
Schon seit einziger Zeit ist Krise nichts Ungewöhnliches mehr; sie wird zur Regel, zum Normalfall und zum permanenten Begleiter. Und weil nicht nur ständig Krise ist, sondern auch viele Krisen nebeneinander existieren, sprechen manche von einer «Zeit der Mehrfachkrisen».
Krise und kein Ende
Der «Zeit»-Journalist Bernd Ulrich sieht eine grundlegende Veränderung im Blick auf Krisen: «Spätestens mit dem russischen Krieg in der Ukraine ist klar geworden, was es mit den Krisen wirklich auf sich hat: Sie kommen nicht mehr einzeln, sie sind kumulativ, mitunter exponentiell, sie interagieren, verstärken sich teils gegenseitig, und sie werden so bald nicht enden…»
Krisen kommen, aber gehen nicht mehr und bleiben oder verbinden sich mit anderen Problemen und schwierigen Entwicklungen. Was aber macht das mit uns, wenn Krisen kein Ende nehmen, wenn sie allgegenwärtig und übermächtig sind?
«Setzt euer Vertrauen auf Gott!»
In der Bibel gibt es einen Brief, der sich mehr als andere Texte, mit Krisen und Leid befasst: Es ist der erste Petrusbrief, der sich an Christen richtet.
In 1. Petrus, Kapitel 1, Verse 20 bis 21 heisst es: «Aber erst jetzt, in dieser letzten Zeit, ist Christus euretwegen in die Welt gekommen. Durch ihn habt ihr zum Glauben an Gott gefunden. Gott hat Jesus Christus von den Toten auferweckt und ihm seine göttliche Herrlichkeit gegeben. Deshalb setzt ihr jetzt euer Vertrauen und eure ganze Hoffnung auf Gott.»
Der Kaiser wird zum Heilsbringer und Gott
Nun, mit welchen Problemen und Herausforderungen kämpften die Christen, an die sich der Brief richtete? Es ging um ihre Stellung in der Gesellschaft. Im Römischen Reich wurden sie in dieser Zeit wegen ihres Glaubens verleumdet, schikaniert, ausgegrenzt und verfolgt.
Zwar lebte das Römische Reich sehr gut damit, dass es viele Religionen und Götter gab, insofern galt zunächst einmal eine ganz grosse Toleranz. Doch es veränderte sich etwas. Der Kaiser war seit Kaiser Augustus nicht nur Herrscher, sondern nun auch oberster Priester und er wurde mehr und mehr zum Heilsbringer.
Und zurzeit des Petrusbriefes, so um 90 n.Chr., ging es noch eine entscheidende Stufe weiter: Es entwickelte sich die Vorstellung, dass der Kaiser nicht nur von den Göttern erwählt, sondern selbst göttlich sei. Er wurde nun zu einer Person, die nicht nur Gehorsam, sondern auch religiöse Verehrung beanspruchte und einforderte. Doch hier konnten die Christen nicht mit. Für sie galt und gilt: Sie verehren nur einen einzigen Gott. Das brachte sie in heftige Schwierigkeiten und durchaus auch in Lebensgefahr.
Die alles entscheidende Grundlage
Wer diese Worte auf sich wirken lässt, könnte so reagieren: «Ok, es geht um Vertrauen und Hoffen, alles klar!» Doch vor dieser Aufforderung geht es zunächst um etwas Grundlegendes: um den Sohn Gottes, der in die Welt kam, der für die Sünden der Menschen starb und von seinem Vater im Himmel auferweckt wurde. – Das sind keine frommen Phrasen, die hier noch einmal pflichtschuldig «heruntergebetet» werden. Diese Tatsachen sind vielmehr die alles entscheidende Grundlage der Christen, um vertrauen und hoffen zu können.
Vertrauen und Hoffen
In der zitierten Passage wird deutlich: Jesus machte nicht sein «eigenes Ding», es ging ihm nicht um sich und seine Anliegen, sondern es ging und geht ihm um Sie und mich! Deshalb ist er es absolut wert, dass Menschen ihm vertrauen, deshalb ist er ganz und gar vertrauenswürdig. Und was kann einem Menschen mehr Hoffnung geben, als dass es jemanden gibt, der über alles Böse und den Tod triumphiert hat?
Ginge es nur darum, nicht die Hoffnung zu verlieren, dann wären die Sätze nicht viel mehr als eine Aufforderung zum positiven Denken. Doch es geht hier um entscheidende und lebensverändernde Wirklichkeiten, die nicht nur starke und optimistische Menschen ansprechen. Auch Menschen, die in Krisen, mit Angst, mit Sorge und Unsicherheit reagieren, brauchen sich nicht zu einer Person mit Hoffnung «aufpumpen». Stattdessen können sie zu Jesus sagen: «Ich weiss nicht, wie ich in diesen Krisenzeiten durchhalten soll. Ich halte mich an dir fest. Bitte sprich zu mir und zu meiner Angst!»
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Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch