Sommergospel in Grenchen
Herzensmusik im Herzen der Stadt
Wenn «Open Air» das explizite Ziel ist und es regnet, dann ist Hilfe von oben gefragt. Die neunte Ausgabe des Sommer-Gospel in Grenchen drohte ins Wasser zu fallen. Sobald jedoch die Vorband mit ihrem Blues fertig war und der Schwerpunkt auf den Gospel (übersetzt: Gute Nachricht) kam, stoppte der Regen und liess Freude aufkommen.Silvia Marti, die mit dem Pianisten Theodor Bichsel auftrat, füllte mit ihrer Bühnenpräsenz locker die grosszügige Bühne des Marktplatzes. Stimmgewaltig fegte sie alle musikalischen Vorurteile weg, die man gegenüber einer weissen, klein gewachsenen Frau haben kann. Ihre Stimme ist so kräftig, dass sie es locker mit den «grossen» SängerInnen in der Musikszene aufnehmen kann.
Nach dem bluesig-gospeligen Duo erfüllten die «Swiss Gospel Voices» mit ihrem mehrstimmigen und groovigen Gospel das Stadtzentrum und die Herzen der Zuhörer.
Nach der Sintflut kommt Gospel
Die spärlich besetzten Sitzbänke liessen das OK-Team in der schwülen Abendstimmung mit Schweissausbrüchen kämpfen. Doch mit der Zeit füllten sich die Reihen, sodass am Ende – trotz einiger Regenschauer – eine gute Besucherzahl zu verzeichnen war. Die begeisterten Gospel-Freunde zollten dem Chor mit freudigem Applaus Tribut. Mehrfach wurden am Konzertende Zugaben gefordert, was die ganze Lied-Reserve des Chors, inklusive «Oh happy day», aufbrauchte. Die Stimmbänder der SängerInnen wurden bis zuletzt beansprucht.Lieder, Glaube, Liebe, Hoffnung
Die Moderation machte aktuellerweise Verknüpfungen zum Woodstock-Festival, Joe Cocker und Aretha Franklin; mit der Bemerkung, dass gegenüber «Sex, Drugs and Rock'n'Roll», hier «Glaube, Liebe und Hoffnung» vertreten seien. Und dies bringe notabene weniger «Nebenwirkungen» mit sich, so der Moderator.
Das «Man in the Mirror» von Michael Jackson, berührte und führte den Zuhörer in eine tiefgründig-rhythmische Atmosphäre. Das spezielle Gospel-Medley inklusive «Oh, when the saints go marchin in» pulsierte durch Körper und Geist, wobei dann mit dem Übergospel «Oh happy Day» der ultimative Höhepunkt erreicht war.
Gotteshäuser: Treibhäuser der Musik
Die Swiss Gospel Voices entstanden aus dem renommierten «Swiss Gospel Choir» und überzeugten jetzt auch in der kleineren Formation (mit sechs Stimmen und einer dreiköpfigen Band). Es muss nicht immer gross und schwarz sein, wenn's um Gospel geht. Hier herrschen dann oft Vorurteile, gewissermassen Diskriminierung mit umgekehrten Vorzeichen.
Kirchen in den USA fördern ebenso wie die hiesigen Kirchen Nachwuchsmusiker, wo die kleinen Pflänzlein ihr erstes zarte Wachstum und tonale Erfahrungen sammeln. Whitney Houston, Elvis Presley, Xavier Naidoo oder Luca Hänni; die Liste prominenter Musik-Stars, die ihre ersten Schritte und Unterstützung in christlichen Gotteshäusern erlebten, ist praktisch endlos.
Konzept zum Kopieren
Bereits nächstes Jahr wird das zehnjährige Jubiläum dieses Events. Das Konzept dafür ist simpel, aber erfolgreich:
- Die wichtigste Zutat: Gospel-Musik (allseits beliebt).
- Ein Kontrapunkt im Sommer. Gospelliebhaber sollten nicht immer bis
Weihnachten warten müssen.
- Breit abgestützt durch mehrere Kirchen, die Stadt und beteiligte Restaurants vor Ort.
Deshalb gibt das OK auch überzeugt und begeistert Tipps an Interessierte weiter, die einen ähnlichen Anlass auf die Beine stellen möchten.
Hier finden Sie weitere
Infos:
Sommergospel Grenchen
Hier können Sie das Lied «Happy» von der Swiss Gospel Choir anhören:
Zum Thema:
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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet