Trotz Schmerzen

Dankbar sein, wenn man es eigentlich nicht ist

Danken – das ist nicht immer einfach, ganz besonders wenn Krankheit und Schmerzen einen herunterziehen. Niki Hardy hat das selbst erlebt. Und sie hat einige Tipps, wie man trotz allem Dankbarkeit leben kann.

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Niki Hardy tritt heute als Rednerin auf, um andere Menschen zu inspirieren und ermutigen.
Es gibt Zeiten in unserem Leben, in denen man leicht Dinge finden kann, für die wir dankbar sind. Doch als meine Mutter und meine Schwester fast zeitgleich an Krebs starben und ich nur sechs Wochen später dieselbe Diagnose erhielt, hatte ich jeden Dank vergessen.

«Soll das ein Witz sein?»

Zwischen Biopsien, Arztbesuchen und neuen OP-Terminen fragte ich mich, ob ich das nächste Familienmitglied war, das an dieser Krankheit sterben würde. Ich schimpfte mit Gott. «Soll das ein Witz sein, nach all dem, was ich für dich getan habe? Ist dies etwa das Leben im Überfluss, das du mir versprochen hast?»

Ob es Krebs ist oder etwas anderes: Niemand wird von den schlimmen Dingen im Leben verschont. Unsere Welt kann von einer Sekunde auf die andere in sich zusammenfallen, oder sich nach und nach auflösen. Ich war entschlossen, alles ruhig zu nehmen und zu überleben. Das Problem war: Nach der Chemotherapie, Bestrahlung, OP und noch mehr Chemo konnte ich gar nichts mehr machen – nur noch versuchen zu überleben. Die Bibel sagt: «Dankt Gott in jeder Lage!» (1. Thessalonicher Kapitel 5, Vers 18), aber in dem Moment schien das gar nicht möglich. Es klang wie ein Witz. Danken? Wirklich jetzt?

Eine glasklare Anordnung

Obwohl ich nicht dankbar war, forderte Gott trotzdem von mir, ihm zu danken. Dies ist einer der Bereiche, in denen Gott glasklar ist und keinen Spielraum lässt – es ist eine Anordnung, nicht eine Bitte, egal was das Leben gerade auf mich geworfen hatte. Paulus schreibt, dass wir Gott in jeder Lage danken sollen, «das ist es, was er von euch will…». Und wir wissen, dass sein Wille gut, perfekt und vollkommen ist. Das bedeutete, dass der Dank inmitten meiner Krebserkrankung richtig war.

Obwohl ich nicht verstand, wie das funktionieren sollte, liess es mich nicht los. Ich sollte danken; das war die Anordnung. Ich musste überlegen, ob ich gehorchen würde, inmitten der Schmerzen, Übelkeit, Sorge und Trauer. Vielleicht wissen wir nicht, wie es funktioniert, aber Psychologen haben herausgefunden, warum Gott darin so klar ist: Studien zeigen, dass Dankbarkeit nicht nur unser Wohlbefinden stärkt, sondern auch unsere Freude, Optimismus und Empathie stärkt und auf der anderen Seite unsere Aggression reduziert. Doch wie setzt man das ganz konkret um?

1. Beginnen, bevor man es spürt

Als erstes müssen wir aufhören, darauf zu warten, die Seiten unseres Lebensbuches weiterblättern zu können, bis wir uns wieder glücklich fühlen. Wir werden nie mehr anfangen zu danken, wenn wir auf den Punkt warten, an dem wir uns gut fühlen.

Viele von uns kämpfen mit Problemen, die kein Enddatum haben – etwa Depressionen, Unfruchtbarkeit oder Trauer. Deshalb müssen wir anfangen zu danken, bevor wir uns dankbar fühlen.

2. Eine Tat, kein Gefühl  

Meine Freundin Kristan ist mehrfach amputiert. Nach einem septischen Schock durch eine heftige Grippe und eine Lungenentzündung, retteten starke Medikamente ihr Leben – aber ihre Hände, ein Fuss und die Hälfte des anderen Fusses mussten amputiert werden.

Heute leidet sie unter ständigen Schmerzen, Hoffnungslosigkeit und geplatzten Träumen. Trotzdem hat sie gelernt, dass Dankbarkeit eine Handlung ist, kein Gefühl. Sie erklärte mir, dass sie, wenn die Schmerzen unerträglich werden, sich beigebracht hat, dankbar zu sein, indem sie das «Drehbuch ihrer Gedanken» verändert. Aus «Ich muss die Wäsche waschen» macht sie «Ich darf die Wäsche waschen, weil ich vier wunderbare Kinder, eine Waschmaschine und heisses Wasser habe». Aus «Ich muss die Kinder zur Schule fahren» wird «Ich darf sie zur Schule fahren, weil ich wieder neu Auto fahren lernen durfte».

Kristan ist nicht immer fröhlich, aber sie lebt mit Überzeugung. Indem sie ihre Denkweise verändert hat, wurde sie ruhiger, stärker und fähig, ihr Leben neu in die Hand zu bekommen.

3. Die Denkweise ändern

Wer in jeder Lebenslage danken will, braucht eine dankbare Mentalität, nicht nur dankbare Momente. Wir können einzelne Dankesgedanken so nutzen, dass sich dieses grundsätzliche Wohlbefinden in uns ausbreitet, von dem die Psychologen reden – nicht nur momentan, sondern ständig. 

Für mich geht das am besten, wenn ich Dankbarkeit zum Teil meiner Tagesroutine mache. Vielleicht können Sie sich drei Dinge überlegen, für die Sie dankbar sind, wenn Sie morgens etwas Ruhe haben oder abends das Nachtlicht ausknipsen, oder Sie legen eine Liste dafür auf ihrem Mobiltelefon an – was auch immer am einfachsten für Sie ist. Aber ich musste das richtig in meinen Tag einplanen. Irgendwann hörte ich auf, mit dem Danken zu warten, bis mein Krebs besiegt ist, und ich begann, meine Denkweise zu ändern. Und ich erlebte, dass sich die Verheissung aus Philipper, Kapitel 4, Vers 7 mehr und mehr bewahrheitete: «Der Frieden Gottes, der weit über alles Verstehen hinausreicht, wird über euren Gedanken wachen und euch in eurem Innersten bewahren.»

Für Diamanten und Trümmer dankbar sein!

Wenn Sie sich an diesem Jahresende überhaupt nicht dankbar fühlen, lade ich Sie ein, trotzdem Dankbarkeit zu üben – sowohl für die Diamanten als auch die Trümmer Ihres Lebens. Wenn Sie das tun, werden Sie merken, dass man die Dinge nicht erst anders sehen muss, um dankbar zu sein, sondern vielmehr durch den Dank die Dinge anders gesehen werden. Wenn unsere Schmerzen laut schreien, muss unser Dank dies übertönen. Nur so werden wir das Leben entdecken, das nicht schmerzfrei sein muss, um erfüllend zu sein.

Zum Thema:
Leise oder laut?: Den Dank-Tank wieder füllen
Dankbarkeit: Die Wunder im Alltag wahrnehmen
Danken Sie mal wieder!: Dankbarkeit als Lebensstil

Datum: 27.12.2019
Autor: Niki Hardy / Rebekka Schmidt
Quelle: Christian Today / Übersetzt und bearbeitet von Livenet

Kommentare

Die Gedanken einer Bewertung zu unterziehen, negative durch positive zu ersetzen, dazu möchte ich auch die Beschäftigung mit der kognitiven Verhaltenstherapie empfehlen.

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